14.08.2022

«Mich reizt die Aufgabe»

Roger Meier, Ratsschreiber der Politischen Gemeinde Wattwil, kandidiert für das Widnauer Gemeindepräsidium. Er bringe den erforderlichen Rucksack mit und fühle sich im besten Alter für das Amt, so der 49-Jährige.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 02.11.2022
Geboren und aufgewachsen ist Roger Meier in Basel. Dort besuchte er die Sekundarschule, erwarb das eidg. Handelsdiplom, ging aufs Gymnasium und studierte im Anschluss Staatswissenschaften mit Vertiefung Public Management an der Universität St. Gallen. Ursprünglich stammt die Familie aus dem Sarganserland, Meiers Grossvater war 65 Jahre Landarzt in Mels.Schon früh, etwa mit 16, habe er sich für Politik interessiert; zur Zeit der EWR-Diskussionen trat Meier in die CVP (heute Die Mitte) ein. Später, von 2006 bis 2012, präsidierte er die CVP-Regionalpartei Sarganserland. 2011 war er Nationalratskandidat auf der Liste der CVP St. Gallen.«Mein politisches Interesse kommt von innen heraus», sagt Roger Meier. Es sei ihm ein Bedürfnis, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Ausdruck dessen sind nicht zuletzt zahl­reiche Verbands- und Vereinstätigkeiten, aktuell in den Fördervereinen Spital und Campus Wattwil, oder der Gesellschaft Schweiz-Liechtenstein. «Soll ich, oder soll ich nicht?», so seine Gedanken, als er im Frühjahr auf die Anzeige der Personalberatung stiess, die im Auftrag der Widnauer Findungskommission nach Kandidierenden suchte. Bereits während seiner Zeit im Sarganserland und im Fürstentum Liechtenstein habe er Widnau als «sehr aktive Gemeinde» wahrgenommen. Roger Meier ist verheiratet und hat zwei erwachsene Stiefkinder. Als die Familie ihm versicherte, sie stünde hinter seiner Kandidatur, bewarb er sich kurzerhand. Und die Findungskommission empfahl ihn nebst dem Widnauer Gemeinderat Werner Barmettler (Die Mitte) sowie dem Bernecker Gemeindepräsidenten Bruno Seelos (FDP).Andere Vakanzen interessierten nichtSeit 2016 amtet der Kandidat als Ratsschreiber der Politischen Gemeinde Wattwil. Davor war er während acht Jahren in Vaduz Kanzleileiter des Bürgermeisteramtes. Andere Vakanzen als diejenige in Widnau zog er nicht in Betracht. Weder habe er sich in Buchs beworben, wo ebenfalls ein neues Gemeindeoberhaupt gesucht wird, noch in der Toggenburger Gemeinde Neckertal. Auch in Diepoldsau werde er sich nicht bewerben, obwohl ihm die Medienmitteilung über den angekündigten Rücktritt des Gemeindepräsidenten zugestellt worden sei:«Ich will nicht nur Gemeindepräsident werden, weil es schön klingt, sondern weil mich die Aufgabe reizt», sagt der Kandidat und fügt hinzu: «Es braucht eine Gemeinde, die spannend ist, wo etwas entwickelt werden kann – das ist in Widnau der Fall». Die amtierende Gemeindepräsidentin Christa Köppel habe «sehr viel sehr gut» gemacht. Im Falle seiner Wahl wolle er, «nicht alles anders machen, sondern schauen, was gut läuft und wo etwas zu verbessern ist.» Er spricht von einem Masterplan, in den übergeordnete Themen einfliessen sollten. In den Entwicklungsprozess sei die Bevölkerung einzubeziehen. Spannende Fragen macht Meier beispielsweise bei der Zentrumsentwicklung, den Bedürfnissen der Vereine, der Ortsplanung generell oder auch dem Binnenkanal mit seinen Alleen aus. Für Gewerbe und Industrie gelte es, mögliche Mangellagen bei der Energiever­sorgung frühzeitig im Blick zu haben und entsprechend zu agieren. Bei allen anstehenden Fragen sei ein Zusammenwirken von Gemeinderat, Verwaltung und Bevölkerung anzustreben. «Der Gemeindepräsident ist dabei Treiber und Vehikel.» Für ein Gemeindeoberhaupt sei Konsensfähigkeit wichtig: «Die Essenz von Politik ist Konsens.» Besonders schön sei es, wenn als ein Ergebnis von Politik etwas zum Anfassen, etwas Sichtbares für die Bevölkerung entstünde. So habe er das in Wattwil erlebt, als die Dreifachturnhalle mit Aussensportanlage fertiggestellt war. Unbelastete Aussensicht von VorteilZwischen seiner derzeitigen Wirkungsstätte Wattwil mit gut 8700 Einwohnerinnen und Einwohnern und der grössten Mittelrheintaler Gemeinde Widnau sieht Meier Parallelen: Insgesamt zwölf Zuflüsse der Thur gebe es auf  Wattwiler Gemeindegebiet. Beim Problemfeld Hochwasserschutz verfüge er, wenn auch in kleineren Dimensionen als beim Rhein, über Erfahrung. Mit der Viscose in Widnau und der Heberlein AG in Wattwil verbinde beide Gemeinden zudem die Textiltradition, deren Untergang sowie die alternative Nutzung der entstandenen Industriebrachen.Er gehe von einem «relativ ausgeglichenen» Wettbewerb um das Gemeindepräsidentenamt aus, so Meier. Während der Bundesfeier auf der Aegeten, die er besuchte, sei er bereits mit Einwohnerinnen und Einwohnern ins Gespräch gekommen. Sie wollten den Menschen hinter dem Namen kennenlernen. Dem Umstand, kein Ur-Widnauer zu sein, kann der Kandidat auch Positives abgewinnen. Er könne unbelastet seine Aussensicht einbringen. Und, so Meiers Überzeugung, «irgendwann wird man auch als Auswärtiger zum Ansässigen».HinweisDas Porträt von Werner Barmettler erschien in der Ausgabe vom 13. August. Jenes von Bruno Seelos folgt in einer der nächsten Ausgaben.www.roger-widnau.ch

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