14.11.2019

Meyer amüsierte mit seinem «Wolkenbruch»

Thomas Meyer las aus seinem neuen Werk «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin».

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Gemeinsam mit der Volkshochschule Rheintal lud am Mittwochabend die Rheintalische Gesellschaft für Musik und Literatur in die Kantonsschulaula ein. Gast war der Zürcher Erfolgsautor Thomas Meyer, der aus seinem neuesten Roman vorlas. «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin» ist der Nachfolgeroman zu seinem durch den Film bekannt gewordenen Werk «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse».Jüdische Weltverschwörung und AntisemitismusIm ersten Buch hatte sich der orthodoxe Zürcher Jude Mordechai Wolkenbruch in die Arme einer Schickse, der Nichtjüdin Laura, geworfen. Das ging natürlich nicht und seine Mischpuche, seine jüdisch-fromme Sippe, hatte ihn verstossen. Da war er nun, allein, ohne Kippa, ohne Stirnlocken, ohne Gebete und ohne Lebensziel. Im Hotel, in das er sich geflüchtet hatte, erhielt er Besuch eines gewissen Herrn Hirsch, der ihn «nach Hause holte», ins Heilige Land und ins Kibbuz der «Verlorenen Söhne Israels». Hirsch: «Wir sind eine Gruppe von Jidn, die nicht mehr orthodox leben und deren Familien deswegen mit ihnen gebrochen haben. Wir unterstützen einander, bei der Suche nach Arbeit und einer Wohnung und so weiter. Und wir möchten auch Ihnen helfen.» Die Realität erweist sich jedoch ganz anders. Die «Verlorenen Söhne Israels» sind keine Selbsthilfeorganisation, sondern Kämpfer für die Beherrschung der Welt durch die Juden. Sie bestätigen damit das Vorurteil der Antisemiten von der Jüdischen Weltverschwörung. Sehr zum Erstaunen von Mordechai «Motti» Wolkenbruch. Motti steigt rasch in der Hierarchie auf und wird schliesslich weltoberster Führer. Auf der anderen Seite steht Wolf. Der Obersturmbannführer hat den Zweiten Weltkrieg überlebt und sich mit seiner Gefolgschaft in die «Alpenfestung» zurückgezogen. Von hier aus will die Gruppe «Germania» dasselbe wie die Verlorenen Söhne: die Weltherrschaft. Und Mottis Mame, Frau Wolkenbruch, sehnt sich nach ihrem verloren gegangenen Jingle zurück. Der Roman kreist von Kapitel zu Kapitel springend durch diese drei unterschiedlichen Szenarien, die immer wieder überraschend ineinandergreifen. Durch die geschickte Auswahl der vorgelesenen Texte im Rahmen der zusammenfassenden Erzählung gelang es dem Autor am Mittwochabend, einen abwechslungsreichen und interessanten Einblick in die satirisch-humoristische Handlung seines Romans zu geben. Sein Wortwitz, seine Sprachbilder, die jiddischen Sprachfetzen liessen die Zuhörer schmunzeln und lachen. Auch er selbst lächelte immer wieder. Thomas Meyer strahlte die gleiche tiefgründige Heiterkeit aus wie sein Buch.Geschickt verbindet er seine Geschichte immer wieder mit geradezu kabarettistischen Darstellungen der Situation unserer Welt, der Allgegenwart des Smartphones und der Social Media etwa und den Fragwürdigkeiten der vernetzten digitalen Gesellschaft.

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