24.07.2018

Messmers sind Agrivivaner

Alfred und Antonia Messmer an der Rebenstrasse machen seit vier Jahren bei Agriviva mit, der Vermittlung für Ferienjobs auf dem Bauernhof. Die nächsten zwei Wochen ist dort Sebastian Anderegg aus Wallisellen zu Gast.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerAntonia Messmer kümmert sich gerade um den Zmorge für eine Familie aus Thun, die ein paar Tage beim Rosentürmli verbringt, so heisst der Hof von Messmers. Dann nehmen sich die Bäuerin und Sebastian Anderegg Zeit für ein Gespräch über den Landwirtschaftsbetrieb und Agriviva. Dank des Engagements vieler Bauernfamilien und Agriviva bekommen Jugendliche die Gelegenheit, Erfahrungen in der Arbeitswelt der Landwirtschaft zu sammeln. «Das ist Imagepflege für die Landwirtschaft – und Sie helfen mit, Jugendlichen zu zeigen, wie Nahrungsmittel produziert werden», steht auf der Homepage von Agriviva.Mehr zu Tieren und der LebensmittelproduktionViel zu erzählen hat Sebastian noch nicht. Er ist am letzten Samstag beim Hof ennet dem Steinlibach angekommen. «Ich habe mit ganz jungen Katzen spielen dürfen. Besonders freue ich mich auf die Bibeli, die in den nächsten Tagen schlüpfen sollen», sagt der 14-Jährige. Zu Hause im Züribiet helfe er hin und wieder der Mutter auf dem Pferdehof. Auch beim Ausmisten. Sebastians Grossvater ist Landwirt.Warum hat sich der Sekschüler für den Ferienjob auf dem Bauernhof in Thal entschieden? «Pferde und Kühe kenne ich schon. Ich wollte andere Tiere kennenlernen», sagt Sebastian. Davon gibt es am Rosentürmli genug. So etwa Hühner, Kaninchen, Katzen, Gänse und Esel. Nicht zu vergessen den Appenzellerbläss-Mischling, der lautstark jeden Besucher empfängt.Das Angebot hat sich im Lauf der Zeit entwickeltDie Familie Messmer bietet seit 26 Jahren Ferien auf dem Bauernhof an. «Schon bevor wir beschlossen, bei Agriviva mitzumachen, hatten wir Jugendliche in den Ferien», sagt Antonia Messmer. Angefangen habe das mit den Ferienjobs, als sich die Tochter einer Familie, die öfters in Thal zu Gast war, beim Rosentürmli nach einer Arbeit für die Ferienzeit erkundigte.Seit vier Jahren wirkt die Bauernfamilie bei Agriviva mit. Die Jugendlichen arbeiten während des Aufenthalts Kost und Logie ab. «Zusätzlich bekommen sie für ihre Arbeit einen kleinen Lohn. Bei Agriviva ist alles klar geregelt», sagt die Bäuerin, bevor sie sich wieder der Thuner Gäste annimmt. Für Sebastian ist die kurze Pause vorüber. Er hat eine Arbeit in Stall und Gehege von Pferden und Eseln zu erledigen. Mit einem Lächeln zeigt er die Karrette, mit der er Pferdeäpfel und Mist transportiert. Rasch zeigt sich der Grund für die Freude: Die Mistbenne hat nicht wie üblich zwei Griffe und ein Rad, sondern einen Motor und Raupenantrieb.Der Geruch von Mist oder Gülle stört den jungen Walliseller nicht, würzige Landluft kenne er von daheim. Nachdem er Pferde und Esel auf die Wiese entlassen hat, beginnt Sebastians Job mit Schaufel und Besen. Haufen um Haufen verschwindet im kleinen Transporter.Auf einen Beruf hat sich der Sekundarschüler noch nicht festgelegt. «Eine Arbeit halb drinnen und halb im Freien wäre ideal, am liebsten mit Tieren», sagt Sebastian Anderegg mit breitem Lächeln und glänzenden Augen. Auch Tierarzt schliesse er nicht aus. Hierfür aber müsse er einen Anlauf für die Kanti nehmen. Zu dem, was ihn in den nächsten zwei Wochen erwartet, sagt der Schüler: «Es kommt, wie es kommt. Ich bin bereit.»Keine Lust auf ErziehungsmassnahmenOhne Ordnung funktioniert es nicht, erst recht nicht auf dem Bauernhof. So gibt es klare Regeln für Handy und Laptop, fürs Aufstehen am Morgen und den «Zapfenstreich». Gerne lässt Antonia Messmer den Jugendlichen etwas Spielraum und unternimmt etwas mit ihnen. «Möglicherweise besuchen wir den Walter-Zoo und machen uns mit Pferd, Pony und Eseln auf den Weg», sagt die engagierte Bäuerin. Und wenn es wieder sehr heiss wird, dürfe Sebastian am Nachmittag in die Badi. «Es sind nur die Schwimmbäder erlaubt, in denen es einen Badmeister gibt. Schliesslich trage ich für Sebastian eine Verantwortung», sagt Antonia Messmer. Nicht alle bisher gesammelten Erfahrungen mit den Ferienjobs sind positiv. «Einmal wurde uns ein Jugendlicher geschickt, der als Strafe auf den Bauernhof musste. Um schwierige Kinder und Jugendliche zu erziehen, fehlen mir Zeit und Lust», sagt Antonia Messmer.Bei Sebastian ist die Rosentürmli-Bäuerin guter Dinge. Und dies, obwohl er erst vergangenen Samstag in Thal angekommen ist und auf dem Hof bisher weniger zu tun war.HinweisJugendliche, die sich für einen Ferienjob auf dem Bauernhof interessieren, können unter www.agriviva.ch nachlesen oder unter der E-Mail info@agriviva.ch Kontakt aufnehmen.

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