22.03.2019

Meisterwerk neu entdeckt

Der 1834 in Marbach geborene Historienmaler Severin Benz malte für die ehemalige Pfarrkirche St. Jakobus ein Altarbild. Kunstvermittler Christopher Schulz hat das Gemälde neu entdeckt.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Gerhard Huber«Es ist höchste Zeit, die in Vergessenheit geratenen sakralen Maler wieder in das Bewusstsein der Kunstliebhaber zu holen», zeigt sich Kunstvermittler Christopher Schulz überzeugt, «ein gutes Beispiel hierfür ist der Marbacher Severin Benz, der im ganzen Kanton St. Gallen seine Spuren hinterlassen hat, aber durch sein Wohnen und Wirken in München bei uns im Rheintal sozusagen in der Versenkung verschwunden ist.» Zu Unrecht manchmal als nur mittelmässiger Maler geschmäht, war Severin Benz im Kontext der Malerei des 19. Jahrhunderts der wohl bedeutendste bildende Künstler seiner Zeit im Rheintal.In der Versenkung verschwundenEbenso in der Versenkung verschwunden war auch das Altarbild, das Severin Benz als 25-jähriger Student des zu dieser Zeit bedeutendsten deutschen Historienmalers Karl von Piloty an der Münchner Akademie malte. Sein erstes Altarbild, dem noch viele folgen sollten. «Christus erscheint Magdalena nach seiner Auferstehung» wurde 1895 von Benz für den Hochaltar der ehemaligen Pfarrkirche St. Jakob in Widnau gemalt. Beim Neubau der Pfarrkirche St. Joseph und dem Umzug fand es keine Verwendung mehr und landete in einer Nische hinter dem Hochaltar. Unsichtbar für die Gläubigen. Vergessen von den Kunstliebhabern der Region. Schade, denn in seinem Erstlingswerk vergegenwärtigte Benz das Zwiegespräch zwischen Jesus und Magdalena unmittelbar nach dessen Auferstehung recht eindrücklich. Die Szene ist bühnenartig aufgebaut, die kniende Magdalena streckt dem Herrn graziös ihre Linke entgegen, während er sie mit hoheitsvoller Geste abweist – noli me tangere, berühre mich nicht. Der Faltenwurf der Gewänder ist für einen Kunststudenten mehr als geschickt behandelt. Leider sind die von Benz mitverwendeten Asphaltfarben bei Marias Gewand und im Hintergrund sehr stark nachgedunkelt und rissig.Ausstellungshäppchen als AppetitanregerChristopher Schulz hat die­- ses Bild sozusagen «wiederentdeckt» und dafür gesorgt, dass es vor seinem neuerlichen Verschwinden hinter dem Widnauer Altar wenigstens professionell fotografisch abgelichtet wurde und als Reproduktion am Sonntag, 31. März, zwischen 14 und 18 Uhr im Ortsmuseum Marbach in einer Stundenausstellung zu sehen sein wird. Neben weite­- ren neun Werken von Severin Benz, die im Original gezeigt werden.Dieses Ausstellungshäppchen soll freilich nur ein Appetitanreger sein, denn in den kommenden Monaten sollen alle Altarbilder des Künstlers im Kanton St. Gallen erfasst, abgelichtet und dann im Oktober oder November in einer eigenen Präsentation in Marbach gezeigt werden. Wieso Severin Benz trotz seiner unbestreitbaren grossen Kunstfertigkeiten und seinem überragenden Talent keine tieferen Spuren in der Kunstgeschichte hinterliess, erklärt sich aus seinem bescheidenen Charakter. «Meine Eltern erzogen mich mit Ernst, Liebe und Fürsorge im christlichen Geiste.» Anders als die damaligen Malerfürsten in München, die mit grossem Pomp Eigenwerbung betrieben, blieb Benz Zeit seines Lebens im Hintergrund und hielt sich von der «Szene» fern.Hinweis Die Reproduktion und neun Originale sind am Sonntag, 31. März, von 14 bis 18 Uhr im Ortsmuseum Marbach zu sehen.

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