17.07.2019

Meine Zeit als Au-pair in Irland

Von September 2018 bis Juni 2019 arbeitete Jaël als Au-pair in Dun Laoghaire, Irland. Zurück in der Schweiz, erzählt sie uns von ihrer Zeit im Ausland.

Von at
aktualisiert am 03.11.2022
Name: Jaël Alter: 23 Wohnort: Rüthi Beruf: Mitarbeiterin SozialesWieso hast du dich dazu entschieden, als Au-pair zu arbeiten? Ich wollte schon immer mal etwas länger weg sein. Aber einfach reisen oder einen Sprachaufenthalt machen, ist teuer. Deswegen war die Tätigkeit als Au-pair die beste Lösung für mich.Warum hast du Irland gewählt? Irland hat mich schon verzaubert, als ich das erste Mal mit 16 Jahren da war. Ich war überwältigt von der Natur, der ganzen Stimmung und den Leuten. Ich wusste, dass mir Irland gefällt und deswegen wollte ich mich nicht auf ein Land einlassen, das ich überhaupt nicht kenne.Wie hast du dich mit der Familie verstanden? Nach einem Monat habe ich die Familie gewechselt, weil es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und Streit kam. Die neue Familie war wie ein Lottosechser.Wie sah dein Tag aus? Morgens bin ich mit den Kindern (zwei Buben) aufgestanden und habe mit ihnen gefrühstückt. Danach habe ich den Dreijährigen zur Kinderkrippe gebracht, dass war ein Fussweg von 40 Minuten. Den Fünfjährigen hat der Vater in den Kindergarten gefahren. Am Mittag machte ich mich wieder auf den Weg, um den Kleinen abzuholen – also wieder 40 Minuten hin und 40 Minuten zurück. Am Nachmittag habe ich die Kinder betreut und am Abend hat die ganze Familie zusammen zu Abend gegessen. So sah der Ablauf von Montag bis Freitag aus. An den Wochenenden hatte ich frei.Was war das tollste Erlebnis bei deiner Zeit als Au-pair? Ich finde, es gibt viele kleine oder auch simple Momente, die unvergesslich sind: Ob auf den «Cliffs of Moher» oder einfach beim Kaffeetrinken in Galway mit tollen Menschen.Hast du auch weniger gute Erfahrungen gemacht? Am Anfang war ich sehr überrascht, dass so viele Leute auf der Strasse leben. In der Schweiz sieht man das nicht wirklich, und wir sind einen sehr hohen Standard gewohnt. Ich fand es sehr schlimm, die vielen Obdachlosen zu sehen.Hattest du Bedenken, dass du mit der Familie nicht klarkommst? Ja, ich hatte mir schon Gedanken darüber gemacht. Aber ich sagte mir: Im schlimmsten Fall bin ich einen Tag später wieder zu Hause.Gab es in der Organisation, die dich vermittelt hat, viele, die die Familie wechselten? Ja, fünf Au-pairs haben die Familie gewechselt. Die Organisation selbst hat auch gesagt, dass es diesbezüglich ein turbulentes Jahr gewesen sei.Hast du auch männliche Au-pairs kennengelernt? Nein, dass ist eher eine Seltenheit. Ich finde es schade, dass das bei Männern nicht so aufkommt. Viele Gastfamilien sind auch eher kritisch Männern gegenüber.Bist du nach Hause gegangen während dieser Zeit? Ja, schon nach drei Wochen übers Wochenende, weil mein Cousin seine Firmung hatte. Sonst bin ich nur an Weihnachten nach Hause geflogen.Hattest du Heimweh? Als ich einmal krank war, hatte ich starkes Heimweh. Das war so ein Tiefpunkt. Auch als ich nach Weihnachten wieder zurückflog, war das ein sehr eigenartiges Gefühl. Aber nach zwei, drei Tagen hat sich das Heimweh wieder gelegt.Wie war das Essen in Irland? Ich bin absolut kein Fan von irischem Essen. Ich werde jetzt lange keine Erbsen und Kartoffeln mehr essen, weil ich das zu oft hatte. Die Iren kochen auch fast immer ohne Salz. Meine Gastfamilie hat zum Beispiel ganz ohne Gewürz gekocht. Ich habe mich so auf Bratwurst, Käse und Brot in der Schweiz gefreut. Und natürlich auf das Wasser aus dem Wasserhahn.Wie war es nach den zehn Monaten, nach Hause zurückzukehren? Ich hatte wahnsinnig Mühe damit. Im Flugzeug habe ich zwei Stunden durchgeweint. Auch jetzt ist es noch schwer für mich, wieder neu in den Alltag in der Schweiz hineinzukommen. Im Nachhinein finde ich das Zurückkommen schwerer als das Hingehen.Hat dich die Zeit im Ausland verändert? Ja, ich denke schon. Ich habe gelernt, das zu schätzen, was ich habe, und mich nicht mehr über kleine Sachen zu nerven. Natürlich wird man in so einer Zeit auch reifer und selbstständiger.

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