Hildegard BickelAn der Weinbergstrasse ziehen viele Häuser die Blicke auf sich. So auch das Weisse, Unkonventionelle, mit klaren Linien und Sonnenschirmen auf der Terrasse mit Pool. Die Klingel ist neben dem dunkeln Garagentor. Ein Hund bellt durch die Gegensprechanlage, dann meldet sich der Hausherr. «Ich komme!», ruft Pino Zünd. Einen Moment später steht er im Eingang und bittet herein. Der erste Schritt in das Haus geschieht unauffällig durch die im Garagentor integrierte Tür. Doch das Innenleben, das sich eröffnet, verblüfft.Die 200 m2 grosse Garage gleicht einer Halle. An den Wänden sind Holzskulpturen aufgereiht, die aus Südostasien stammen. Pino Zünd und seine Frau Marianna brachten sie von Reisen mit. Die Wintermonate verbringen sie regelmässig in tropischen Klimazonen, abseits des Massentourismus, nah bei Einheimischen und deren Kultur.Die Interessen der Bewohner sind sichtbarEine weitere Leidenschaft des 68-Jährigen sind historische Rennwagen. In einer Ecke hat er sich eine Werkstatt eingerichtet, wo er Autos renoviert. Auch schon parkte hier ein Formel 2 Brabham. Die Treppe in die oberen Stockwerke führt vorbei am Weinkeller. Durch eine Glasscheibe lässt sich eine internationale Auswahl edler Tropfen erahnen. Pino Zünd, Kenner und Geniesser, präsidierte während sechs Jahren den Verein Rheintalwein. Der Hund bellt wieder. «Django, sei still!» Der kleine Chihuahua schaut aufmerksam, wer in den Wohnbereich eintritt. Nein, nicht die Hausherrin, sie ist an diesem Vormittag in der Yogaklasse. Django zieht sich brav an seinen Platz auf dem Sofa zurück. Im offenen Raum mit Wohnzimmer und Küche ist es wohltuend wohnlich. Der rotbraune Holzboden strahlt Wärme aus, die Backsteinwand gibt noch mehr Tiefe, auf dem Esstisch stehen frische Wiesenblumen in den Vasen. Und es wird gern gelesen. Da sind Kochbücher in der Küche, Kinderbücher für den Enkel auf dem Couchtisch, Sachbücher und Belletristik im Schlafzimmer. In der Bibliothek im oberen Stock reichen die Regale bis fast an die Decke, bei einer auffälligen Raumhöhe. Alle Zimmer sind mindestens 2,8 Meter hoch, einige noch höher. Zünds mögen es luftig. Bauhaus-Stil löste das Wohnen im Jugendstil abDie Architektur ist inspiriert von Bauhaus-Elementen. «Es gibt Gebäude in diesem Stil, die heute 100-jährig sind und immer noch klassisch und zeitlos wirken», sagt Pino Zünd. Online stiess er auf ein Architekturbüro aus Leipzig, dessen Portfolio seinen Vorstellungen entsprach. Hans Heinze von Avantecture hat Zünds Ideen frech interpretiert, den Bauherrn begeistert. Das Fenster im Büro hat die Form eines Dreiecks. Platzsparende Schiebetüren führen in die Schlafzimmer und Nasszellen. Von oben fällt viel Licht in die Räume. Das Elternschlafzimmer ist so hoch, es liesse sich ein Zwischenboden einbauen und eine weitere Etage gewinnen. «Ich wollte ein Haus bauen, das bis auf den letzten Zentimeter die verfügbare Höhe und Fläche des Grundstücks nutzt.»Zuvor wohnte Pino Zünd mit seiner Frau und später mit den Kindern Dino und Lara fast 30 Jahre in Berneck in einer Jugendstilvilla. Er schwärmt vom goldenen Schnitt – der Harmonie und den Proportionen der Villa – doch mit 450 m2 Wohnfläche und einem grossen Park war das Anwesen zu gross für das Wohnen im Alter. Pino Zünd, ein Balgacher Bürger, der im Eichholz aufwuchs, kam zufällig wieder in seinen Heimatort. Dino Zünd, tätig im Immobilienbereich, erfuhr, eine Bauparzelle am Balger Hang sei zu erwerben. «Gibt’s doch nicht», staunte Pino Zünd über die rare Gelegenheit. Er bat seinen Sohn, sich darum zu kümmern. Innert Kürze kam es zum Kaufabschluss und es folgte die Planung, die vor sieben Jahren begann.Dem Ehepaar sind natürliche und nachhaltige Materialien wichtig. Marianna Zünd setzt sich als Ernährungsberaterin und Heilpraktikerin mit gesundheitlichen Themen auseinander. Zwei Erdsonden und Solarstrom liefern Öko-Energie und decken den Eigenbedarf bei weitem ab. Um Strahlenbelastungen zu reduzieren, sind im Haus Kupferkabel verlegt. So ist die Erdung verschiedener negativer Einflüsse gewährleistet. W-Lan und allerlei Steuerungen der Haustechnik sind vorhanden, nur die Mobilfunkverbindung im Haus sei schlecht. «Dafür schlafen wir wie Herrgöttli», sagt Pino Zünd. «Wir hören den eigenen Herzschlag, weil es so ruhig ist.»Ein unbezahlbarer Luxus ist die Aussicht von der Dachterrasse über die Dächer von Balgach und über das Rheintal. Ebenso die gute Nachbarschaft im Quartier und der Wald in nächster Nähe zum Spazieren und Joggen. Pino Zünd schaut zu, wie ein Milan über dem Haus kreist. «Es ist wunderbar hier.»Hinweis: Mehr Bilder auf rheintaler.ch