Heute beginnen in Bern die schweizerischen Berufsmeisterschaften SwissSkills. An diesem fünftägigen Grossanlass sind die 1000 besten jungen Berufsleute der Schweiz live dabei und kämpfen in 150 verschiedenen Berufen um den jeweiligen Meistertitel. Unter ihnen ist auch der 20-jährige Diego Fuchshofer aus Oberriet. Er muss keine Drähte verlegen oder einen Kuchen backen. Er bestreitet einen anspruchsvollen Parcours, der Konzentration, Geschicklichkeit, Wissen und Präzision erfordert.Es ist nicht einfach, mit Diego Fuchshofer ein Interview zu vereinbaren. Der Oberrieter, der bei der Sieber Transport AG in Berneck arbeitet, ist zwischen 50 und 60 Stunden pro Woche auf der Strasse unterwegs. Als Strassentransportfachmann, umgangssprachlich Lastwagenchauffeur genannt, ist er in der ganzen Schweiz unterwegs. Für ein Telefoninterview unterbricht er seine Mittagspause – irgendwo auf einem Parkplatz in Spiez am Thunersee. «Gestern Abend bin ich nach Bern gefahren und habe dort in einem Relais-Spunten übernachtet. Heute geht’s nach Biberist und Zürich. Wenn es sich ausgeht, werde ich zurück nach Berneck fahren», sagt Fuchshofer. Er klingt weder müde noch gestresst, sondern gerät fast ins Schwärmen, wenn man ihn auf seinen Beruf anspricht. «Für mich ist es nicht nur ein Job. Als Chauffeur muss man mit Leib und Seele dabei sein. Dafür bekommt man viele Freiheiten und kann die Schweiz erkunden», sagt er.Inspiriert vom Götti den Traumberuf gefundenVor einem Jahr hat er seine dreijährige Ausbildung zum Strassentransportfachmann abgeschlossen. Grosse Autos haben ihn schon als kleinen Bub fasziniert. Den Ausschlag für den Beruf gab jedoch sein Götti, der ebenfalls einmal Lastwagenchauffeur bei Sieber Transport war. «Von da an waren Lastwagen ein fester Bestandteil in meinem Leben», sagt Fuchshofer. Immerhin ist sein Sattelschlepper zumindest teilweise sein Zuhause. Er erzählt von blauen Plüschvorhängen mit beigen Fransen, die in seinem Truck hängen. Von der Bettwäsche und der Zahnbürste, die auf seinem Schlafplatz in der Fahrerkabine liegen, von dem Aromat, das er immer dabei hat, und von dem Teddybären auf dem Armaturenbrett, den er einmal von seiner Gotta geschenkt bekommen hat. «So habe ich meine Familie immer bei mir», sagt der 20-Jährige.Das Aromat hat er zu Hause gelassen, aber sein Teddybär reiste mit ihm an die SwissSkills in Bern: «Er wird sich im Lastwagen gut machen und mir von dort aus Glück bringen.»Das erklärte Ziel ist ein Sieg für die OstschweizFür Fuchshofer war es ein spontaner Entschluss, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Als er mit seinem Oberstift, der bereits an den SwissSkills teilgenommen hatte, an der Messe in Bern war, hat er sich kurzerhand «überschnorre loh» und sich angemeldet. Teilnahmeberechtigt sind alle, die eine Lehrabschlussnote über 5,0 haben. Im Anschluss werden 30 Bewerberinnen und Bewerber für ein Casting eingeladen. Davon erhielten 20 einen Startplatz für die SwissSkills. Der 20-Jährige war überrascht, dass er unter diesen ist. «Mein Kampfgeist war geweckt. Es wäre cool, den Sieg in die Ostschweiz zu holen und dann vielleicht noch an die WordSkills zu gehen», sagt er. Doch vorerst liegen fünf harte Wettkampftage vor ihm.Strassentransportfachleute transportieren mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen wie Staplern oder Kränen verschiedene Waren. Sie planen die Transporte und wissen, wie man mit den Gütern umgeht. Sie können auch kleinere Reparaturen durchführen und Pannen beheben. All dieses Wissen ist nun an den SwissSkills gefragt. In einem höchst anspruchsvollen Parcours mit insgesamt über 15 verschiedenen Posten müssen die jungen Talente an jedem einzelnen Wettbewerbstag ein Höchstmass an Konzentration, Geschicklichkeit, Fingerfertigkeit, Wissen und Präzision zeigen. So müssen sie beispielsweise einen Lastwagen auf eine Wippe fahren, einen Staplerparcous absolvieren, Schneeketten montieren und ein Rad wechseln, eine Hängerzug und einen Sattelschlepper fahren und einen Lastwagenanhänger manövrieren. Auch das theoretische Wissen wird geprüft. «Mein Betrieb war eine super Unterstützung bei den Vorbereitungen», sagt Fuchshofer. Ihm sei es auch zu verdanken, dass er einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Kandidatinnen und Kandidaten hat: «Meine gute Ausbildung hat mich perfekt auf die SwissSkills vorbereitet. In Kombination mit meinem Kampfgeist und meiner offenen Art bin ich nun auf den Sieg fokussiert.» Ob ihm das gelingt, zeigt sich in den kommenden fünf Tagen.Hinweis: Die SwissSkills stehen Interessierten offen. Mehr Infos unter www.swiss-skills2022.ch