Unscheinbar, an den alten Rheindamm geschmiegt, liegt fernab des Dorfes Diepoldsau ein Naturschutzgebiet von regionaler Bedeutung. Ein Ortsunkundiger hat es nicht leicht, hierher zu finden. Hier leben ausser Vögeln und Insekten viele Kröten, Unken und der Kammmolch, den die Naturschutzgruppe Alta Rhy liebevoll «unseren kleinen Drachen» nennt.Das Tier ist auf der Roten Liste der Amphibien zu finden und somit eine streng geschützte Rarität. Die Melioration vor Jahrzehnten hat der Kammmolchpopulation nicht gutgetan.In Diepoldsau der grösste WaldDas klein anmutende Amphibienlaichgebiet hat die beachtliche Grösse von 2,25 Hektaren und ist im nicht mit Wald verwöhnten Diepoldsau die gröss-te Ansammlung von Bäumen – Tannen vor allem. Dazu muss man wissen: Es handelt sich bei diesem Wald um einen Rest des einstigen Auenwaldes am Rhein. Bevor der Fluss mit dem Rheindurchstich begradigt wurde, floss er hier vorbei. (An seiner Stelle gibt es heute – rund hundert Meter entfernt – den Alten Rhein.)Bis Mitte des letzten Jahrhunderts wurde ein Teil des Naturschutzgebiets landwirtschaftlich genutzt, die Bauern hatten aber keine Freude, denn der Boden war zu feucht. So wurde er in ein Naherholungsgebiet umgewandelt und ein Weiher angelegt. Das viele Nadelholz, das streng genommen nicht hierhergehörte, war ursprünglich als Bauholz gedacht.Öko-Verbindung zwischen den beiden FlüssenHeute ist das Amphibienlaichgebiet Fahrmad ein wichtiger Flecken Natur zwischen Neuem und Altem Rhein. Im Bestreben, die Ebene ökologisch zu vernetzen, entstanden in der näheren Umgebung des Naturschutzgebietes mancherorts Hecken. Das jüngste ökologische Trittbrett, rund 200 Meter östlich des Fahrmad-Naturschutzgebiets, besteht seit zwanzig Jahren. Die nun bevorstehende Aufwertung des Amphibienlaichgebiets Fahrmad betrifft die im Osten liegenden zwei Drittel des Naturschutzgebietes, das der Ortsgemeinde Diepoldsau gehört.Mit Planung und Bauleitung ist das Altstätter Büro Oeplan beauftragt. Dieses wirkt in Zusammenarbeit mit dem Kanton, der 75 Prozent der Kosten übernimmt, den Rest bezahlt die politische Gemeinde. Die Gesamtsumme wird mit 150 000 Franken beziffert. Das Projekt ist Teil der kantonalen Biodiversitätsstrategie. Diese sieht vor, dass Kerngebiete wie das Amphibienlaichgebiet Fahrmad aufgewertet werden. Das dient nicht nur den Kröten und Molchen, sondern allen Lebewesen im Gebiet; auch den Libellen und Insekten, ebenso den Pflanzen.Amphibien brauchenRückzugsorteUdo Hutter, als Diepoldsauer Gemeinderat Präsident der Naturschutzkommission, spricht von einem gewissen Nachholbedarf – sowohl regional als auch in Diepoldsau.Jürg Sonderegger, Mitglied im Verwaltungsrat der Ortsgemeinde Diepoldsau und Präsident der Naturschutzgruppe Alta Rhy, weiss, was der Kammmolch mag: Gräben, kleinere Weiher, Schatten, aber auch Orte mit wild wachsenden Pflanzen und Sonne. Mit der Aufwertung des Amphibienlaichgebiets soll diese Vielfalt noch viel ausgeprägter werden.Zusätzlich zum grossen Weiher im Süden und dem kleinen im Osten sollen sechs weitere Weiher entstehen, zwei davon sind winzig, aber nicht minder bedeutsam.[caption_left: Der grosse Weiher unten (im Süden) besteht bereits, ebenso einer der Weiher im Osten. Alle anderen entstehen neu.]Amphibien suchten sich gern immer wieder neue Orte, sagt Jürg Sonderegger, weshalb mehrere Weiher von Vorteil seien. Der Kammmolch brauche – wie die meisten Kröten – zwar das Wasser, um zu laichen, überwintere aber nicht darin. Entsprechend wichtig sei somit ein gutes Umfeld mit Rückzugsorten, wo die Tiere sich verstecken können, abgeschirmt von Naherholungssuchenden. Auch den Rehen dient der kleine Wald als Rückzugs-ort. Das Ziel ist es, die Neugestaltung bis Ende Februar abzuschliessen, weil im März die Amphibien wieder wandern. Sollte das wegen des Wetters nicht gelingen, würden die Arbeiten im Herbst beendet. Noch für diesen Monat ist das Holzen vorgesehen, im Februar werden die Weiher angelegt.Der Mensch ist auf dem Weg willkommenBeim Auslichten wird darauf geachtet, dass standortgerechte Bäume wie Erlen, Birken oder Weiden nachwachsen. Auch Eschen oder Ulmen passten zwar hierher, das Eschen- und das Ulmensterben in den letzten Jahren ist jedoch entmutigend.Die Gestaltung wird so vorgenommen, dass sowohl das Mähen als auch das Ausbaggern (Entschlammen) der Weiher in Zukunft leicht möglich ist. Auch ein Weg wird angelegt. Denn die Bevölkerung soll an der Neugestaltung Freude haben können. Wie andernorts gilt auch in Diepoldsau: Der Mensch ist im Naturschutzgebiet willkommen, zugleich jedoch gebeten, auf dem Weg zu bleiben.