24.08.2022

Mehr Warntafeln statt Zäune und Netze

Trotz tödlicher Unfälle im Alpstein: Der Bezirksrat Schwende-Rüte will keinen grossen Ausbau der Bergwege.

Von Adrian Vögele
aktualisiert am 02.11.2022
Sind die Wanderwege im Alpstein sicher genug? Diese Frage ist nach den tödlichen Unfällen der vergangenen Wochen umstritten. So hat Wanderweg-Experte Ruedi Spiess im Gespräch mit unserer Zeitung den Zustand des Wegs im steilen Gelände zwischen Aescher und Seealpsee kritisiert: «Wenn ich einzelne Passagen dieses Wanderwegs genau betrachte, sehe ich sofortigen Handlungsbedarf.» Stolperfallen müssten entfernt werden, etwa herausragende Armierungseisen, auch sei an manchen Stellen ein Zaun notwendig. Im Kanton Appenzell Innerrhoden sind hauptsächlich die Bezirke für den Zustand der Wanderwege verantwortlich. Der Bezirksrat Schwende-Rüte hat nun die Situation beraten und entschieden: Auch wenn die Bergwanderwege im Gebiet Ebenalp – Aescher – Seealpsee zu den meistbegangenen im Alpstein gehören und man ihnen grosse Aufmerksamkeit schenke – ein grossflächiger Ausbau wird nicht angestrebt. Zu grosser Aufwand, falsches Sicherheitsempfinden Die Wege vom Aescher zum Seealpsee und zur Altenalp bleiben weiterhin als anspruchsvolle Bergwanderwege eingestuft – mit rot-weisser Markierung. Sie seien entsprechend dieser Schwierigkeitsskala ausgebaut, heisst es in der Mitteilung des Bezirksrats. Der Bezirksrat verzichtet somit darauf, beispielsweise auf der Talseite der erwähnten Wege Zäune, Fallschutznetze oder Ähnliches zu installieren. Solche Verbauungen würden ein «falsches Sicherheitsempfinden» bei den Wanderinnen und Wanderern auslösen, heisst es im Communiqué. Hinzu kommt, dass der Aufwand für die Instandhaltung solcher Verbauungen sehr gross wäre, wie Bezirkshauptmann Bruno Huber auf Anfrage sagt. Häufige Reparaturen wegen Lawinen und Schnee würden nötig: «Das ist schlicht nicht handhabbar.» Jeder tödliche Unfall sei tragisch, doch der Alpstein bleibe ein Berggebiet und eine vollständige Sicherheit könne man auch mit baulichen Massnahmen an den Wegen nicht erreichen. Punktuelle Vereinfachungen auf den Wegen um den Aescher würden im Rahmen des normalen Unterhalts geprüft und nach Möglichkeit umgesetzt, sagt Sepp Manser, der im Bezirksrat für das Ressort Wanderwege zuständig ist. Allenfalls werden Stufen geglättet«Dazu gehört eine allfällige Glättung einiger Stufenbereiche.» Der Bezirksrat wehrt sich gegen die Ansicht, aufgrund der hohen Besucherzahlen im Alpstein sei ein Ausbau des Wegnetzes fast unumgänglich. Manser sagt: «Wenn beispielsweise Wege beim Aescher betoniert würden, weckt das falsche Erwartungen für das gesamte Alpsteingebiet.» Stattdessen will der Bezirksrat die Wanderer noch besser für die Gefahren sensibilisieren. So sollen an bestimmten Punkten – beispielsweise am Aescher – zweisprachige Tafeln samt Piktogrammen installiert werden, und zwar so, dass sämtliche Passanten die Hinweise bemerken und bei Bedarf auf eine alternative Route ausweichen können.  Auch sollen die regionalen Tourismus- und Gastrobetriebe bei Wanderempfehlungen ans Publikum verstärkt auf Risiken hinweisen. Immer mehr Gäste sind überfordert Huber sagt: «Wir stellen fest, dass sich vermehrt Leute auf die Bergwanderwege begeben, die die Anforderungen nicht erfüllen.»  Die Wege vom Aescher zum Seealpsee und zur Altenalp seien nur erfahrenen Berggängern zu empfehlen. Der Bezirksrat ruft in seinem Communiqué in Erinnerung, was das bedeutet: «Die Gäste müssen trittsicher, schwindelfrei und in guter körperlicher Verfassung sein.» Auch müssten die Berggänger gut ausgerüstet sein und die Gefahren im Gebirge kennen – Steinschlag, Rutsch- und Absturzgefahr, Wetterumstürze, Lawinen und so weiter. Für weniger erfahrene Wanderer gibt es alternative Routen, wie der Bezirksrat schreibt. So sei der Seealpsee auch über die befestigte Strasse oder über das Hüttentobel von Wasserauen aus in einer Stunde erreichbar. Schuhe mit griffiger Sohle und eine der Witterung entsprechende Ausrüstung werden aber auch für diese Wege ausdrücklich empfohlen. 

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