01.04.2022

Mehr Platz für Käsepflegeroboter

Die Lässer AG setzt nebst Stickmaschinen auch auf Roboter für Käselager. Für die Montage baut sie eine neue Halle.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 02.11.2022
Unter dem Namen Kaesaro entwickelt und produziert der in Diepoldsau ansässige Familienbetrieb bereits seit rund drei Jahren Käsepflegeroboter. Der Platzbedarf für die Fertigung solcher Anlagen ist enorm. Deshalb erstellt die Lässer AG eine Montagehalle an der Gewerbestrasse. Gestern begannen die Bauarbeiten.«Das Angebot zur Übernahme von Kaesaro kam 2018 genau zum richtigen Zeitpunkt», sagt Philipp Lässer. Der heute 29-Jährige hatte seinerzeit sein Studium an der ETH Zürich abgeschlossen und war just beim Familienbetrieb eingestiegen. Als der Oberrieter Unternehmer Rino Weder dem Produzenten von Grossstickmaschinen die Firma Kaesaro anbot, ging es der Stickbranche schlecht.[caption_left: Philipp Lässer, Entwicklung, Kaesaro AG.]Mittels Lohnfertigung gelang es dem 1954 gegründeten Familienunternehmen, einen Stellenabbau in grösserem Umfang zu vermeiden. Auf die Krise der Stickbranche folgte fast unmittelbar die Coronapandemie; die weltweite Nachfrage nach grossen Stickmaschinen blieb eher tief.Know-how und Zeit waren vorhandenDie Mitarbeitenden hatten Zeit, sich mit den Besonderheiten von Käsepflegerobotern auseinanderzusetzen, denn das Know-how bei Planung, Fertigung und Software war vorhanden. Hatte Rino Weder in der Regel grössere Anlagen für den österreichischen Markt erstellt, stieg die Lässer AG von Beginn weg mit einem Komplettangebot ins neue Geschäftsfeld ein. Von der Softwareentwicklung über die Produktion, den Verkauf und das After-Sales-Geschäft. Der Markennamen Kaesaro ist seit 2021 geschützt. Der Familienbetrieb, der rund 150 Angestellte beschäftigt, nutzt die Holdingstruktur: Je nach Auftragslage arbeiten Mitarbeitende im Bereich Stickmaschinen oder für die Käsepflegeroboter.[caption_left: Auf dieser Grünfläche an der Gewerbestrasse kommt die neue Halle zu stehen.]Der Start sei sehr erfreulich verlaufen, meint Philipp Lässer. Dies nicht zuletzt deshalb, weil das Käsegeschäft seit 2019 generell gut lief; 2021 sei gar ein Rekordjahr gewesen. Mit den Käsepflegerobotern der Kaesaro werden typischerweise Halbhart-käse mit einem Durchmesser von 25 bis 30 cm gepflegt. Zur automatisierten Käsepflege gehören beispielsweise das Wenden der Käselaibe, deren Um- oder Auslagerung sowie das Einreiben mit Salzlake. Dafür werden Bürsten eingesetzt.Bewirtschaftung eines Käselagers ist aufwendigJeder Käse müsse zwei- bis dreimal pro Woche gewendet werden, sagt Lässer und nennt ein Beispiel: «Die kleinste Käserei, an die wir kürzlich eine Anlage lieferten, hat 10 000 Käselaibe an Lager, der Roboter schafft 130 Bretter pro Stunde.» Würde man die Arbeit ohne Automatisierungsunterstützung, sondern allein durch Menschenhand ausführen wollen, wären sicher drei Personen nötig.[caption_left: Blick in eine Maschine zur automatisierten Käsepflege.]Noch werden in den Montagehallen der Lässer AG an der Industriestrasse sowohl Stickmaschinen als auch Käsepflegeroboter montiert. Nach der Teilevorfertigung erfolgt die Herstellung in Baugruppen, an-schliessend werden die Motoren für die Anlage getestet, indem ein Modul nach dem anderen mit entsprechender Softwaresteuerung hinzugefügt wird. Für die Testläufe auf den Anlagen werden je nachdem echte Käselaibe oder Holzlaibe verwendet. «Jede Anlage ist anders», sagt Philipp Lässer. Dem Kunden stehen diverse individuell wählbare Optionen zur Auswahl, so etwa «Brettwenden» oder «Käseplatzwechsel». Zudem können die Parameter Wassermenge, Druck und Bürsten in vielen Varianten eingestellt werden. Bis eine grosse, voll automatisierte Anlage fertig gestellt ist, vergeht rund ein Jahr.Für die Fertigung braucht es viel PlatzUm parallel Baugruppen für verschiedene Anlagen erstellen zu können, reicht die verfügbare Grundfläche in den vorhandenen Hallen im Industriegebiet Güter nicht mehr aus. Auf einer Grünfläche an der Gewerbestrasse, zwischen zwei Lässer-Produktionshallen gelegen, wird nun mit dem Bau einer etwa 40×35 Meter grossen, zweigeschossigen Montagehalle begonnen. Die Visiere ragten 15 Meter hoch in den Himmel – ein Tribut an die teils meterhohen Käseregale, die es zu bedienen gilt. «Die Aufträge sind da», sagt Philipp Lässer, dem die Vorfreude auf die neue Halle deutlich anzumerken ist.Blick in die Zukunft stimmt optimistischDas Geschäft mit den Käsepflegerobotern sei in Italien, Frankreich, den Niederlanden und Norddeutschland inzwischen angelaufen. Eine Maschine habe man bereits nach Süddeutschland verkauft. Hauptsächlich beliefert die Kaesaro Kunden in der Schweiz und Österreich, etwa zu gleichen Teilen. Auch der Markt für Grossstickmaschinen hat sich mittlerweile erholt. Zum 1. März übernahm die Lässer AG vom Saurer-Konzern den noch verbliebenen Stickmaschinenbereich am Standort Arbon; die Produktion hatte Saurer bereits Ende 2019 nach China verlagert. Das Diepoldsauer Unternehmen der Brüder Franz und Anton Lässer hingegen setzt weiterhin auf den Produktionsstandort Schweiz.

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