Gert BrudererDem veranstaltungsfreudigen Quartett gehören ausser dem Pfarrer Rolf Bärtsch drei selbst musizierende Mitglieder an. Das sind die in Sax lebende Andrea Kind vom Trio Anderscht, die in Sennwald regelmässig musizierende Organistin Yuka Kitano aus Feldkirch sowie der Mesmer Adrian Göldi, der früher regelmässig Orgel spielte und inzwischen nur noch aushilfsweise auftritt.Göldi gehört einem von drei Sennwalder Göldi-Stämmen an, wobei Sennwalder mit diesem Namen evangelisch sein dürften, Göldis aus Rüthi dagegen vornehmlich katholisch. Überhaupt ist der Anteil der evangelischen Kirchbürger aus Rüthi und Lienz nicht allzu gross: Von den 2290 Mitgliedern der Kirchgemeinde stammen 288 aus Rüthi sowie 104 aus Lienz.Freude am UnverfälschtenDer Mesmer ist in Sennwald aufgewachsen, hat nach der Lehre als Orgelbauer 22 Jahre lang seinen Beruf ausgeübt und war – bis nach Fernost – vorwiegend im Ausland tätig. Als Familienvater erlebte er diese häufige Abwesenheit als grossen Nachteil, weshalb Adrian Göldi vor knapp drei Jahren Mesmer wurde.Der 41-Jährige, der CDs höchstens zur Hand nimmt, um sich mit der Art der Interpretation zu beschäftigen, findet musikalisches Vergnügen fast ausschliesslich in Live-Konzerten. Nicht elektronisch manipulierter Musik, sondern dem Unverfälschten gilt seine Leidenschaft. Göldi mag die klassische Musik und Volksmusik. Bereits mit sieben hörte er dem Schwager seines Vaters zu, der Orgel spielte – und das Instrument und wie sein Onkel es benützte, prägte seine eigene Biografie.Als Adrian Göldi vor einem Jahrzehnt zusammen mit Andrea Kind für einen Anlass auf Schloss Werdenberg einen Programmpunkt gestaltete, keimte erstmals der Wunsch nach einer kulturellen Plattform im Einzugsgebiet der evangelischen Kirchgemeinde auf. Spielraum dank der KirchgemeindeAuftritte wie Ende September von Yuka Kitano und Andrea Kind in Sennwald sind auch nach Einschätzung des Pfarrers von jener auserlesenen Sorte, die es zu fördern gilt. Die Kirchgemeinde unterstützt denn auch die neue kulturelle Initiative, indem sie nicht nur die Druckkosten für Werbung übernimmt, sondern die Gruppe auch mit einem Jahresbeitrag von 3000 Franken unterstützt. So besteht ein gewisser Spielraum bei der Verpflichtung von Profimusikern und erlaubt den freien Eintritt zu jedem Anlass. Nicht einmal eine Kollekte gedenken die Organisatoren zu erheben, so dass also auch kein «verstecktes» Eintrittsgeld anfällt. Eine Ausnahme sind Benefizkonzerte oder allenfalls Auftritte von Musikschulformationen, wobei die dann erhobene freiwillige Kollekte natürlich den Auftretenden zugutekommt.Man möchte flexibel seinAls schönes Erlebnis ist Adrian Göldi das Orgelkonzert vom Frühjahr in Sax in Erinnerung. Die rund sechzig Musikfreunde, die dem Konzert beiwohnten, nennt er als Richtzahl auch für weitere Konzerte. Diese finden, je nach Art des Auftritts und nach Herkunft der Musiker, in einer der drei Kirchen statt, die zur Kirchgemeinde gehören, also in Sennwald, Salez oder Sax, wo eine 300-jährige Barockorgel vorhanden ist. In Sennwald finden ohne Zusatzbestuhlung 170 Gäste Platz, bei einem Schülerkonzert waren es schon bis 250 – und das «war dann schon das Maximum», sagt Göldi. Speziell ist die Möglichkeit, für ein Orgelkonzert den Chorraum zu bestuhlen, so dass das Publikum den Organisten sehen kann und der Klang besser wahrnehmbar ist. Adrian Göldi sagt: «Es ist ein grosser Unterschied, ob man bespielt wird oder sich begleitet fühlt.» Konzerte dürften zwar einen besonderen Stellenwert einnehmen, es sind aber auch Lesungen oder Theateraufführungen denkbar. Der Durchführungsort ist zwar primär eine Kirche, doch kommt – je nach Anlass – auch ein anderes Lokal in Frage oder, in der warmen Jahreszeit, ein Anlass unter freiem Himmel.Start mit Jürgen NatterDas Auftaktkonzert der neuen Sennwalder Reihe gibt am Reformationssonntag, also am 4. November (17 Uhr), der bekannte Jürgen Natter. Auf der 25-jährigen Orgel spielt er Werke von Michel Corrette, Max Reger, Dietrich Buxtehude, Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Auch ein Stück von Natter selbst wird dargeboten. Mit Bezug auf seine Freude an Musik, die «nicht aus der Konserve» kommt, sagt Mesmer Göldi: «Was das Publikum bei uns erleben kann, ist quasi ein Naturprodukt.»