Am letzten Mai-Wochenende war er im siebten Himmel, am darauffolgenden Mittwoch in einer Baugrube. Hier wie dort sass er am Schlagzeug, spielte mit der Leidenschaft, für die sein Publikum ihn liebt.Beide Auftritte wurden in Ton und Bild festgehalten, sind also von bleibendem Wert. Obschon das eine mit dem andern nichts zu tun hat. Ausser, dass Musik und Experimentierfreude in beiden Fällen eine Rolle spielen.Mit zwei Bands Auftritt in TV-ReiheCarlo Lorenzi und seine Lust am Nichtalltäglichen gehören zusammen wie Hammer und Amboss. Ein Schmied hat das Feuer im Ofen, Lorenzi im Herzen. Bedient er Medien mit Infos über irgendein Projekt, begnügt er sich mit kargem Inhalt. Nun besorgen andere den Job, aufs meisterhafte Spiel des Diepoldsauer Drummers hinzuweisen. Der St. Galler Jazzverein Gambrinus bringt mit einer neuen TV-Reihe mehr Jazz in die Öffentlichkeit. Statt die wegen Corona konzertfreie Zeit untätig verstreichen zu lassen, startete der Jazzverein eine «musikalische Charmeoffensive».Das ist der Grund für Lorenzis Aufenthalt im siebten Himmel Ende Mai. In Rorschach war sein Quartett eine von acht Ostschweizer Jazzbands, die in einer Halle im Industriequartier vor der Kamera konzertierten.Der bekannte Journalist Jodok Kobelt führte Interviews, sodass über jede Band eine 45-minütige Dokumentation entstehen kann, die Teil einer Fernsehreihe sein wird: Ab 22. August wird jede Woche eine der Bands bei TVO ihre (vielfach wiederholte) grosse Stunde haben.Mit ganzer Kraft in Jazzszene zurückFür Carlo Lorenzi war das letzte Mai-Wochenende doppelt ergiebig, weil er nicht nur mit seiner eigenen Formation, sondern auch als Mitglied des Nicole Durrer Quartetts Berücksichtigung fand. Dass ausserdem «Jazz’n’More», das Schweizer Jazz- und Blues-Magazin, zugegen war, ist wie ein kleiner Bonus.Nach der langen Zeit des Darbens findet der Schlagzeuger aus Diepoldsau mit ganzer Kraft in die Jazzszene zurück. In Rorschach wurde er «verwöhnt»; er sagt, er habe nicht einmal das Schlagzeug selber schleppen müssen, sondern sei behandelt worden wie ein Musiker an einem Festival.Besondere «Collage» fürs DorfarchivAuch daheim bleibt Lorenzi präsent. Mit wechselnder Begleitung bespielt er in Diepoldsaus Zentrum im Monatsrhythmus eine der Baustellen, normalerweise am ersten Mittwoch des Monats.[caption_left: Normalerweise am ersten Mittwoch des Monats bespielt Carlo Lorenzi mit einem Kollegen oder einer Kollegin im Diepoldsauer Zentrum eine Baustelle. Die Gemeinde unterstützt das Projekt.]Als Einheimischer empfängt Carlo Lorenzi, inspiriert durch den aus Diepoldsau nicht wegzubekommenden Durchgangsverkehr, eine Musikerin oder einen Musiker von auswärts. Zuletzt stieg Gitarrist Saki Hatzigeorgiou an Lorenzis Seite in eine Baugrube hinab, damit «Musik wie eine Blume aus dem Asphalt wachsen konnte». Das ungewöhnliche Projekt bereitet dem Schlagzeuger besondere Freude. Das begründet er auch damit, dass die Gemeinde der Idee sehr offen gegenüberstand und schnell bereit war, das Projekt zu finanzieren.Es bezweckt, die Entstehung des neuen Ortszentrums in Kombination mit Musik zu dokumentieren und einen Kurzfilm im Sinn einer Collage entstehen zu lassen – ein historisches Dokument fürs Dorfarchiv.In einer Gemeinde zu leben, die sich für solche Ideen begeistern kann, empfindet Schlagzeuger Lorenzi als grosses Glück.HinweisNeu auf Youtube: Die Altstätterin Miriam Sutter bzw. Miriam & The Quinces spielen «Schall und Rauch» (Gypsy Soul Version) mit Carlo Lorenzi am Schlagzeug.