04.06.2020

Mehr Glanz für den Fahnenträger

Restaurator Mauro Ferrari lässt das Wandbild am Polizeigebäude in Altstätten in frischen Farben erstrahlen.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Nach mehr als 50 Jahren war es für den Fahnenträger an der Zeit, eine Schönheitskur zu erhalten. Abgeplatzte Farben sowie Fehlstellen liessen das Werk glanzlos aussehen, Wettereinflüsse wuschen die Farbbindemittel aus. Im Mai bot sich die Gelegenheit einer Auffrischung, als das kantonale Hochbauamt – das Gebäude befindet sich in Besitz des Kantons St. Gallen – Malerarbeiten an der Fassade in Auftrag gab. Das Malergeschäft Langenegger und Gächter übertrug die Arbeit am Gemälde dem einheimischen Restaurator Mauro Ferrari, mit dem eine langjährige Zusammenarbeit besteht.Der Mann im weissen Kittel reinigte das Gemälde zunächst von Schmutz und liess Risse und nussgrosse Löcher verschwinden. Um das Bild zu festigen, wendete er die Kaliwasserglastechnik an, ähnlich der Freskomalerei: «Diese Technik erlaubt es, das Maximum aus einem solchen Wandgemälde zu holen.» Die Farben verbinden sich mit dem Verputz und lassen das Bild wieder frisch und satt wirken.Kunst am Bau war in den 1930er-Jahren sehr beliebtDer Fahnenträger ist in den Farben des Altstätter Wappens gehalten – Schwarz, Rot und Gold (Gelb). Mauro Ferrari vermutete erst, es könnte sich anhand der Uniform auch um einen Gardisten handeln. Abwegig sei dieser Gedanke nicht, bestätigt Anwalt und Präsident des Museumsvereins Prestegg, Werner Ritter. Es sei ein Söldnerführer, inspiriert vom Stil der Renaissance. Das historische Motiv zeuge von Geschichtsbewusstsein und der damals populären Kunst am Bau.Das Bild, gemalt vom Altstätter Wilhelm Thür, entstand 1937 bis 1938 nach der Fertigstellung des Amtshauses, das von Beginn an als Sitz des Polizeipostens diente. Das Bild passe hervorragend in die Zeit der geistigen Landesverteidigung vor dem zweiten Weltkrieg, sagt Werner Ritter. Es mache die Rückbesinnung auf die Stärke der alten Eidgenossen deutlich.Erstmals restauriert wurde das Bild im Jahr 1969 von Josef Benz. Vor wenigen Tagen konnte nun Mauro Ferrari seine Arbeit vollenden. Er investierte rund 50 Arbeitsstunden in das Werk. Die schattige Lage an der Nordseite des Gebäudes und ein schützendes Vordach waren von Vorteil, da bei der angewandten Farbtechnik möglichst keine Sonnenbestrahlung vorhanden sein sollte. Am liebsten sei ihm bewölktes Wetter, sagt Mauro Ferrari. Sonst spannt er Tücher, um Sonne und Regen abzuwenden.Den Arbeitsplatz auf dem Gerüst schätzt der Restaurator. Die Höhe mache ihm keine Probleme. «Ich bin schwindelfrei.» Im Städtli sei es auch interessanter als in seinem Atelier in Lüchingen, da er die Umgebung wahrnehmen könne und ein Austausch mit Anwohnern stattfinde. «Es sieht wieder schön aus», riefen sie ihm zu. Und: Er solle seine Unterschrift unter das Bild setzen. Sein Name ist tatsächlich zu erkennen, wie auch jener seines Restaurator- Vorgängers Benz.Mauro Ferrari dokumentierte seine Arbeit mit zahlreichen Fotos, von denen er einen Teil an die Denkmalpflege weiterreicht. Eine nächste Renovation des Fahnenträgers ist wieder in etwa 30 bis 40 Jahren angebracht.

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