17.06.2019

Mehr Flexibilität gesteht St. Gallen nicht zu

SVP-Kantonsrat Peter Kuster fordert für die Bauern mehr Freiheit für das Mähen von Extensivwiesen. Die Regierung blockt ab: Dafür müsste erst Bundesrecht geändert werden.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Die Trockenheit des letzten Sommers machte den Bauern zu schaffen. Irgendwann wuchs kaum mehr Gras nach, das ja nicht nur laufend benötigt wurde, sondern auch als Heu für den Winter hätte zurückgelegt werden sollen. Angesichts der Not­lage forderte der Diepoldsauer SVP-Kantonsrat und Landwirt Peter Kuster einen flexibleren Schnittzeitpunkt für Extensivwiesen und darüber hinaus die Erlaubnis, in solchen Situationen extensiv genutzte Wiesen auch einmal düngen zu dürfen, damit mehr wächst.Zwar liess der Kanton im August 2018 die Beweidung von Extensivwiesen zu und auch das Mähen von Streuriedern fünf Tage vor dem 1. September, ab dem dies ohnehin erlaubt gewesen wäre. Letzteres hatte die Regierung als Reaktion auf eine Interpellation ermöglicht, die 2017 unter anderem von Walter Freund (SVP, Eichberg) und Rolf Huber (FDP, Oberriet) eingereicht worden war. Und die Reaktion der Bauern darauf sei durchweg positiv gewesen, heisst es in der Antwort der Regierung – was Peter Kuster allerdings nicht glauben mag. Ihm wäre jedenfalls kein Bauer bekannt, der allein wegen der fünf Tage von letztem Jahr mit der Schnittzeitregelung zufrieden wäre, meinte er letzte Woche während der Junisession des Kantonsrats.Und mehr als solche Zugeständnisse in einer Notlage will die Regierung nicht machen, wie ihre Antwort auf Kusters aktuellen Vorstoss zeigt. Eine gewisse weitere Flexibilisierung wäre zwar wünschenswert, wenn dies dazu führte, dass nicht alle Bauern zur selben Zeit mähten und grössere Rückzugsstreifen ungemäht blieben. Doch bevor der Kanton hier etwas ändern könne, müsste der Bund zuerst die Direktzahlungsverordnung ändern. Überhaupt nicht in Frage kommt für die Regierung, Extensivwiesen zu düngen: Es sei hinlänglich bekannt, dass der Stickstoffeintrag aus Landwirtschaft und Atmosphäre eine der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität in der Schweiz sei.Kuster: «In Ausserrhoden geht’s ja auch»Peter Kuster ist enttäuscht. «Den Bauern muss für solche Situationen mehr Spielraum und Eigenverantwortung zugestanden werden», fordert er. Er verweist auf Appenzell Ausserrhoden, wo wesentlich flexibler entschieden wird – was die Regierung zugibt. Diese Diskrepanz könne wohl nur mit einer interkantonalen Harmonisierung gelöst werden, schreibt sie.

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