18.05.2021

Mehr Einzelzimmer, aber kein Pavillon für Demente in der «Kruft»

Rheineck und Thal stimmen in wenigen Wochen über die Sanierung und Erweiterung ihres gemeinsamen Pflegewohnheims ab. Das Vorhaben kommt am 13. Juni schon zum zweiten Mal vors Volk, diesmal ohne Zusatzangebot für Demente.

Von seh
aktualisiert am 03.11.2022
Die Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren haben sich verändert. Mit einer fremden Person teilt man selbst im Altersheim kein Zimmer mehr – und längst nicht jedem Paar ist es vergönnt, den Lebensabend gemeinsam zu verbringen. Gefragt sind deshalb Einzelzimmer mit modernem Ausbaustandard. Auch das Pflegewohnheim Thal-Rheineck will mit der Zeit gehen und seine Infrastruktur sanieren. Das Vorhaben umfasst neben der Erneuerung von Haustechnik, Böden, Wänden und Decken die Erweiterung des Hauptgebäudes nach Süden. Damit werden alle Bettenzimmer in den oberen beiden Geschossen vergrössert und mit einem breiten Balkon ausgestattet. Im Erdgeschoss sollen die Garderoben des Personals ergänzt und auch die Cafeteria ausgebaut sowie mit einer Glasfront nach aussen versetzt werden. Ausserdem bekommt der Ostflügel zwei weitere Stockwerke auf dem heutigen Erdgeschoss. Analog zum bestehenden Westflügel bildet je ein Aufenthaltsraum pro Geschoss den Übergang zu den neuen Zimmern. Die Betriebsräume im Parterre werden leicht umstrukturiert und den heutigen Anforderungen angepasst.Mehr Zimmer bei gleicher BettenzahlEine wesentliche Veränderung betrifft die Zimmerstruktur. Im Pflegewohnheim werden heute 42 Pflegeplätze in 16 Zweibett- und zehn Einbettzimmern angeboten. Die Anzahl Pflegeplätze bleibt auch nach der Sanierung gleich – allerdings verteilen sich diese auf rund 38 Einbettzimmer und zwei Zweibettzimmer. Zwei Ferienzimmer ergänzen das Angebot.Bild: Architekturbüro Alex Buob AG  Über das Projekt haben Rheineck und Thal vor vier Jahren schon einmal abgestimmt. Damals war vorgesehen, im Grenzbereich gegen Süden zusätzlich einen Demenzpavillon mit acht Einbettzimmern zu bauen. In beiden politischen Gemeinden befürwortete die Bürgerschaft das Vorhaben deutlich – in Thal sagten sogar fast 80 Prozent der Stimmbeteiligten Ja.Gescheitert ist das Vorhaben schliesslich wegen einer Einsprache. Der geplante Demenzpavillon soll Vorschriften verletzt haben, die an eine unterirdische Baute gestellt werden. Der Gemeinderat Thal wies die Einsprache zwar ab, das kantonale Baudepartement stützte jedoch den Rekurs gegen den Entscheid des Gemeinderates und hob die Baubewilligung auf.Weil der Pavillon somit baurechtlich eine Hauptbaute darstellt, müsste er den ordentlichen Grenzabstand einhalten, was das Projekt in seiner ursprünglichen Form verunmöglicht. Der Verwaltungsrat des Pflegewohnheims hat deshalb entschieden, vorerst auf einen Demenzpavillon zu verzichten. «Wir haben festgestellt, dass in den umliegenden Institutionen wie etwa im Alters- und Pflegeheim Hächleren entsprechende Angebote entstanden sind, sodass der Demenzpavillon nicht akut ist», sagte der Rheinecker Stadtpräsident Urs Müller anlässlich der Bürgerinformation am Dienstagabend.Das Projekt aus dem Jahr 2017 sah Gesamtkosten von rund 9,48 Millionen Franken vor. Durch den Wegfall des Demenzpavillons ergeben sich Minderkosten von rund 2,416 Millionen Franken. Allerdings ist im Rahmen der Neuplanung auch mit Mehrkosten von rund 1,126 Millionen Franken zu rechnen. Dies unter anderem, weil wegen baurechtlicher Änderungen in den letzten vier Jahren neue Massnahmen nötig geworden sind, die etwa den Feuerschutz betreffen. Über eine Million günstigerDer grösste Kostentreiber ist ein neues Heizungs- und Lüftungssystem mit Erdsonde und Wärmepumpe, ausserdem soll auf dem aufgestockten Osttrakt eine Photovoltaikanlage entstehen. Zusammen mit weiteren zusätzlichen Ausgaben ergeben sich Gesamtkosten von rund 8,19 Millionen Franken.Das Bauvorhaben soll zu Lasten der Betriebsrechnung des Pflegewohnheims finanziert werden und den allgemeinen Gemeindehaushalt der Zweckverbandsgemeinden Rheineck und Thal nicht belasten. Da der Zweckverband für die Sanierung und Erweiterung aber nur auf Reserven in der Höhe von rund 5,4 Millionen zurückgreifen kann, wird ein Kredit nötig. Weil die Mitgliedergemeinden subsidiär für den Zweckverbandes haften, stimmt die Bürgerschaft nun über ihre Verpflichtung und somit indirekt auch über das gesamte Projekt ab. Gemäss Kostenteiler soll Rheineck für eine Summe von rund 3701880 Franken bürgen, die Gemeinde Thal für 4488120 Franken.Baustart schon im Frühjahr 2022 möglichDer Verwaltungsrat geht davon aus, dass das neue Projekt auch Einsprachen standhalten wird, sofern es solche geben wird. Einen groben Fahrplan konnten die Architekten der Alex Buob AG bereits bekannt geben: Bei einem Ja in Thal und Rheineck soll Ende August bereits das Baugesuch eingereicht werden. Verläuft alles nach Plan, könnte der Bau im Frühling 2022 beginnen. Weil der Betrieb im Heim aufrechterhalten werden muss, dürften sich die Arbeiten allerdings hinziehen und bis im Sommer 2024 dauern. Der zweite Informationsanlass in der Gemeinde Thal findet am Donnerstag, 20. Mai, um 19.30 Uhr im Saal des Gasthauses «Ochsen» statt.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.