19.06.2019

Mehr Dampf in Richtung München

Die Schweiz soll den Ausbau der Bahnlinie nach München forcieren: Dies verlangt der Ständerat. Die Strecke werde arg vernachlässigt, kritisiert der St. Galler SP-Parlamentarier Paul Rechsteiner. Der Rüthner CVP-Nationalrat Thomas Ammann will zudem die Nachtzugverbindungen fördern.

Von Adrian Vögele
aktualisiert am 03.11.2022
8 Uhr, 14 Uhr, 19 Uhr: Wer heute mit dem Zug ab St. Gallen direkt nach München fahren will, hat pro Tag drei Verbindungen. Viel zu wenig, findet der Ständerat. Er hat am Dienstag den Bundesrat beauftragt, darauf hinzuwirken, dass der Takt auf der Linie stark verdichtet wird – bis hin zum Stundentakt. Es geht dabei auch um finanzielle Hilfe für Ausbauten auf deutscher Seite. Der St. Galler SP-Parlamentarier Paul Rechsteiner hatte das Thema in der Verkehrskommission aufs Tapet gebracht.Von allen internationalen Zugverbindungen der Schweiz sei die Linie Zürich-St.Gallen-München am stärksten vernachlässigt, kritisierte Rechsteiner im Rat. Die Frequenz auf der Strecke sei «miserabel», die Passagierzahlen seien seit den 1980er-Jahren gar gesunken. «Heute verkehren nicht weniger als drei Fernbuslinien aus der Schweiz nach München, und es wird sehr viel geflogen.» Jetzt sei es Zeit für eine neue Ära. Bereits 2020 wird die Reisezeit der Bahn nach München um eine Stunde verkürzt. Darüber hinaus müsse nun die Planung für den Stundentakt beginnen, forderte Rechsteiner. «Der Startschuss für diese Planung muss in der Schweiz fallen» – denn die bahnpolitischen Probleme in Deutschland seien gross. Sommaruga will Druck auf Deutschland erhöhenSchlankere Anschlüsse sollen die Zugreise aus der Schweiz via München nach Berlin und nach Osteuropa attraktiver machen. Die Bahn könne sich zum Hauptverkehrsmittel für die Destination Berlin entwickeln, sagte Rechsteiner, «so wie das beim TGV zwischen Zürich und Paris schon heute der Fall ist». Der SP-Ständerat erinnerte auch an die Klimadebatte: «Klimapolitisch gibt es keine wirksame Alternative zum Ausbau der Bahnen.»Der Bundesrat nimmt das Postulat zustimmend entgegen. Die Schweiz werde den Druck zugunsten des Ausbaus der Linie Zürich-St.Gallen-München erhöhen, versprach Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga. Sie bestätigte, dass auch Finanzmittel für grenzüberschreitende Planungen und Infrastrukturmassnahmen zur Verfügung stehen. 100 Millionen Franken sind es im aktuellen Bahn-Ausbauschritt 2035, den das Parlament in der laufenden Session verabschieden wird.Aussprache mit SBB wegen schlechter Anschlüsse In eine ähnliche Richtung geht ein Vorstoss des St. Galler CVP-Nationalrats Thomas Ammann: Er verlangt, dass die Schweiz Nachtzugverbindungen fördert. Schon 40 Mitglieder des Nationalrats haben das Postulat unterzeichnet. Parallel dazu drängen die St. Galler Verkehrspolitiker auf Verbesserungen im jetzigen System. Ein Sorgenkind ist der Bahnknoten Sargans: Die Anschlüsse dort funktionieren teilweise schlecht. Auch der Kanton ist mit der Situation unzufrieden. Auf Thomas Ammanns Initiative trafen sich am Montag sieben St. Galler Bundesparlamentarier, inklusive die beiden Ständeräte, mit Vertretern der SBB zu einer Aussprache.«Wer in Sargans vom Rheintal-Express (REX) auf den Intercity nach Zürich umsteigen will, hat nur drei Minuten Zeit», bemängelt Ammann. Und die Perrons der beiden Züge lägen im Normalfall weit auseinander. Oft fahre der Intercity den Umsteigern direkt vor der Nase weg. Die St. Galler Delegation verlangt, dass die SBB eine Fahrzeitverkürzung beim REX und einen Perronwechsel in Sargans prüfen, damit der Anschluss öfter klappt. Laut den SBB sind die Fahrzeiten im Rheintal allerdings ausgereizt – 30 Sekunden könne man allenfalls einsparen. Auch in umgekehrter Richtung werden Verbesserungen in Sargans gefordert: Die S4 hinunter ins Rheintal fährt nämlich zwei Minuten bevor der Intercity aus Zürich eintrifft. Für Ammann ist klar: «Wenn man will, dass die Rheintaler und Werdenberger vom Auto auf den Zug wechseln – auch zugunsten des Klimas – dann sind gute Anschlüsse in Sargans unbedingt nötig.» Bis September sollen die Antworten der SBB vorliegen. 

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