Gert BrudererSogar die Fachzeitschrift «Hochparterre» hat die Rheintaler Gemeinde erwähnt. Denn St. Margrethen suchte mit einem offenen Architekturwettbewerb nach dem besten Projekt für neue Bauten im Strandbad Bruggerhorn.Das heisst: Alle Interessierten hatten die Möglichkeit, mitzumachen. Heutzutage ist das selten. Üblich ist der selektive Wettbewerb. Das heisst, ausgewählte Architekturbüros werden aufgrund von Referenzprojekten zu einem Wettbewerb eingeladen.Die hohe Zahl der Eingaben hat alle überraschtAls am Donnerstagabend die eingegangenen Wettbewerbsarbeiten fürs Bruggerhorn vorgestellt wurden, war sogar die Zeitschrift «Hochparterre» vertreten.Ihr Redaktor Ivo Bösch sagte, vor diesem St. Margrether Wettbewerb habe seines Wissens in der ganzen Schweiz während drei Monaten kein einziger offener Architekturwettbewerb stattgefunden.Bösch bedauert diesen Beinah-Absturz des offenen Wettbewerbs in die Bedeutungslosigkeit; «Hochparterre» widmet sich diesem Thema derzeit mit Hingabe und plant sogar eine Veranstaltung.Das Ergebnis in St. Margrethen spricht für sich. 143 Projekte wurden eingereicht. Die grosse Halle, in der alle Arbeiten gezeigt werden, ist voll mit Schautafeln und Modellen. 250 Architekturbüros hatten sich für den Wettbewerb ursprünglich interessiert und die Unterlagen bezogen.Architekt Bischoff: «Baukultur fördern»Gemeinderat Bruno Zoller, als Präsident der Strandbadkommission Mitglied der Jury, sagt, es sei heftig darüber diskutiert worden, welches die richtige Wettbewerbsart sei.Für einen offenen Wettbewerb habe man sich entschieden, weil die Bauten eines Freibads keiner besonderen Referenzliste bedürften und solche Gebäude es ermöglichten, auch jungen Architekten eine Chance zu geben. Hubert Bischoff, ebenfalls Mitglied der Jury und als Architekt selbst mehrfacher Preisgewinner, ist ein glühender Verfechter des offenen Wettbewerbs. Hätten Architekten künftig wieder deutlich öfter die Möglichkeit, an Wettbewerben teilzunehmen, wäre das gut für alle, findet Bischoff. Er wertet offene Wettbewerbe als Förderung der Baukultur.Gewonnen habentatsächlich JungeWie ausgeprägt das Bedürfnis sei, zeige das Beispiel St. Margrethen mit der enormen Teilnehmerzahl von 143. Wäre der offene Wettbewerb nicht die grosse Ausnahme, würden nach Bischofs Einschätzung jeweils etwa dreissig oder etwas mehr Architekturbüros mitmachen; die Sache würde sich einpendeln.Hubert Bischoff und Bruno Zoller sehen sich eindrücklich in ihrer Annahme bestätigt, mit offenen Wettbewerben liessen sich auch junge Architekten fördern. Die beiden Gewinnerinnen des Bruggerhorn-Wettbewerbs haben ihr Zürcher Architekturbüro erst vor eineinhalb Jahren gegründet und sind 35- respektive 36-jährig.