24.11.2020

Mehr Atemluft für Jugendliche

Martin Walser hat nichts gegen das Maskentragen, stellt jedoch die Bedingungen in der Schule in Frage.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Um die Oberstufe geht es. An einem langen Schultag hätten die Jugendlichen die Maske viereinhalb Stunden am Morgen und dreieinhalb Stunden am Nachmittag vor dem Gesicht. Der Kriessner geht, entgegen verbreiteter ärztlicher Auffassung, von der Möglichkeit einer Gesundheitsgefährdung aus.Es geht ihm dabei aber nicht einmal so sehr darum, wer Recht hat, sondern vielmehr um die Auflösung von Widersprüchen. Denn Tatsache sei, dass immer wieder auch Maskenbefürworter nach stundenlangem Tragen der Schutzmaske über ihr Befinden klagen.Nach 75 Minuten immer eine PauseMartin Walser verweist auf das deutsche Arbeitsgesetz. Es sehe vor, dass bei Arbeiten mit Atemschutzmasken, die einen erhöhten Atemwiderstand bedeuten, bestimmte Arbeits- und Ruhezeiten einzuhalten seien. Konkret ist vorgeschrieben, dass die im Alltag gebräuchlichen Masken ohne Ventil (FFP1) höchstens 75 Minuten getragen werden dürfen, danach ist eine mindestens 30-minütige Pause einzulegen. Pro Arbeitstag dürfen maximal fünf Trageperioden à 75 Minuten verlangt werden. Eine Regelung hierzulande vermisst Martin Walser, der darauf verweist, dass die Schweizer Gesetzgebung sich an europäischen Normen orientiere.Den Unterricht nicht angepasstIn einem Schreiben ans Amt für Volksschule brachte der Kriessner sein Befremden darüber zum Ausdruck, dass in den «Weisungen zum Unterricht in der Volksschule während der Covid-19-Pandemie» keine Anweisungen zur maximalen Maskentragzeit oder zu minimalen Pausen enthalten sind. Ebenso wenig seien Anpassungen an der Unterrichtsform erkennbar, die auf eine maximale Tragzeit schliessen liessen.Das angeschriebene Amt antwortete, wir alle seien uns bewusst, dass Maskentragen über eine längere Zeit unangenehm sei. Nach heutigem Wissensstand bestehe aber kein gesundheitliches Risiko beim Tragen einer Maske, auch nicht für Jugendliche im Oberstufenalter.Verwiesen wird auf ein Merkblatt des Universitäts-Kinderspitals in Zürich. Dort ist zu lesen, dass die Vlies- und Maskenmaterialien, aus denen die Masken bestehen, so durchlässig seien, dass CO2 immer sofort austreten könne. In der Regel, heisst es weiter, könne eine Maske einen Schultag lang getragen werden. Sei sie allerdings sehr feucht, sollte sie ersetzt werden. Die Möglichkeit einer Befreiung von der Maskentragpflicht hätten «nur ganz wenige Personen aus nachgewiesenen medizinischen Gründen» oder wegen nachgewiesener Beeinträchtigungen.«Ein paar Leitplanken zur Tragedauer»Auch ans Kantonsarztamt wandte sich Martin Walser vor zwei Wochen. Er schrieb: «Es wäre ein Leichtes, den Kindern während den fünf Minuten Pause zwischen den Lektionen (die fürs Lüften genutzt werde) eine Durchatempause ohne Maske im Schulhof zu gestatten.» So wäre zumindest gewährleistet, dass alle 45 Minuten eine fünfminütige Maskenpause im Freien möglich sei. Es dürfe nicht sein, dass wir die Arbeitnehmer schützen, aber jenen, die am meisten Schutz bedürften, so lange Tragezeiten aufbürden. Walser fände es begrüssenswert, wenn die Medizin ein paar Leitplanken zur Tragedauer setzen würde.Dass eine Antwort bisher ausblieb, stört Martin Walser. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema habe er Folgendes festgestellt: «Die lokalen Behörden verweisen auf die kantonalen übergeordneten Entscheidungsträger und diese haben eine Firewall aus Bediensteten um sich gebildet, damit sie sich mit den kritischen Fragen nicht auseinandersetzen müssen. Letztlich verfangen sich besorgte Eltern in hitzigen Diskussionen mit irgendwelchen Hotline-Mitarbeitern und das Wohl der Kinder bleibt auf der Strecke.»Oberstufe hält an ihrer Praxis festVon der Oberrieter Oberstufe erhielt Martin Walser die Auskunft, die Lehrpersonen seien angehalten, den Jugendlichen ab und an «Lüftungspausen» zu gewähren, draussen, mit Abstand. «Darauf achten wir.» Zudem sei es in den Pausen sehr wohl möglich, die Masken abzulegen, etwa beim Essen und Trinken, mit dem nötigen Abstand. Änderungen am Stundenplan oder definierte Tragepausen sind hingegen nicht vorgesehen. An ihrer Praxis hält die Schule fest, wie Präsident Karl Loher bestätigt.Derweil in sozialen Netzwerken die verbreitete Aussage zu finden ist, in Masken sammle sich zu viel Kohlendioxid, widersprechen viele Ärzte dieser These klar. Die höchstens eingeräumte Möglichkeit einer leichten Müdigkeit bei sehr sensiblen Menschen sei nicht aufzuwiegen mit dem Wert des Schutzes durch die Maske. Wobei ein vom 16. Oktober stammender Beitrag der SRF-«Tagesschau» teilweise widerspricht. Eine nationale oder internationale Zertifizierung für Stoffmasken gebe es noch nicht, so dass viele dieser Masken «wenig nützen».

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