23.09.2022

Mehr als eine Schweizer Meisterin

Katerina Stary hat sich in Montreux zur Schweizer Meisterin im Wakesurfen gekrönt. Die 38-jährige Auerin steht aber nicht nur für den Sport, den sie so sehr liebt.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 02.11.2022
31-jährig war Katerina Stary, als sie aus Ägypten in die Schweiz zog. Zuvor hatte sie sich dort vor allem dem Windsurfen gewidmet, hat den Sport als Athletin betrieben, aber auch als Lehrerin. In der Schweiz war das nicht mehr so einfach: «Der Bodensee ist sehr schön, aber für das Windsurfen ist er nicht so geeignet. Dafür reicht der Wind einfach nicht aus», sagt Katerina Stary. So kam sie auf das Wakesurfen.In diesem Sport ist es ein Boot, das eine Welle erzeugt, die die Athletinnen und Athleten dann reiten. Sie bereiten sie aber nicht nur einfach, sie zeigen Tricks, spielen mit dem Wasser, spielen mit dem Brett, das ohne Bindung an ihren Füssen ist. Es gibt zwei Disziplinen: Wake Surf und Wake Skim. Den grössten Unterschied macht das Brett selbst aus; beim Surfstyle ist es schwerer und hat Finnen, das Springen wird dadurch einfacher. Beim Skimstyle hingegen geht es mehr um schnellere Drehungen, denn das Brett ist leichter und erlaubt so schnellere Bewegungen.In Montreux war es auch eine knappe EntscheidungIm September fand in Montreux die Schweizer Meisterschaft statt, an der beide Disziplinen auf dem Programm standen. Im Skimstyle war Katerina Stary klar die Beste, hatte über zehn Punkte Vorsprung auf  ihre erste Verfolgerin und krönte sich so verdientermassen zur Schweizer Meisterin – schon zum zweiten Mal, was nicht gerade wenig ist für eine Frau, die diesen Sport erst seit fünf Jahren treibt.Im Surfstyle hat es nicht ganz zum Titel gereicht: Dort musste Katerina Stary mit dem zweiten Platz vorliebnehmen, geschlagen von Rachy Seger, der einzigen Frau, die sie zuvor schon einmal auf der Swiss Tour geschlagen hatte. 1,25 Punkte machten den Unterschied aus. Katerina Stary erklärt: «Das Kampfgericht hat mir gesagt, ich hätte sie vor schwierige Entscheidungen gestellt.»[caption_left: Anfang Monat stand Katerina Stary in Montreux zuoberst auf dem Podest.]An der Swiss Tour, die aus drei Events bestand, galt es für Stary, sich für die Schweizer Meisterschaft zu qualifizieren. Die Powerfrau schaffte das locker; sie nahm an zwei Wettbewerben in je zwei Disziplinen teil und wurde in Murten und Lachen SZ dreimal Erste und einmal Zweite.Sportlich ohne Probleme, diplomatisch gibt es sieDie Events sind für Katerina Stary sehr schön, sie habe an diesen viele Leute kennengelernt, die ihre Leidenschaft teilen, sagt sie. «Es ist auch schön, Teil dieser Sport-Community zu sein», fügt sie an, in der Schweiz hät­-ten sich für sie neue Türen geöffnet, im Sport schaue niemand darauf, woher jemand stammt. Denn im internationalen Vergleich hat Katerina Stary Probleme, die nicht sportlicher Natur sind, sondern diplomatischer. Sie ist Ukrainerin, besitzt aber nur die russische Staatsbürgerschaft. An Wettbewerben in den USA kann sie zurzeit nicht teilnehmen. Und in den Vereinigten Staaten sind die meisten Wassersportarten zu Hause.Es gibt zwar die Möglichkeit, per Video an den Weltmeisterschaften des Verbandes Competitive Wake Surf Association (CWSA, einer der beiden grossen Verbände in ihrem Sport) teilzunehmen, aber das Gleiche sei es natürlich nicht. Das Miteinander fehle; das Erlebnis, zusammen zu sein. Der sportliche Vergleich ist zwar der grösste Teil des Wettbewerbs, aber doch nicht der einzige.«Der Ausschluss russischer Athletinnen und Athleten hilft niemandem», sagt Katerina Stary. Und fügt an: «Der Sport ver­bindet die Leute, er trennt sie nicht.» In einer ohnehin kleinen Sportart, die keine grosse Publikumssportart sei, bestehe so die Gefahr, nicht das ganze Potenzial auszuschöpfen.Vom Wakesurfen allein lässt es sich nicht lebenDer Ausdruck «kleine Sportart» bedeutet selbstverständlich keine Abwertung der Leistungen der Athletinnen und Athleten. Er umreisst vielmehr, dass die Szene in diesem Sport in der Schweiz nicht gross ist – an nationalen Wettkämpfen steht Katerina Stary in der Regel auf einer rund zehnköpfigen Liste. Davon leben kann sie demnach nicht. Sponsoren hat sie zwar, sie erleichtern ihr das Leben als Sportlerin auch stark.Aber das Training ist mit viel Aufwand verbunden. Vier- bis fünfmal pro Woche ist Katerina Stary auf dem Bodensee unterwegs. Daneben interessiert sie sich vor allem für zwei Bereiche stark: Für die Fotografie und die Sportpsychologie. Als ausgebildete Psychologin hat sie schon oft Athletinnen und Athleten betreut, die dank ihrer Hilfe einen Sprung nach vorn gemacht haben. Sie sagt: «Sind zwei in einem Wettkampf gleich stark, gewinnt der oder die, die im Kopf stärker ist.» Und in der Fotografie findet sie sich selber wieder. Das zeigt sich auch auf den sozialen Medien, die Katerina Stary mit viel Engagement unterhält und in denen wunderschöne Bilder zu finden sind.

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