31.08.2022

Medaillenregen der Mountainbiker lockt keine Helfer an

Drei Mitglieder des Radfahrervereins Altenrhein haben an den Mountainbike-Weltmeisterschaften in Les Gets Medaillen gewonnen. «Diesen Erfolg zu nutzen, ist schwierig», sagt Vereinspräsident Markus Gähwiler.

Von ys
aktualisiert am 02.11.2022
Am Mittwoch gewann die 21-jährige Ronja Blöchlinger die Goldmedaille im Team Relay, am Freitag holte der 33-jährige Thaler Thomas Litscher die Bronzemedaille im Short Race und am Sonntag gewann die 29-jährige Olympiasiegerin Jolanda Neff Silber im Cross Country.Drei Disziplinen, drei Medaillen – der RV Altenrhein ist sich gewohnt, dass seine Mitglieder internationale Medaillen gewinnen. Vor allem Jolanda Neff gewinnt fast jedes Jahr eine internationale Medaille, oft eine goldene. Daher muss Markus Gähwiler betonen, dass ihre WM-Medaille keine Selbstverständlichkeit ist: «Es braucht viel, um so oft an Grossanlässen zuzuschlagen.» Thomas Litscher bekam in Les Gets bereits die 18. WM- oder EM-Medaille seiner Karriere. «Er krönte eine starke Saison», sagt Gähwiler. Für U23-Fahrerin Ronja Blöchlinger war es die erste WM-Medaille, nachdem sie zuvor U23-Europameisterin im Short Race wurde. «Sie kommt der Weltspitze immer näher», freut sich Gähwiler.[caption_left: Daumen rauf: Jolanda Neff bestreitet ihre erfolgreichste Saison seit ihrer schweren Verletzung im Dezember 2019.  Bild: ky, Maxime Schmid]Kids-Gruppe kommt nicht richtig ins RollenDie Erfolgsgaranten des RV Altenrhein sind ohne die Erwähnung des 27-jährigen Simon Vitzthum nicht vollständig. Der frühere Mountainbiker wurde dieses Jahr viermal Schweizer Meister auf der Bahn, in der Mannschaftsverfolgung hat er auch schon zwei EM-Medaillen gewonnen. Markus Gähwiler ist gut damit beschäftigt, seinen Vereinsmitgliedern zu Erfolgen zu gratulieren. «Ende Jahr ehren wir unsere erfolgreichen Athletinnen und Athleten», sagt Markus Gähwiler. Alle vier haben noch einen starken Bezug zu ihrem Stammverein, auch wenn sie (mehrheitlich) für Profiteams bzw. an Meisterschaften für Swiss Cycling fahren. Simon Vitzthum als Rennsportchef und Thomas Litscher als Revisor nehmen sogar offizielle Funktionen ein.Mit solchen Vorbildern im Verein müsste der Zulauf junger Talente doch riesig sein. «Tatsächlich besteht eine Nachfrage nach Trainingsmöglichkeiten», sagt Markus Gähwiler. Während im Rheintal jahrelang Mountainbike dominierte, «schlägt das Pendel wieder eher Richtung Strassensport aus».Trotz des vorhandenen Interesses kommt die Kids-Gruppe, die sich jeden Mittwoch um 18 Uhr vor dem Schulhaus Bützel trifft, nicht richtig ins Rollen. Das Problem: «Wir finden nicht genügend Helferinnen und Helfer», sagt Gähwiler. «Die Corona-Pause war schädlich für unseren Verein, die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit ist deutlich gesunken», sagt Gähwiler. Auch das Thaler Volksbikerennen ist während der Pandemie vom Kalender verschwunden und nicht wie­der zurückgekehrt, ebenfalls weil die Helferinnen und Helfer fehlen.[caption_left: Ronja Blöchlinger (2.v.l) feierte ihren ersten WM-Titel mit (von links) Nino Schurter, Dario Lillo, Khalid Sidahmed, Sina Frei und Anna Hutter.  Bild: ky, Maxime Schmid]RV Altenrhein führt Radmarathon durch«Deshalb ist es schwierig, den Erfolg unserer Aushängeschilder zu nutzen», sagt Gähwiler, «obschon wir viele Anstren­gungen unternehmen.» Ein wichtiger Anlass, um als Verein präsent zu sein, ist der Bo­densee-Radmarathon (hier geht's zur Website), der am Samstag, 10. September, zum 49. Mal stattfindet. Für den Breitensportanlass, an dem drei Strecken um den Bodensee angeboten werden, sucht der Verein ebenfalls noch die eine oder andere helfende Hand. «Die Motivation ist aufgebraucht»Thomas Litscher ist als Zweiter im Short Race von Brasilien in die Weltcupsaison gestartet. Er war gut in Form, als er mitten in den Sommer-Weltcups von einem Rippenbruch und später einer Corona-Erkrankung gebremst wurde. Die WM-Medaille zeigt mir, dass sich das Leiden gelohnt hat. Die nach diesem Effort fehlende Energie am Sonntag im Cross Country hat ihn nicht überrascht: «Es war ein Mammutprogramm mit der Überseereise vor EM und WM», sagt Litscher. Vor dem abschliessenden Weltcup in Val di Sole sagt er: «Meine Motivation ist aufgebraucht.» Das könnte sich jedoch ändern, wenn er im Trentino noch irgendwo ein Körnchen Energie findet.Jolanda Neff kämpfte sich dieses Jahr mehrmals von Krankheiten zurück. Mit ihrem ersten Cross-Country-Weltcupsieg seit vier Jahren sowie zwei Erfolgen im Short Race sah ihre Saisonbilanz schon vor WM-Silber gut aus. Die einzige aktuelle Mountainbikerin, die schon alle wichtigen Titel gewonnen hat, holte mit Silber das Optimum heraus: Die Französin Pauline Ferrand-Prévot fuhr in einer anderen Liga und Neff selbst hatte nach gutem Start wieder ihren obligaten Einbruch. Aber wie auch schon oft, kämpfte sie sich wieder zurück. Sie kann sogar Medaillen gewinnen, wenn sie nicht in Topform ist. 

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