03.08.2020

«Masken würden ablenken»

Eine mögliche Maskenpflicht und die Begrüssungsform beschäftigen Schulleiter Jürg Germann am Ferienende.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Ruhig ist es auf den Fluren und in den Räumen der Oberstufe Rebstein-Marbach. Das fehlende Treiben im Schulhaus mutet in den Ferien normal an. Anders als im Lockdown, ist die Pause zwischen den Schuljahren regulär. Im März prägte Unsicherheit die Stimmung.Wie es ab Montag sein wird, beschäftigte Schulleiter Jürg Germann in den letzten Wochen. «Ich hoffe, dass es so weitergehen wird, wie vor den Ferien», sagt er. «Das Schlimmste wäre, würde der Kanton eine Maskenpflicht einführen.» Germanns Skepsis rührt daher, dass es abgesehen vom öffentlichen Verkehr noch nicht selbstverständlich ist, eine Maske zu tragen. «Es wäre zwar aus epidemiologischer Sicht sinnvoll, lenkte aber ab und beeinfluss-te die Kommunikation.» Eine Fremdsprache zu erlernen, fällt leichter, wenn man auf Mundbilder achtet. Die Schüler haben auf diese Art schreiben und lesen gelernt.Auf Körperkontakt zu verzichten, ist auch im neuen Schuljahr geboten. Noch vor wenigen Monaten gehörte es zum morgendlichen Ritual einer Klasse, der Lehrerin oder dem Lehrer die Hand zu geben. Einen kur-zen Moment lang schenkt der Lehrer dem Schüler seine volle Aufmerksamkeit. «Das Händeschütteln ist eine schöne Geste. Der Lehrer bemerkt, wie es dem Kind geht.» Er schaut ihm in die Augen und spürt den Händedruck. Im neuen Schuljahr möchte Jürg Germann Lehrer und Schüler animieren, ein eigenes Begrüssungsritual zu entwickeln. «Klassenweise können sie sich überlegen, wie sie sich begrüssen möchten.»Corona beeinflusst digitalen Fahrplan nichtAls Schulleiter stand Jürg Germann Mitte März vor der Aufgabe, sowohl den Schülern als auch den Lehrern gerecht zu werden. Er musste viele aussergewöhnliche Entscheidungen treffen, die ihm sonst nicht anstanden. Die klaren Vorgaben von Bund und Kanton sah er als hilfreich an. Im Schulhaus Sonnental durfte nicht unterrichtet werden. Andere Formen wurden nötig, digital lernen war an der Tagesordnung.«Corona beeinflusst unseren Fahrplan bei der Einführung von Computerhardware nicht», sagt Jürg Germann. Im letzten Sommer startete die Oberstufe mit der Software Office 365. Eine eigene Mailadresse hat jeder Schüler längst. «Das kam uns zugute.» Zwei Wochen vor dem Lockdown offenbarte ein Test, dass zwar die etwa 200 Schüler von Zuhause aus auf ihre Mails zugreifen konnten, die Spannweite reichte aber von optimal bis miserabel. Ausgemusterte Schulrechner füllten die Lücken.Weiter stellte die Oberstufe den Schülern klare inhaltliche Aufgaben. Sie zu erfüllen, knüpfte sie an keine bestimmte Zeit. So konnten sich zum Beispiel Geschwister einen Rechner teilen. Auch setzten die Lehrer weiter auf Arbeitsblätter. Mathematische Konstruktionen mit Zirkel und Lineal muss man auf Papier üben. Die fertigen Arbeiten brachten die Schüler ins Schulhaus und holten neues Material. «Wir hielten so den Kontakt zu den Jugendlichen.»Einige produzierten selbst Filme und stellten sie zum Download bereit. Jürg Germann nennt Vorteile individuell erstellter Lernanleitungen: «Sie sind ans Lehrmittel angepasst und ein vertrauter Mensch vermittelt die Inhalte an das Vorwissen der Schüler angepasst.» Umgekehrt nutzen auch Schüler das Medium und übten nebenbei, Leistungen im bewegten Bild festzuhalten. Ein Schüler absolvierte einen Parcours mit dem Einrad – jonglierend.Physische und digitale Lernformen kombinieren«Ich hoffe, dass der Lockdown eine Ausnahme bleibt», sagt Jürg Germann. Sollte es im nächsten Schuljahr ein zweites Verbot für Präsenzunterricht geben, will er ähnlich verfahren wie beim ersten Mal. Digitale und physische Methoden will er in jedem Fall kombinieren. Die Tutorials bleiben verfügbar, es werden schrittweise mehr, und künftig arbeiten die Schüler auch noch auf Papier. «Ich behalte im Hinterkopf, dass wir auch jene Kinder digital erreichen, die physisch nicht präsent sein können.» Sei es coronabedingt oder im Einzelfall.«Eine schöne Erkenntnis aus dem Lockdown ist, dass es die Lehrer doch noch braucht und Roboter nicht genügen», sagt Jürg Germann. Er und seine Kollegen seien nicht Lehrer geworden, nur um den Unterricht vorzubereiten. Er wolle die Kinder um sich haben und wie sie mit zeitgemässen Technologien arbeiten.Wohin die Reise bezüglich digitaler Ausstattung in den nächsten Jahren führen wird, vermag der Schulleiter noch nicht zu sagen. Sicher ist, dass es zunächst nicht für jeden Schüler ein eigenes Tablet geben wird. Die Infrastruktur wird aber schrittweise ausgebaut.

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