11.12.2019

Maschine füllen und Tennis spielen

Seinen bisher schönsten Auftrag bekam Peter Tarolli von Swissmint, der Münzprägestätte der Schweiz.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDer 78-Jährige ist längst im Ruhestand, doch als Besitzer eines grossen Plotters immer noch aktiv. Einen alten Jungunternehmer nennt der Münzsammler sich selbst. Als Elektroingenieur war er einst während 15 Jahren bei Leica tätig, wo er die Plotter-Abteilung leitete und in der Geschäftsführung mitwirkte.Aus Kartographentischen hat Peter Tarolli Schneide- und Fräsplotter gemacht. Er ist gewissermassen ihr Erfinder. Mit seinem eigenen Plotter stellt er als Jungunternehmer Schautafeln her – Tableaus, die der perfekten Präsentation von Münzen dienen und zu diesem Zweck kreisrunde Vertiefungen aufweisen.Plotter bestücken und Tennis spielenMit seinem Plotter kann Peter Tarolli in einem zweieinhalbstündigen Arbeitsgang zwölf Tafeln herstellen. Zur Bearbeitung durch das Gerät legt er sie auf diesem auf, «dann kann ich Tennisspielen gehen», sagt er, bei der Rückkehr sind die Tableaus fertig. An dieser Art zweckdienlicher Produktion habe er lange herumgefeilt. Bisher hat er gut 1200 Schautafeln verkauft.1896 ist das Jahr, in dem die seltensten Münzen der Schweiz entstanden sind – eine exklusive Serie. Von den nur 16 Zehnräpplern, 28 Fünfzigräpplern und allen anderen sehr seltenen Münzen bis hin zum Zwanziger-Goldvreneli erhielt ein kleiner Kreis von auserlesenen Persönlichkeiten je ein Exemplar. Bundesräte zum Beispiel.Die Raritäten wurden aus Anlass der Landesausstellung von 1896 geprägt und sind entsprechend wertvoll. Peter Tarolli schlägt den Katalog auf – und sieht: Der Zweifränkler aus jenem Jahr kostet bis zu 60000 Franken.Zu den wenigen Eigentümern des Münzsatzes gehört Swissmint. Für diese Prägestelle konnte der Altstätter eines seiner Tableaus machen, mit insgesamt zwanzig Vertiefungen. Swissmint hat die zehn raren Stücke sogar doppelt und zeigt sie dank Tarollis Schautafel von beiden Seiten. Die Beschriftung aller Tafeln mit einem Ink-Jet-Drucker lässt der pensionierte Unternehmer stets auswärts erledigen.Silbermünzen hatten besonderen ReizIn Bern wuchs Peter Tarolli auf, als 30-Jähriger kam er berufshalber nach Altstätten, wo er sich vor zwei Jahrzehnten einbürgern liess. Seine Grossmutter väterlicherseits war ebenfalls Altstätter Bürgerin. Ihr Gatte Josef Gschwend, bekannt als Pappeteckel Gschwend, betrieb an der Engelgasse eine Buchbinderei, aus der später die Papeterie Enderli wurde.In Altstätten anfangs noch ohne Familie, war das Münzensammeln eine willkommene Freizeitbeschäftigung. Sie machte auch darum Spass, weil damals viele Silbermünzen zirkulierten, deren tatsächlicher Wert über dem Nennwert der Geldstücke lag.Später, für die Firma Leica, kam Peter Tarolli in der Welt herum, so dass er anfing, eine beschränkte Menge von Münzen aus zahlreichen Ländern zusammenzutragen. Dabei lernte er als geschichtlich interessierter Sammler viel über andere Länder, zum Beispiel, dass Sardinien einst ein Königreich war.Ehrenmitglied der IG Erni-MedaillenAls leidenschaftlicher Numismatiker, dessen älteste Münze ein Tiroler Taler von 1554 ist, nimmt Peter Tarolli noch immer jährlich an fünf Börsen teil, wo er auch Münzen verkauft. Zuletzt, in Bellinzona, erzielte er mit Silbermünzen vom Einräppler bis zum Zwanzigfränkler einen Umsatz von 2500 Franken.Früher wirkte er nicht nur während zehn Jahren als Präsident des Altstätter Tennisclubs, sondern – bis 2012 – auch als Vizepräsident der Luzerner Interessengemeinschaft Erni-Medaillen. Den wenigsten dürfte bekannt sein, dass der berühmte Hans Erni auch Medaillen gestaltete. Für deren Präsentation stellte Tarolli, inzwischen ein Ehrenmitglied der IG, die Schautafeln her. Gerade jetzt, bis im März, sind die kunstvollen Gedenkstücke im Erni-Museum auf dem Verkehrshaus- Areal ausgestellt.Peter Tarollis Tableaus für Schweizer Münzen beziehen sich auf die Zeit von 1850 bis 2000, für die Zeit danach gibt es Fortsetzungstableaus. In einem 210 Seiten starken Buch, einer Art Numismatiker-Tagebuch, hält Peter Tarolli alles fest, was er laufend als Münzsammler tut. Er ist bei Seite 184 angelangt. Er lächelt und erklärt: «Wenn da Buech voll isch, hör i uf.»HinweisPeter Tarolli hat zusammen mit dem 75-jährigen Jungunternehmer-Kollegen Peter Künzler (siehe Zeitung vom 10. Dezember) einen ehemaligen Coiffeursalon an der Churerstrasse gemietet.

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