Hildegard BickelDie geplante Überbauung des ehemaligen Internats Marienburg wird konkret. An der gut besuchten Informationsveranstaltung gestern Abend nahmen Vertreter des Gemeinderates, der Bauherrschaft und der Planer Stellung zur Umnutzung. Sie präsentierten ein Projekt mit 50 Wohnungen, eingebettet in eine Parklandschaft. Derzeit sind unbegleitete minderjährige Asylbewerber in den Gebäuden auf dem Marienburgareal untergebracht. Sie werden voraussichtlich Mitte oder Ende 2021 ins Asylzentrum Landegg, Eggersriet, umziehen. Seit 2016 befindet sich das Areal im Besitz der Marienburg AG, einer 100-Prozent-Tochter der Menzi Muck Gruppe. Geschäftsführer Urs Schwenk sagte: «Es muss etwas mit der Liegenschaft geschehen, sonst verfällt sie.» Das Projekt nimmt seit zwei Jahren Gestalt an. Im Vordergrund steht die Absicht, den Gesamtcharakter des Ortes zu erhalten und mit Bewohnern in neuen Wohnräumen zu beleben. Wohnen in einer ParklandschaftArchitektin Corinna Menn betonte den hohen kulturellen Wert des Areals. Das Schloss soll sich als Hauptbau im Zentrum befinden. Insgesamt bleiben vier Gebäude bestehen, die nach denkmalpflegerischen Grundsätzen saniert werden. Andere Gebäude, die in den 50-er und 60-er Jahren erbaut wurden, sollen weichen und sechs Neubauten Platz bieten. Geplant sind einerseits Hochbauten mit einer Obergrenze von 30 Metern (die bestehende Gebäudehöhe des Wohnturms misst 25 Meter), sowie niedrigere Pavillonbauten in Holzbauweise und Terrassen. Die private Wohnanlage soll sich in die rund drei Hektaren Land umfassende Parklandschaft integrieren. Das Wegnetz und die meisten Bäume bleiben erhalten. Zwei bis drei Exemplare zu fällen sei unausweichlich, sagte Corinna Menn. Gleichzeitig sei eine Neubepflanzung vorgesehen sowie die Pflege des alten Baumbestands angestrebt. In den historischen Gebäuden sollen Büros und gewerblichen Räumen den Wohnraum ergänzen. Die geplanten Tiefgaragen befinden sich unter den Neubauten, um das Wurzelwerk der Bäume nicht zu tangieren. Das Bauvorhaben fordert eine rechtlich massgeschneiderte Lösung. Der Sondernutzungsplan stellt gar ein Novum im Kanton St. Gallen dar, sagte der Thaler Gemeindepräsident Felix Wüst. Es ist eine Schwerpunktzone enthalten, die dazu dient, die Qualität des Areals zu sichern. Sie berücksichtigt die besondere Bauweise und öffentliches Interesse. Zu beachten gilt es zudem den Gewässerraum des Steinlibaches, der entlang der Töberstrasse fliesst. Privateigentümer sind jedoch keine betroffen, das Augenmerk liegt auf dem Hochwasserschutz und ökologischen Aspekten. Zum weiteren Vorgehen gehört das öffentliche Mitwirkungsverfahren, das per sofort eröffnet ist und einen Monat dauert. Die Baupublikation ist auf der Webseite der Gemeinde Thal veröffentlicht. Anschliessend folgen öffentliche Auflage und Baueingabe. Der Zeitfahrplan ist schwierig einzuschätzen. Die Bauherrschaft hofft, im Laufe des nächsten halben Jahres die bevorstehenden Planungsschritte zu absolvieren. Auf das Investitionsvolumen des Projekts wurde nicht eingegangen, doch war bereits zu einem früheren Zeitpunkt die Rede von bis zu 100 Millionen Franken. Besucher erwähnen Verkehrsproblem Das Projekt gefällt, sagte ein Besucher. Er sprach aber auch ein befürchtetes Verkehrsproblem an. Ihm stimmten weitere Votanten zu. Die beengten Verhältnisse der Töberstrasse während der Bauphase und der anschliessende Mehrverkehr durch die neuen Bewohner seien nicht zu unterschätzen. Es werde ein Lösungsansatz vermisst. Diese Punkte sollen anlässlich der Ortsplanungsrevision behandelt werden. Felix Wüst erwähnte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit einer 30-er Zone.