30.03.2019

Marbachs ­vergessenes Genie

Betreff: «Meisterwerk neu entdeckt», Ausgabe vom 23. März

Von Franz Benz, St. Gallen
aktualisiert am 03.11.2022
Glücksfälle solcher Art sind selten. Da findet der Kunstsachverständige Christian Schulz in Widnau ein in der Versenkung verschwundenes Altarbild, geschaffen von einem der bedeutendsten Maler des 19. Jahrhunderts, vorgestellt von Gerhard Huber.Der 1834 in Marbach geborene, 1898 verstorbene, aber wenig beachtete Severin Benz (als Neuentdeckung) erfährt so eine Wiedergeburt – dem hoffentlich viele ihre Referenz erweisen werden. Seien wir gespannt auf diese erstmalige Präsentation am 31. März im Ortsmuseum Marbach.Als Bauernsohn in einfachsten Verhältnissen, im «Gässeli» Marbachs aufgewachsen, absolvierte er eine Schlosserlehre in Feldkirch. Nach der Lehre zog er als 19-Jähriger aus nach München, wo er 1854 Aufnahme fand an der Königlich-bayerischen Akademie der bildenden Künste. Seine Vorliebe fürs Zeichnen brachte ihn in die Meisterklasse des damals bekannten Historienmalers Karl Piloty, wo er sich als fleissiger Schüler auszeichnete. Nach hartem Ringen um Unterstützung durch seine Eltern fand er Anerkennung für sein Talent in München und bald erste Auf­träge in seiner Heimat, in der Ostschweiz.Heute ist er bekannt als Schöpfer des Altarbildes in der Kirche St. Fiden, St. Gallen. Nicht alles ist in der Versenkung verschwunden. In Bayern gibt es drei erhaltene Altarbilder und zwei Dutzend Altarbilder im Sarganserland, in Mels, Lichtensteig und Appenzell. Zwischen 1881 und 1895 folgten zehn Altar- und Andachtsbilder für Walenstadt, Bad Ragaz, Rapperswil, Feldkirch und Rorschach. Zu seinen Werken gehören auch Landschaftsmalereien, Orts­ansichten aus der Ostschweiz, aber auch Porträts sowie Stil- und Genre-Bilder.Seine Werke wurden erstmals 1985 vorgestellt von Kunsthistoriker Dr. Jürg Davatz. In seinem Buch bezeichnete er Severin Benz als einen der besten Bildnismaler der Schweiz. In einer grossartigen Ausstellung in Näfels, im Museum des Landes Glarus, in den Räumlichkeiten des ehrwürdigen Freulerpalastes. Es fehlte damals nur das Wichtigste: Ein grösseres Publikum.Das Lebenswerk von Severin Benz ist nicht Zeugnis einer mittleren Begabung, es überstrahlt an künstlerischer Bedeutung, thematischer wie technischer Vielfalt alle übrigen st. gallischen Maler des 19. Jahrhunderts und verdient heute endlich die längst fällige Beachtung und Würdigung.Franz Benz, St. Gallen

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