08.02.2021

Marbacher Olympiasieger gestorben - «Er war in allem ein Extremer»

Der gebürtige Rheintaler Sepp Benz, als Anschieber von Erich Schärer 1980 Zweierbob-Olympiasieger, stirbt im Alter von 76 Jahren.

Von chm
aktualisiert am 03.11.2022
Josef «Sepp» Benz verstarb am Freitag in Zürich, wie am Samstag bekannt wurde. Laut dem «Blick» erlag der gebürtige Rheintaler einer Corona-Infektion. Benz war bis zuletzt als Schweizer Rodeln-Spartenchef noch voll im Eiskanal aktiv.Die Bilanz von Benz, bekannt vor allem als «Bremser der Nation», ist eindrücklich. Zwölf Mal trat er zu einem Olympia- oder WM-Rennen an, zwölf Mal erreichte er einen Podestplatz – und das immer als Mitglied des Teams von Erich Schärer. Dabei hatte Benz nach den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck zurücktreten wollen. Er war Weltmeister und zweifacher Olympiamedaillengewinner. Aber er blieb dem Bobsport dann doch treu, da 1978 die WM in Lake Placid lockte. «Endlich kam ich einmal nach Amerika», sagte Benz vor einem Jahr gegenüber dieser Zeitung. Schliesslich wurde der St. Galler 1978 in Lake Placid mit Schärer Weltmeister und zwei Jahre später auf derselben Bahn überlegen Olympiasieger. Mit dem Viererbob holten sie später auch noch Silber. Benz war ein Leichtgewicht, aber ein starker Techniker mit «wahnsinnig viel Kraft in den Beinen». Als Briefträger trug er morgens in Zürich die Post aus, dann stand ein Krafttraining auf dem Programm. Nach einer zweiten Tour für die Post widmete er sich nochmals der Fitness. «Und am Wochenende gab es für mich nur eines: Training, Training, Training.» «Bei ihm musste man mit allem rechnen»Schärer, unterdessen 74-jährig, sagte dem «Blick» nach dem Tod des langjährigen Weggefährten: «Er war in allem ein Extremer, bei ihm musste man immer mit allem rechnen.» Der aus Marbach stammende Benz beschrieb es vor einem Jahr so: «Tag und Nacht habe ich mich mit dem Starten und Fahren des Bobs beschäftigt.» Viel Geld kam für ihn trotz der Erfolge nicht zusammen. «Sozusagen nichts», sagte Benz. Pilot Schärer aber habe nach dem Olympiasieg mehr Geld erhalten, «als ich in einem ganzen Jahr bei der Post verdiente», sagte Benz.Auch die öffentliche Wertschätzung kam zu kurz, kritisierte Benz. Kein Empfang durch den Bundesrat nach Olympiagold. Und als Schärer und Benz vom Zürcher Stadtpräsidenten Sigmund Widmer geehrt wurden, hatte der Politiker bloss Augen für den Zürcher Schärer. «Ich kam mir daneben vor wie ein Schülerbub», sagte Benz, der seit Anfang der 1960er-Jahre in Zürich wohnhaft war.

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