Christlich 21.04.2024

Manchmal braucht es Mut, um aus dem Rahmen zu fallen

Manche Menschen fallen aus dem Rahmen, weil an ihnen etwas anders ist als beim Durchschnitt. Das kann eine Vorliebe für ausgefallene Kleidung sein, persönliche oder körperliche Merkmale, eine laute Stimme. Aber auch Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen, und die mit verrückten Träumen oder Ideen.

Von Andrea Hofacker, Pfarrerin
aktualisiert am 21.04.2024

Also alle, die sich nicht verhalten wie die anderen. Unsere Gesellschaft bewundert diese Zeitgenossen manchmal, findet sie oft schräg, und meistens werden sie ignoriert oder an den Rand gedrängt.

Aber nur Menschen, die aus Mustern ausbrechen, sind Motoren einer Weiterentwicklung. Den Status Quo erhalten, ist nicht schwer, aber neue und innovative, kreative Lösungen für Probleme zu finden, die nicht dem Mainstream folgen, das können nur Menschen, die sich trauen, aus dem Rahmen zu fallen. Stromlinienförmige Mitglieder der Gesellschaft haben noch nirgends etwas zum Guten bewegt.

Jesus setzte sich für alle ein

Jesus ist auch aus dem Rahmen gefallen in der Gesellschaft seiner Zeit. Er hat sich gegen manche Regeln gestellt, die das strenggläubige Judentum wichtig fand. Er hat immer den Menschen über die Regeln – auch der Religion – gestellt und öffentlich Stellung genommen. Vor allem für Frauen und für von der Gesellschaft ausgegrenzte hat er sich eingesetzt, und ist damit gewaltig aus dem Rahmen gefallen.

So hat er verhindert, dass eine Ehebrecherin gesteinigt wurde, er hat Maria und Marta besucht und sie unterrichtet, er hat sich von der Samaritanerin belehren und befragen lassen, und viel mehr Kontakt zu Frauen gehabt, als damals für einen Wanderprediger schicklich war.

Sein freimütiges Eintreten für jene, die die meiste Last der Gesellschaft getragen und gespürt haben, hat am Ende dazu geführt, dass er angezeigt und als Aufrührer hingerichtet wurde.

Wir sind seine Nachfolgerinnen und Nachfolger, getauft auf seinen Namen. Aber im Gegensatz zu Jesus, dem Wanderprediger, gehören wir zu etablierten gesellschaftlichen Gruppen in unserer Welt. Wir sind das Establishment, gegen das Jesus sich gewandt hat.

Wir haben es immer noch nicht gelernt, friedlich und mit Akzeptanz miteinander zu leben.

Niemanden auszugrenzen. Die Mühen und Arbeit von Frauen und Männern gleich zu behandeln und zu schätzen, und zwar nicht nur ideell, sondern auch finanziell. Es besteht oft eine Erwartung, dass es in den Kirchen besonders friedlich zugehen soll. Am besten nicht aus dem Rahmen fallen.

Von aussen auf das Bild schauen

Ich finde das falsch. Es geht uns als Kirche doch darum, etwas zu bewegen, Dinge anzustossen und zum Guten zu Verändern. Wer immer im Rahmen bleibt, der sieht das Bild auch immer nur von innen. Nur wenn wir uns auf den Weg machen, um aus Konventionen und aus dem Rahmen zufallen, können wir von aussen auf das Bild schauen.

Dann sehen wir besser, was schief ist, was die falschen Farben hat, wer oben ist, und wer unten unsere Hilfe und Unterstützung braucht. Deshalb, so glaube ich, gehört es als Christin und Christ manchmal dazu, aus dem Rahmen zu fallen. Jesus war uns diesbezüglich ein leuchtendes Vorbild und hat uns gezeigt, wie es geht. Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir dazu häufiger den Mut aufbringen.


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