12.02.2020

«Man wird ja nicht freiwillig krank»

Geht es nach Carmen Bruss, soll man künftig die Krankheitskosten vollständig vom Einkommen abziehen können.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Steuern. Kranksein bzw. davon zu genesen kostet von Jahr zu Jahr mehr. Diese Kosten tragen der Staat und die Krankenkassen und damit alle, die Steuern und Krankenkassenprämien zahlen. Und nicht zu vergessen die Betroffenen selber – wegen der teils happigen Selbstbehalte. Wenigstens darf man die Krankheits- und Unfallkosten, die an einem hängen bleiben, in der Steuererklärung, die momentan auf so manchem Tisch zum Ausfüllen bereitliegt, als Abzug geltend machen.Für den Staat eine Ausnahme vom GrundsatzAllerdings rechnet der Kanton St. Gallen diese Kosten nicht vollständig an: Zwei Prozent des Nettoeinkommens (Einkünfte abzüglich verschiedener weiterer Abzüge wie Berufskosten, Schuldzinsen und Versicherungsprämien) werden als steuerlicher Selbstbehalt abgezogen. Kantonsrätin Carmen Bruss stört dies schon lange.Der Staat zählt Krankheits- und Unfallkosten zu den Lebenshaltungskosten. Jene seien grundsätzlich nicht abzugsfähig, heisst es im St. Galler Steuerbuch, der Bibel der Steuerkommissäre. Der steuerliche Abzug der Krankheits- und Unfallkosten stelle insofern eine Ausnahme vom Grundsatz dar.Die Diepoldsauer SVP-Politikerin Carmen Bruss hält dem entgegen, dass niemand etwas dafür kann, dass er krank wird oder verunfallt. Sie ist deshalb der Meinung, dass Kranke und Verunfallte steuertechnisch gleich behandelt werden sollten wie Behinderte, die ebenfalls nichts für ihr Schicksal können, deren behinderungsbedingte Kosten hingegen ohne Selbstbehalt steuerabzugsfähig sind.Carmen Bruss hat deshalb dieser Tage zusammen mit Bruno Dudli (SVP, Oberbüren) eine Motion eingereicht, in der sie eine Änderung des Steuergesetzes verlangt. Krankheits- und Unfallkosten sollen ebenfalls ohne Selbstbehalt abzugsfähig werden.Zunächst wird sich die Regierung mit dem Vorstoss befassen und dem Kantonsrat mit einer Begründung Eintreten oder Nichteintreten empfehlen. Auch Unterschriften dazu gesammeltDaraufhin liegt es am Kantonsrat, ob er auf die Motion eingehen und die Regierung mit der von Bruss und Dudli geforderten Gesetzesänderung beauftragen will. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, wird Carmen Bruss nächste Woche, während der Februarsession des Kantonsrates, der Regierung auch eine Petition mit derselben Forderung übergeben. Die Bittschrift der von Bruss gegründeten Gruppierung Patrioten Schweiz wurde bislang von rund 700 Leuten unterzeichnet.

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