Monika von der LindenAls sich vor ein paar Wochen zeigte, dass immer mehr Menschen im Rheintal von der Coronapandemie betroffen sind, machte sich in Donat Haltiner ein beklemmendes Gefühl breit. Neben den gesellschaftlichen Einschränkungen und den damit verbundenen Sorgen, beschäftigte es den Diakon, wie er das Weihnachtsfest in der Pfarrei Montlingen-Eichenwies gestalten kann. «Es tat mir leid, dass nur je fünfzig Menschen die Kinder- und die Christmette besuchen dürfen», sagt er. «Sie hätten auch noch ganz abgesagt werden können.» Einen Gottesdienst via Livestream zu übertragen, überlegte Donat Haltiner nie. «Das überlasse ich den Profis, die Gottesdienste mit dem Bischof in der Kathedrale St. Gallen aufzeichnen», sagt er. «In der Pfarrei müssen wir etwas anders machen und eine Nische besetzten.»Einen Film kann man überall zeigen. Egal wie streng die Bestimmungen sind. Die Idee, die Weihnachtsgeschichte in einem Kurzfilm an Schauplätzen in der Pfarrei zu erzählen, war geboren. Budget war genug vorhanden. Das Geld, das Donat Haltiner im Frühlingslockdown nicht für die musikalische Bereicherung von Gottesdiensten ausgegeben hatte, stand ihm zur Verfügung. In einem nächsten Schritt steckten alle Akteure sinnbildlich die Köpfe zusammen und erarbeiteten das Drehbuch. Als Katechetin in Ausbildung und Kirchenverwaltungsrätin brachte sich Tanja Lüchinger ins Filmprojekt ein. Sie hatte im Pfarreizentrum ein Adventszimmer für ihre Viertklässler eingerichtet.Weihnachtsfilm vor heimischer Kulisse drehenDie heimelige Atmosphäre stellte sie als Kulisse für den Erzähler Donat Haltiner bereit. Auf die Art gibt sie den christlichen Glauben auch in der Pandemie weiter. «Ich sehe die Gefahr, dass Menschen den Halt verlieren können, wenn ihnen die Rituale fehlen», sagt die Katechetin. Die Jungmusik der Musikgesellschaft Montlingen-Eichen-wies ist die einzige Formation, die in den letzten Wochen noch musizieren durfte. Sie steuert dem Film einige Sequenzen bei und bläst «Oh du Fröhliche». «So bringen sich die Jugendlichen auch in diesem Advent ins Dorf ein», sagt der Diakon.Den elfminütigen Film zeichnete Raffael Gründeler im Auftrag der Pfarrei an zwei Drehtagen auf. Er entwickelte auch das Konzept und schnitt den Streifen. «Mich fasziniert, wie die Kirche hier im Dorf den Schritt in die Moderne wagt», sagt er. Die sozialen Medien seien heute ein nötiges Mittel, um die Menschen zu erreichen. Er sei stolz, Teil dieses wunderschönen Projekts zu sein. «Weihnachten ist überall. Man muss nur genau hinschauen.» Unter dieses Motto stellt die Crew den Kurzfilm. Sichtbar wird dies an den Drehorten. «Es soll nicht langweilig sein», sagt Donat Haltiner. Er liest die Weihnachtsgeschichte aus einer Kinderbibel vor und sitzt auf dem Montlinger Bergli, einem Kraftfelsen. Hinter ihm strahlt die schneebedeckte St.-Anna- Kapelle. Die Geschichte des Wallfahrtsortes geht auf das 13. Jahrhundert zurück und ist der Grossmutter Jesu geweiht. Im Tal rauscht die Autobahn, die Geschäftigkeit des Alltags. «Wir feiern Weihnachten, obwohl die Welt voller Lärm ist.»An der Krippe singt Melissa Kehl-Spevacek «Stille Nacht» für all jene, die es vermissen, in der Gemeinschaft singen zu dürfen. Wie es der Filmemacher umgesetzt hat, die Zusammengehörigkeit der fünf Pfarreien der Seelsorgeeinheit Blattenberg darzustellen, sei an dieser Stelle nicht verraten.HinweisDie Weihnachtsgeschichte, erzählt von Donat Haltiner, wird an Heiligabend alle 15 Minuten in der Kirche Montlingen von 13 bis 16.15 Uhr und in Eichenwies von 13 bis 16.45 Uhr gezeigt. Ein Ordner achtet auf die Einhaltung des Schutzkonzeptes. Ab 17 Uhr ist der Kurzfilm zu sehen unter www.se-blattenberg.ch/de/montlingen-eichenwies. Ab 25. Dezember auf rheintaler.ch