06.06.2022

«Maiblüten» Berneck: Chor bot Gesang der Spitzenklasse

Ein virtuoser Chorklang: Der Auftritt von Vocale Neuburg war ein musikalischer Höhepunkt an den «Maiblüten».

Von Max Pflüger
aktualisiert am 02.11.2022
«Was suchen wir im Leben? Was bringt uns zum Leuchten? Gemeinsam sind wir im Singen am Suchen.» So begrüsste Monika Renner das Publikum am frühen Sonntagabend. Der Vorarlberger Spitzenchor Vocale Neuburg und der Chorleiter Oscar Egle nahmen die Zuhörerinnen und Zuhörer in der evangelischen Kirche in Berneck mit auf Wege der Sehnsucht, «The Road Home». Wegbegleiter war dabei der virtuose Vibrafonist David Soyza, der mit seinen Soloeinsätzen immer wieder tempo- und temperamentreich musizierte.Abwechslungsreiches MusikerlebnisEigentlich hätte man die nahezu vierzig Sängerinnen und Sänger vorne in drei oder vier Glieder aufgereiht erwartet, wie man dies von Chorkonzerten gewohnt ist. Aber gefehlt. Zu den ersten rhythmischen Klängen des Vibrafons zog der Chor gemessenen Schrittes ein. Die Sängerinnen und Sänger verteilten sich im ganzen Kirchenraum vor, neben und zwischen den Gästen. Sie schufen so mit den beiden ersten, geistlichen Liedern «O bone Jesu» von Palestrina und «Jesu, meine Freude» von Bach eine ganz besondere Stimmung: Das Publikum sass inmitten einer Klangwolke, die von allen Seiten herzog. Und in der Folge wechselten die Aufführenden immer wieder die Stellungen und Formationen.Auch die aufgeführten Werke liessen keine Langeweile aufkommen. Liedinhalte, Stilrichtungen und Klangfarben wechselten von Lied zu Lied. Mit interessanten Angaben führte die Sprecherin des Chores, Monika Renner, geschickt in die Inhalte und die geschichtlichen Zusammenhänge der oft aus dem Norden Europas stammenden Literatur ein. Viel zum grossartigen Erlebnis trug bei, dass die Inszenierung keinen zeitlichen Raum für Zwischenapplaus zuliess, sodass erst am Schluss des Konzertes geklatscht wurde. Dann aber umso inniger.Die Sehnsucht wurde spürbarEindrücklich gestaltete der Chor zum Beispiel das tragische Liebeslied der beiden Königskinder, die nicht zusammenfinden konnten. Einer der Höhepunkte des Abends war dann aber das Lied «Trilo». Es ist ein traditionelles schwedisches Volkslied, das 2017 von Bengt Ollén arrangiert wurde. «Trilo» handelt von der Sehnsucht nach den Seinen auf hoher See und wurde von schwedischen und norwegischen Frauen gesungen, die auf ihre Ehemänner warteten, die vom Meer zurückkehren sollten. Ausdrucksvoll gestaltete das Lied vor allem die Solistin Tanja Däscher.Mit herausragender Musikalität, Dynamik und Rhythmik, aber auch mit klarer und gut verständlicher Artikulation begeisterte der Vorarlberger Spitzenchor in Berneck. Und mit stehender Ovation bedankte sich das Publikum für das musikalische Geschenk. Die Sängerinnen und Sänger haben die Zuhörenden mit ihrer Kunst zum Leuchten gebracht.

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