02.03.2022

Mädchen können ihren eigenen Freizeitraum gestalten

Am Samstag, 5. März, eröffnet an der Büchelstrasse 15 in Widnau «Mara», der erste Mädchenraum im Mittelrheintal.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 02.11.2022
Der neue Mädchenraum ist ein Teil der gendersensiblen Kinder- und Jugendarbeit des Jugendnetzwerks der Sozialen Dienste Mittelrheintal. «Mara» ist ein Ort, wo die Bedürfnisse der Mädchen und jungen Frauen ins Zentrum gestellt werden und sie frei von Rollenerwartungen ihre Freizeit gestalten.Bei geschlechtergemischten Angeboten falle den Jugendarbeiterinnen des Projektteams auf, dass Mädchen aus fami­liären, kulturellen, ethnischen oder anderen Gründen der Zugang zu Freizeitaktivitäten erschwert wird. Deshalb sei es wichtig, ihnen einen geschützten Raum zu schaffen.Die Kompetenzen der Mädchen sichtbar machenIn der bisherigen Tätigkeit der offenen Kinder- und Jugendarbeit fanden die Angebote für Mädchen vornehmlich in einem geschlechtergemischten Umfeld statt. Aber weil Buben und junge Männer den klassischen Jugendtreff dominieren, brauchen Mädchen einen Raum, der ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht.Dabei sei die Mädchenarbeit essenziell für eine gendersen­sible Kinder- und Jugendarbeit: Einerseits, weil sie sich an den spezifischen Lebenslagen von Mädchen und jungen Frauen ausrichtet. Andererseits, weil sie Heranwachsende bei ihrer Entwicklung zur Selbstständigkeit und zu positivem Selbst­bewusstsein begleitet. Darüber hin­aus stärkt sie ihre Identität, macht Kompetenzen sichtbar und fördert ihre Selbstwirksamkeit. Mädchenarbeit trage zum Abbau von Benachteiligung bei und verbinde gesellschaftspo­litische, emanzipatorische und pädagogische Zielsetzungen, so die Jugendarbeiterinnen.Die Idee für einen Raum nur für Mädchen entstand 2019 und wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt. Wichtig ist den Jugendarbeiterinnen, dass Mädchen nicht nur einen eigenen Raum haben, sondern ihn gestalten und die in ihm geltenden Regeln auch miteinander aushandeln. Per Moodboard, einer Art Stimmungstafel, wurden Ideen für die Raumgestaltung gesammelt und Bedürfnisse der Mädchen abgeholt.Expertinnen ihrer eigenen LebensweltDas Angebot richtet sich an Mädchen und junge Frauen zwischen zehn und 20 Jahren aus dem Mittelrheintal. «Mara» ist immer mittwochs von 14 bis 18 Uhr, freitags von 17 bis 20 Uhr sowie jeden ersten Samstag im Monat von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Noch sei der Raum nicht ganz eingerichtet, da sich die Mädchen und jungen Frauen den Raum aneignen und nach ihren Vorstellungen gestalten sollen, denn: Sie sind Expertinnen ihrer Lebenswelt. Ebenfalls werden die Angebote im offenen Betrieb in einem partizipativen Aushandlungsprozess mit den Mädchen gemeinsam gestaltet und weiterentwickelt.Obwohl die Rollenbilder breiter und vielfältiger geworden sind, lassen sich bei genauerem Hinsehen Unstimmigkeiten feststellen. Sichtbar werden Ungleichheiten etwa bei der Berufswahl, bei Karrierechancen oder Einkommensunterschieden zwischen den Geschlechtern. Weiter prägen geschlechtsspezifische Normen, Werte und Stereotypen den gesellschaftlichen Alltag.Heute sind Mädchen und junge Frauen verschiedenen widersprüchlichen Erfahrungen ausgesetzt. Das Aufwachsen in einer Gesellschaft, in der gän­gige Männer- und Frauenbilder sehr unterschiedlich definiert sind, verlangt von den Heranwachsenden sehr viel Selbstvertrauen und Mut, um sich selbst definieren zu können. Diesem Umstand möchte die offene Mädchenarbeit mit dem neuen Angebot entgegenwirken. Sie unterstützt deshalb Mädchen und junge Frauen in ihrer Entfaltung.Der Mädchenraum wird am Samstag, 5. März, offiziell eröffnet. Von 14 bis 18 Uhr wird an der Büchelstrasse 15 in Widnau der Tag der offenen Tür begangen. Eingeladen sind auch Eltern, die mit ihren Töchtern den Mädchen­raum gemeinsam besichtigen möchten.

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