27.07.2018

Macedo hat starke Gegner

Stadtschreiber Gabriel Macedo ist sich bewusst, dass er als Kandidat für das Stadtpräsidium von Amriswil eine hohe Hürde vor sich hat. In Rheineck spürt er Rückhalt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDie Ausgangslage war speziell. In Rheineck war stillschweigend davon ausgegangen worden, dass ihr Stadtschreiber sich um die Nachfolge von Hans Pfäffli bewerben werde, sobald der Stadtpräsident nach zwei Jahrzehnten im Amt in den Ruhestand wechselt.Es kam anders, jedenfalls fürs erste. Mitte April gab Gabriel Macedo bekannt, dass er mit Unterstützung seiner Partei, der FDP, in Amriswil für das Stadtpräsidium kandidiere. Der erste Wahlgang findet am 25. November statt.Mit einem zweiten ist zu rechnen, denn schon zum Zeitpunkt, als der 28-jährige Macedo beschloss, zur Amriswiler Wahl anzutreten, war die Konkurrenz beachtlich. Von Anfang an war bekannt, dass zwei bisherige Stadträte sich um das Stadtpräsidium bemühen: Stefan Koster (SVP) und André Schlatter (CVP).In Amriswil ist die SVP starkIn Amriswil ist die SVP eine Macht. Der amtierende Amriswiler Stadtpräsident Martin Salvisberg ist ebenso glanzvoll gewählter Chef wie zuvor Peter Kummer es gewesen war. Auch Kummer, der 2017 verstorbene Ehrenbürger der Stadt, war ein SVP-Vertreter.Die Wählerstärke der Parteien (aufgrund der Nationalratswahlen von 2015) lässt ebenfalls eine gute Chance für Macedos SVP-Konkurrent Stefan Koster vermuten. Zu den 40 Prozent der SVP kommen 5,3 der EDU sowie 4 Prozent der BDP. Diese insgesamt 49,3 Prozent kommen tendenziell der SVP zugute. Die FDP mit 16,6 Prozent ist auf dem Papier im Hintertreffen.«In Rheineck bin ich wirklich gern»Gabriel Macedo ist dennoch zuversichtlich. Er sagt, seine Bewerbung fürs Amriswiler Stadtpräsidium sei in Amriswil gut aufgenommen worden. Sicher ist es vorteilhaft, dass er aus der Region stammt und dank seiner früheren Tätigkeiten – unter anderem im Fussballclub – einer breiten Öffentlichkeit bereits bekannt ist.Amriswil ist für Macedo eine Chance, die nicht so schnell wiederkommt. Mit ihren 13500 Einwohnern ist die Thurgauer Stadt fast viermal so gross wie Rhein-eck, auch der Finanzhaushalt ist deshalb sehr viel grösser.Sollte Rheinecks jetziger Stadtschreiber in Amriswil zum Stadtpräsidenten gewählt werden, so wäre dies also ein deutlich grösserer Karriereschritt als dies die Wahl zum Stadtpräsidenten von Rheineck wäre.Dass Amriswil besondere Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten biete, sei in Rheineck sogleich erkannt und seinem Entscheid daher Verständnis entgegengebracht worden, sagt Macedo.«Mer bhalted di gern, wenn’s z’Amriswil nöd langet», nennt er als Beispiel eine Aussage, die ihn sehr gefreut habe. Denn in Rhein-eck sei er wirklich gern.Bevor er die auch für ihn selbst überraschende Anfrage aus Amriswil erhalten habe, habe er einen nächsten Karriereschritt in Rheineck ins Auge gefasst, sagt Macedo. Eine Kandidatur als Nachfolger von Hans Pfäffli hatte er stets als möglichen Schritt erachtet. Das ist auch jetzt noch so. Es sei zwar alles offen und konkret mit einer Rheinecker Kandidatur beschäftigt habe er sich noch nicht. Was hingegen jetzt schon feststeht: Sollte es mit Amriswil nicht klappen, bliebe er sehr gern in Rheineck.Abwesenheitsbonus für RückkehrerAls einer von drei Amriswiler Kandidaten ist Gabriel Macedo derjenige, der zwar bei Amriswil aufwuchs und mit Ort und Gegend verbunden ist, der aber vor über sechs Jahren wegzog und seither in Rheineck als Stadtschreiber tätig ist. Dass solch ein Abwesenheitsbonus von Vorteil sein kann, zeigten schon zahlreiche Wahlen.Wer im Rheintal ringsum blickt, stellt fest: Vielerorts hat das Volk jemandem das Vertrauen geschenkt, der zwar ein Einheimischer ist, sich die Sporen aber anderswo abverdient hat.In fast einem halben Dutzend Gemeinden steht ein einheimischer Rückkehrer an der Spitze: Reto Friedauer in St. Margrethen, Alex Arnold in Eichberg, Rolf Huber in Oberriet, Ruedi Mattle in Altstätten sowie Bruno Seelos in Berneck.

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