13.02.2019

Lutzenbergs Gedächtnis tritt ab

Der unheimliche Erdrutsch mit drei Todesopfern, der Brand der Fasnachtsbeiz «Anker» – Chronist Rolf Niederer hat alles mit Beschrieb und Datum festgehalten. Kürzlich trat er von seinem Posten zurück.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Peter EggenbergerRolf Niederer ist Lutzenberger durch und durch und kennt seine Gemeinde wie kein Zweiter. 1941 geboren, absolvierte er in der Gemeindekanzlei eine Verwaltungslehre und war anschliessend bis Ende 1966 in der Kanzlei Wolfhalden tätig. Nach einem zweijährigen beruflichen Abstecher in die Steuerverwaltung von Zürich kehrte er nach Lutzenberg zurück. Bis zur Pensionierung pendelte er täglich nach Rorschach, wo er für die Baufirma Pedrotti als administrativer Allrounder und Buchhalter tätig war.«Per 1. Januar 1969 ernannte mich der Gemeinderat zum Chronisten, ein Amt, das vor mir Ladenbesitzer Ernst Bruderer senior (bis 1958) und Posthalter Hans Bänziger (bis 1968) innehatten. Meine Aufgabe war es, für die Nachwelt alle Begebenheiten in Lutzenberg und Wienacht festzuhalten und dem Gemeinderat Ende Jahr in schriftlicher Form abzugeben», erläutert Rolf Niederer seine Tätigkeit, die mit einem bescheidenen Entgelt honoriert wird.Tod und Verwüstung noch präsentSpezielle Ereignisse kann Rolf Niederer aus dem Gedächtnis abrufen. «Der am 31. Januar 1986 erfolgte Überfall auf das Postbüro Haufen mit der Bedrohung der Posthalterin durch einen Täter mit Schusswaffe verlief glimpflich. Der Räuber konnte in die Flucht geschlagen werden, flüchtete mit einem gestohlenen Damenvelo in Richtung Rheineck und wurde später gefasst.Ebenfalls unvergessen ist ein verheerender Erdrutsch in der Nacht vom 31.AABB22August auf den 2.AABB22September 2002, als im Hellbüchel an der Durchgangsstrasse Heiden – Rheineck ein Einfamilienhaus verschüttet wurde. Es war ein Bild des Grauens. Das schreckliche Geschehen forderte das Leben der drei Hausbewohner.Jahre zuvor bewegte der am 27. Juni 1980 erfolgte Brand des Restaurants «Anker» im Ortsteil Haufen die Gemüter. Nachdem das stattliche Haus ursprünglich als Wirtschaft und Bäckerei gedient hatte, wurde es 1965 vom Ehepaar Tempini in ein Gourmetrestaurant umgewandelt. «Rund zehn Jahre später stieg der ‹Anker› zur berühmten Fasnachtsbeiz auf, die von Kunden fast aus der ganzen Schweiz aufgesucht wurde», lacht Niederer. Nach dem Brand kam es zum Wiederaufbau und später zur Umbenennung in «Rebberg», der seit einigen Jahren als Therapiezentrum dient.Nebst der Chronikarbeit hat Rolf Niederer jahrzehntelang als Ortskorrespondent für alle Tageszeitungen aus Lutzenberg berichtet. Von 1975 bis 1994 war er Mitglied des Gemeinderats, wo er unter anderem als Vizehauptmann und Präsident der Schulkommission wirkte. Aus Altersgründen übersiedelt Niederer mit seiner Gattin Anny im kommenden Frühling in eine «ringere» Wohnung nach Thal. Der Wechsel fällt ziemlich genau mit der Goldenen Hochzeit zusammen. «Natürlich bleiben wir mit unserer Heimatgemeinde eng verbunden, und kirchlich gehört ja Lutzenberg als Fraktion der seinerzeitigen Grossgemeinde Kurzenberg bis heute zu Thal.»

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