Was haben ein Bänker, zwei Ingenieure, ein Stromer, ein Landwirt und ein Instrumentenbauer gemeinsam? Offensichtlich nicht den Beruf. Und auch nicht den Kleidungsstil. Oft nicht dieselbe Meinung und ganz bestimmt nicht immer den gleichen Musikgeschmack. Aber lässt man Marco Oberholzer, Cedric Gmür, Franz Daxinger, Philipp Keller, Pascal Bösch und Markus Lutz mit ihren Instrumenten in ihren Proberaum, auf einem Bauernhof im Toggenburg, entsteht etwas Grosses.
Songs, zu denen an Konzerten lauthals mitgegrölt, zugeprostet, gelacht und die Hüfte geschwungen wird. Songs, die die verschiedenen Vorlieben der Bandmitglieder bündeln. Es entsteht der unverkennbare, brasslastige und tanzbare Sound von Lutz!.
Eine Band, die zu einer Gruppe Freunde wurde
Es ist Samstagabend, kurz vor ihrem letzten Auftritt im Jahr 2022. Die Jungs haben gerade die Verstärker, Toms, Hi-Hat und anderes Material aus dem Auto auf die Bühne der «Bierhalle» in Balgach gehievt. Jetzt sitzen sie an einem kleinen Holztisch in einer Nische, ein Bier vor sich. Es ist laut. Sie lachen viel, erzählen Anekdoten über ihr jährliches Probenwochenende auf der Schwägalp, vergangene Auftritte, ihre EP-Veröffentlichung, durchzechte Open-Air-Besuche und scherzen. «Eigentlich sind wir eine Boyband», sagt Markus Lutz.
Einfach mit weniger Groupies im Backstagebereich.
«Weniger bis keine», ergänzt Cedric Gmür. «Beziehungsweise keinem Backstagebereich», sagt Pascal Bösch, worauf die anderen lachen. Die sechs sind viel mehr als eine Band, das wird schnell klar. Sie sind Freunde. Und trotz der Vertrautheit, ist ihr Kennenlernen noch gar nicht so lange her.
Von einer Jamsession auf die Bühne der Rhema
Marco (Trompete), Pascal (Schlagzeug), Philipp (E-Gitarre) und Markus (Gesang, Gitarre, Basstrompete) stehen seit 2019 gemeinsam auf der Bühne. Gegründet wurde die Band bei einer Jamsession in Gams. «Nachdem sich meine ehemalige Band aufgelöst hatte, versuchte ich mich an einem Soloprojekt und schaffte es bis ins Finale des Band-X-Ost-Wettbewerbs. Da habe ich gemerkt, dass es alleine auf der Bühne nicht so viel Spass macht», sagt Markus Lutz aus Rheineck, der nicht nur der Namensgeber, sondern auch Dreh- und Angelpunkt der Band ist. Kurzum lud er befreundete Musiker aus der Region zum Jammen ein. Philipps Urteil:
Es klang gar nicht so schlecht.
Eine Woche später stiess Franz (Bass) zu der noch jungen Band. Zwei Jahre später komplettierte Cedric (Baritonsaxofon) Lutz!
Spätestens seit diesem Jahr dürfte der Name «Lutz!» den meisten Musikinteressierten im Rheintal ein Begriff sein. Die sechs Jungs spielten an der Rhema, heizten dem Publikum am «Sommer im Park» ein, traten an der Oberrieter Kilbi auf und lieferten am Benefizkonzert im «Ribelhof» vor dem Auftritt der Fäaschtbänkler ein energiegeladenes Set. Mit den «Fäaschtis» werden die sechs Amateurmusiker gerne verglichen. Aber sie stellen klar: «Wir sind keine Fäaschtbänkler-Coverband».
Überhaupt wollen sie sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Ihre Musik, rockig mit Bläsersound und tanzbaren Beats, nennen sie «Brass’n’Roll». «Aber nur, weil die Leute gern was zum Einordnen haben», sagt Markus.
Vom Abmischen bis zur Gestaltung des Covers
Hauptsache tanzbare Musik, die laut ist und Spass macht, lautet ihr Motto. Ein Beweis dafür ist ihre Single «Festival», die letzten Sommer veröffentlicht wurde. Aber sie können auch ruhiger und melancholischer, wie mit ihrer ersten Single «Quarantäne». Wie breit ihre musikalische Palette tatsächlich ist, beweisen sie mit ihrer ersten EP (Extended Play) «Der Stepptanz des Bären», die heute erscheint. Die vier Songs darauf sind zwar nicht neu, aber dennoch ein Meilenstein, wie Franz sagt:
Es ist ein Stück Bandgeschichte. Alles, was wir in den ersten dreieinhalb Jahren am geilsten fanden, ist jetzt auf der EP.
Von den Aufnahmen im selbst zusammengeschusterten Studio im Proberaum bis zur Veröffentlichung hat es fast ein Jahr gedauert. Denn nicht nur die Songs sind von Lutz! selbst geschrieben. Vom Abmischen bis zur Gestaltung des Covers ist alles in Eigenregie entstanden. «Nebst mehr als 20 Gigs und dem Job braucht das einfach ein bisschen Zeit», sagt Markus.
Erstes Konzert im neuen Jahr in Marbach
Würde eine Produktionsfirma bei ihnen anklopfen und diese Arbeiten abnehmen, würden sie nicht Nein sagen. Doch sie geniessen auch ihre Freiheiten. Grossen Träumen können sie sowieso nichts abgewinnen. Sie reden nicht davon, im Hallenstadion zu spielen oder auf Tournee durch Europa zu trampen. Sie sind pragmatisch, bodenständig. Sie wollen, dass es so weitergeht: mit vielen Auftritten und schönen Momenten unter Freunden und dem einen oder anderen guten Bier. «Und wenn es steil geht, bin ich voll dabei», sagt Markus.
Mit dem Auftritt in der «Bierhalle» schliesst sich für die sechs Männer im Alter von 27 bis 24 ein Jahr mit vielen Highlights. Die kommenden Monate wollen sie nutzen, um neue Songs zu schreiben und vielleicht bald ein ganzes Album zu veröffentlichen. Ihr erster Auftritt im neuen Jahr ist am Samstag, 1. April. Beim «Dahoam-Konzert» der Fäaschtbänkler in Marbach.
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