Am Ende jubelten die Gäste. Zuvor hatte es lange nach einem Unentschieden ausgesehen; das Duell war nervös, zerfahren. Spielerische Höhepunkte gab es sehr wenige, die bis dahin einzigen Tore fielen innert fünf Minuten (26. und 30.). Doch dann gelang der Austria Lustenau der Lucky Punch. Ein Lucky Punch, der mit Ansage kam; schon in der 88. Minute hatten die Gäste den Matchball auf dem Fuss. Altach-Goalie Tino Casali parierte aber sackstark. Und war dann eine Minute später gegen Bruno Teixeira chancenlos. 2:1 für Lustenau, dabei blieb es, die Gäste verteidigten leidenschaftlich und jubelten dann ebenso leidenschaftlich. Der zahlreich mitgereiste und äusserst lautstarke Gästeanhang entrollte ein «Derbysieger»-Transparent und besang ihren Status als Nummer eins Vorarlbergs.Um diesen Status ging es. Haben wollen ihn natürlich beide – und objektiv ist nicht messbar, wer wirklich die Nummer eins ist. Sportlich ist es in der jetzigen Momentaufnahme Lustenau, das als Aufsteiger in fünf Spielen zehn Punkte geholt hat, während es bei Altach mit Trainer Miroslav Klose erst vier sind. Doch auch die Gastgeber erheben Anspruch auf die Nummer eins. Einerseits die Fans, die diesen Anspruch mit einer sehenswerten Choreografie zum Spielbeginn unterstrichen.[caption_left: Die Altacher Fans eröffneten das Spiel mit einer Choreografie, in der sie ihren eigenen Anspruch auf die Nummer Eins Vorarlbergs unterstrichen.]Dann aber auch der Verein selber, besonders verkörpert durch den Stadionspeaker, der nie müde wurde, Altach als «Nummer eins im Land» und das Schnabelholz als «schönstes und richtiges Fussballstadion in Vorarlberg» hervorzuheben. Womit er bei der ohnehin angeheizten Atmosphäre noch etwas mehr Öl ins Feuer goss.Beide Teams kämpfen, aber auch mit sich selbstOberland gegen Unterland. Etablierter Bundesligaclub gegen Aufsteiger. Schwarz-weiss gegen Grün-weiss. 8500 Zuschauerinnen und Zuschauer, ein Verkehrschaos und ein Grossaufgebot der Polizei. Schwarzmarktpreise von 90 Euro für ein Stehplatz-Ticket. All dies prägte den Rahmen des ersten Vorarlberger Bundesliga-Derbys seit zwei Jahrzehnten.[caption_left: Harte Zweikämpfe prägten das Spiel, wobei Lustenau (in Grün) den Derbykampf mehr annahm als Altach.]Und all dies schien die beiden Mannschaften zu lähmen. Ihnen gelang zu Beginn des Spiels nicht viel, zusammenhängende Aktionen gab es kaum. Der Derbysieg, das war rasch klar, führt nur über den Kampf. Und diesen boten sich die beiden Teams, obwohl sie bisweilen auch mit sich selbst zu kämpfen hatten.Dann folgten, etwas aus dem Nichts, die beiden ersten Tore. Sowohl Altachs Alexis Tibidi wie auch Lustenaus Matthias Maak trafen per Kopf, die Tore fielen in den Minuten 26 und 30. Beim Stand von 1:1 ging es dann wieder neu los, und zwar so wie zu Beginn des Spiels. Die Teams wirkten fahrig, erarbeiteten sich wenige Chancen. Dennoch knisterte es stets, es lag eine grosse Spannung in der Luft. Und es lagen Rauchschwaden in der regendurchtränkten Luft, denn die Fans duellierten sich auch mit dem Abbrennen von Pyrotechnik. Auf dem Feld war, je länger das Spiel dauerte, sichtbar, dass Lustenau den Sieg mehr wollte. Die Altacher hatten nun in den Zweikämpfen öfter das Nachsehen, die Gäste kamen auf. Und ihnen gelang folglich das entscheidende Tor, womit das Derby seinen Schlusspunkt erfuhr.[caption_left: Altachs Trainer Miroslav Klose war als Spieler Weltmeister, hat mit nur vier Punkten aus fünf Spielen nun aber Sorgen.]