04.07.2022

«Lust hab ich ghabt zur musica»

Mit der Sonntagsmatinee leistete der Altstätter Konzertzyklus einen Beitrag zum 500-Jahr-Jubiläum des Klosters Maria Hilf.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 02.11.2022
Zum 500-Jahr-Jubiläum des Klosters Maria Hilf lud der Konzertzyklus Altstätten am Sonntagmorgen in den Klostergarten ein. Bei strahlendem Sommerwetter erlebten die Besuche­rinnen und Besucher hier mit dem Quintetto Inflagranti einen perfekten Spaziergang quer durch 500 Jahre Musikgeschichte. Heiner Wanner (Horn) Bernhard Diehl (Trompete) Karl Schimke (Tuba), Basil Hubatka (Trompete), und Niki Wüthrich (Posaune) präsentierten abwechslungsreiche und unterhaltsame Klänge auf höchstem Niveau.Strahlende Matinee im Klostergarten«Lust hab ich ghabt zur musica». Fugenartig hüpft das Thema von einer Trompete zur anderen, zum Horn und zur Posaune und über die Tuba zurück. Die Lust zur Musik wird im kurzen Werk des weniger bekannten Schweizer Komponisten Ludwig Senfl (etwa 1490 bis 1543) für das Quintett und damit auch für die Besucherinnen und Besucher im von Laubwerk beschatteten Klostergarten zum Programm. Den Werktitel setzten die fünf hervorragenden Bläser denn auch als Leitmotiv über die strahlende Matinee am Sonntag.Von Tielman Susato (etwa 1500 bis 1570) über Händel und Grieg bis hin zu Kurt Weill (1900 bis 1950) und George Gershwin (1898 bis 1937) sowie einer Komposition des 1969 in Zürich geborenen Marcel Saurer spielte das geniale Brass-Quintett bekannte und weniger bekannte Melodien: einen Querschnitt durch die «Dreigroschenoper», alte Schweizer Bauernmusik aus dem 19. Jahrhundert oder drei Préludes Gershwin. Die Bläser liessen elegante Tanzpaare durch den Königstanz von Su­sato schreiten. Die trippelnden Zwerge im Grieg-Marsch riefen vor dem inneren Auge Erinnerungen an Disneys Zwerge im «Schneewittchen»-Trickfilm wach. Und im alten Stanser «Bödeli-Bödeler» galoppierten junge Burschen und Mädchen über die Tanzfläche.Die fünf Bläser präsentierten die unterhaltsamen Melodien mit hervorragendem Ansatz und grosser musikalischer Gestaltungskraft. Sie bewiesen rhythmische Präzision und eine lebendige Spielfreude. Ein grosses Kränzchen sei dem Trompeter Basil Hubatka gewunden: Er ist es, der die vielen, im Origi­-nal für andere Besetzungen geschriebenen Werke, für das Quintett arrangiert und umgeschrieben hatte. Mit viel Gefühl entstanden so aus Klaviermusik und Streicherwerken Stücke für fünf Blechbläser, ohne dass sie ihren ursprünglichen Charme verloren hätten.Das Publikum erlebte an der Matinee einen begeisternden Einstieg in einen herrlichen Sommersonntag.

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