19.08.2018

Lücken geschlossen, aber Tor verfehlt

Fünf Ligen, aber nur drei Tore Unterschied: Der FC Montlingen verkaufte seine Haut im Spiel gegen Basel so teuer, wie es ihm möglich war. Bis zur 66. Minute stand es nur 0:1, aber die Sensation lag zu keinem Zeitpunkt in der Luft.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerMarcel Koller hatte gute Laune. Sein Team hat mit dem 3:0-Sieg die Pflicht erfüllt, ihm den fünften Sieg im fünften Match als Basel-Trainer beschert. «Hopp-Sanggalla»-Rufe in seine Richtung und ein paar Vorarlberger Zuschauer erinnerten ihn an frühere, erfolgreiche Trainerstationen. Die Anerkennung, die aus seinem Mund kam, hatte sich der FC Montlingen aber verdient: «Die Montlinger standen in der Defensive sehr kompakt. Wir hatten Mühe, eine Lücke zu finden.»Man kann entgegnen, dass die Basler ihre Angriffe in einem für sie gemächlichen Tempo vortrugen – allerdings ist davon auszugehen, dass Koller der knappe Spielstand bis zur 66. Minute (1:0) nicht geschmeckt hat.Basels «Reserve» hat gutes Super-League-NiveauUnd natürlich spielten die Gäste vom Rheinknie nicht mit der allerersten Auswahl. Aber erstens standen doch einige Titulare in der Stammformation, und zweitens sind die 1b-Spieler der Basler von solchem Kaliber wie Goalie Martin Hansen (dänischer Nationalspieler) oder der frühere französische Nachwuchsnationalspieler Aldo Kalulu.Montlingens Trainer Andreas Lüchinger setzte dagegen 14 Spieler ein, von denen die meisten ihr ganzes Fussballerleben in der Regionalliga verbracht haben. Mit zwei Ausnahmen: Dem früheren GC-Spieler Fabio Klingler und dem ehemaligen Altach-Stürmer Dursun Karatay. Aber ihre Zeit im Profifussball liegt schon ein paar Jahre zurück.Lüchinger sagte vor dem Match, was Trainer von krassen Aussenseitern immer sagen: «Das Spiel möglichst lange ausgeglichen halten».Das 0:1 bereits nach zehn Minuten durchkreuzte diesen Plan. Ärgerlich auch, dass es nicht ein Tor war, das gegen einen fünf Klassen höher spielenden Gegner zwangsläufig ist: Nach einem Eckball von links standen gleich zwei Basler frei, Innenverteidiger Eder Balanta köpfte mühelos ein. Einige Zuschauer auf dem Kolbenstein befürchteten, dass nach diesem Tor die Schleuse geöffnet würde.Aber Montlingen begegnete dem grossen FCB weiterhin frei von Nervosität oder gar Angst – allerdings mit gebührendem Respekt, der sich in einer sehr defensiven Spielweise äusserte.Einsamer Stürmer lobt DefensivarbeitStürmer Dursun Karatay war vorne oft einsam und versuchte meist vergeblich, die langen Bälle seiner Kollegen zu verarbeiten. Das kann für Angreifer frustrierend sein. Aber nicht an diesem Abend für den Vorarlberger. «Wir haben eine super Leistung gezeigt», freute er sich. Es sei ein unvergessliches Erlebnis, gegen Basel zu spielen. Dass dem Team kein Tor gelang, sei zwar ein Wermutstropfen: «Aber einer, mit dem wir leben können». Nach dem Match berichteten die Montlinger von zwei guten Gelegenheiten. Nach sieben Minuten durch Karatay, kurz vor der Pause durch Fabian Wüst. Tatsächlich hätte bei diesen Szenen ein Tor fallen können, aber richtig grosse Chancen waren das nicht.Und selbst wenn Karatay oder Wüst getroffen hätten: Ohne die Leistung der Montlinger zu schmälern, hätte Basel wohl jederzeit einen Gang raufschalten können.Die Gäste waren fast immer am Ball. Dutzendweise zu Chancen kamen sie aber nicht. Drei, vier Mal parierte der neue Goalie Dominic Hehle vorzüglich und drei Mal rettete der Pfosten für die Oberrheintaler.Das Heimteam wehrte sich jedenfalls bis zur 66. Minute erfolgreich gegen einen weiteren Gegentreffer. Auch nach dem 0:2 kam kein Einbruch – und die Spieler vermittelten immer noch den Eindruck einer solidarischen Mannschaft.Dieser Zusammenhalt ist hoch einzuschätzen, denn noch im Winter war die erste Mannschaft des FC Montlingen «tot», wie es der Trainer sagt. Das Team stand auf einem Abstiegsplatz, der Schlendrian hatte sich eingeschlichen und die Spieler waren zum Teil zerstritten. Dann übernahmen die Kriessner Andreas «Celli» Lüchinger und sein Co-Trainer Robert «Cilo» Thurnherr in Montlingen. Das schon in Rü-thi und Au bewährte Trainerduo machte eine Einheit aus der Mannschaft und brachte sie, auch dank Zuzügen von Karatay und Mario Zivic, sportlich wieder auf Kurs.Von der Abstiegsgefahr zum Cup-SpektakelFür den Cup-Einzug brauchte Lüchinger «nur» zwei Siege (der zweite in Widnau), die vorherigen Runden hatte Montlingen schon im Herbst überstanden. Die grosse Leistung des Trainerteams ist es, diese Mannschaft überhaupt wieder auf die Beine gestellt zu haben.Das Cup-Erlebnis möchte Lüchinger nun möglichst schnell aus den Köpfen seiner Spieler bringen. Denn am Mittwoch heisst der Gegner zum Start der 2.-Liga-Meisterschaft Linth II. Nach diesem Spiel wird der Captain nicht ins Sportpanorama des Schweizer Fernsehens eingeladen (wie gestern Fabian Wüst)und der linke Aussenverteidiger Häbi Kühne kann nicht davon erzählen, Kevin Bua ein Tunell geschoben zu haben.Schweizer Cup, 1. RundeMontlingen – Basel 0:3 (0:1)Kolbenstein – 4348 Zuschauer – SR: Hänni.Tore: 10. Balanta 1:0; 66. Bua 2:0, 85. Kalulu.Montlingen: Hehle; Haltiner, Bont, Klingler, Kühne (66. Tiziani); Bojaxhi, Zivic (63. Lüchinger), Wüst, Demirtas, Berisha (63. Walt); Karatay.Basel: Hansen; Widmer, Cömert, Balanta, Riveros; Xhaka, Kuzmanovic; Bua (77. Stocker), Campo (81. Huser), Kalulu; Okafor (53. Pululu).Gelbe Karten: –.

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