07.12.2018

Lottogeld für den Löwenhof

Es ist eines der bedeutendsten Gebäude der Region um Rheineck: Nun ist der Löwenhof umfassend saniert worden und beherbergt Büros, Wohnungen sowie ein Atelier. Seine Geschichte gibt noch immer Rätsel auf.

Von Jolanda Riedener
aktualisiert am 03.11.2022
Jolanda RiedenerGiovanni Heer brachte es mit dem Handel von Seiden- und Wollstoffen zu aussergewöhnlichem Reichtum. Deshalb liess er sich 1742 in Rheineck einen Sommersitz bauen. Auf vier grossen Grundstücken entstand der Löwenhof: ein stattliches Gebäude mit Innenhof, Gartenhaus, Orangerie und grosszügigem Umschwung. Die Räume des Dachgeschosses dienten dem Bauherrn als Lager für Handelswaren.Dieses Dachgeschoss haben die aktuellen Eigentümer vor einem halben Jahr ausgebaut. Heute befinden sich grosszügige Büroräume im geschichtsträchtigen Gebäude. Der Lotteriefonds des Kantons St. Gallen spricht 38900 Franken an die denkmalpflegerischen Sanierungsarbeiten. Das Gebäude bietet heute Platz für Geschäftsräume von vier Unternehmen. In den beiden Seitenflügeln befinden sich fünf Mietwohnungen: Alle unterscheiden sich voneinander. Die Orangerie dient dem Bildhauer Erwin Müller als Atelier. Die Grundstruktur des Gebäudes wurde überall beibehalten, Ausstattung wie Böden, Wände, Türen und Fenster sind im Originalzustand.Eigentümer erhalten viele Anfragen für HochzeitenDie Ostfassade präsentiert sich von der Rorschacherstrasse. Eine massive Holztüre gestaltet das Eintreten zu einem Kraftakt. Hinter einer Mauer dahinter verbirgt sich die Gartenanlage. Ansonsten ist das Bijou für die Öffentlichkeit nicht sichtbar. Nur ein- bis zweimal pro Jahr öffnen die Inhaber das Herrschaftshaus und die Gartenanlage für kulturelle Anlässe, wie die traditionelle Löwenhof-Serenade im Juni.«Es ist ein Glücksfall, dass das Gebäude so gut erhalten ist», sagt Titus Ladner, Vorsitzender Gruppenleitung und Mitglied Verwaltungsrat der RLC Gruppe. Seit zehn Jahren plant und leitet er die Umbauten und Instandhaltungsarbeiten im Löwenhof. Heute befinden sich einige Büros der RLC im Löwenhof. «Wir erhalten immer wieder Anfragen für Hochzeiten», sagt Ladner. Für private Feiern könne man das Gebäude allerdings nicht hergeben, zu empfindlich sind die Anlagen und Räumlichkeiten.Der Familie Bärlocher und ihrem Textilunternehmen diente das Gebäude bis 1984 als Verwaltungssitz. Sie habe dem Gebäude Sorge getragen. «Vorteilhaft war, dass der Löwenhof stets bewohnt war», sagt Ladner. 2015 verkauften es Bärlochers der Hümpeler AG. Hinter der Firma stehen vier in der Umgebung ansässige Familien. Mit dem Kauf wollten sie sicherstellen, dass das wertvolle Anwesen der Region erhalten bleibt und nicht etwa in ausländische Hände kommt.Heute werden alle Flächen des Löwenhofs wieder genutzt. «Der Fokus der Sanierungsarbeiten liegt auf der Substanzerhaltung», sagt Stephan Rausch, Mitglied Gruppenleitung und Verwaltungsrat der RLC Gruppe. Im ersten Obergeschoss zum Beispiel wurde der ursprüngliche Holzboden restauriert und wieder freigelegt. Der Boden aus Sandstein sei teilweise brüchig, einzelne Elemente müssen deshalb gelegentlich ersetzt werden. Nebst der Instandhaltung der Böden gaben die Eigentümer Malerarbeiten sowie Sanierungen an Stuckatur und Vertäfelung in Auftrag. Auch liessen sie das Deckengemälde im Treppenhaus reinigen und auffrischen. «Ein 272-jähriges Gebäude zu restaurieren erfordert Planung und besondere Kompetenzen», sagt Titus Ladner, der sich unter anderem auf historische Bauten spezialisiert hat.Geschichte des Löwenhofs ist nur teilweise bekanntUm an einem Gebäude wie dem Löwenhof zu arbeiten, brauche es viel Erfahrung und Sorgfalt. «Glücklicherweise gibt es genug Handwerker, die Freude am Alten haben», sagt Ladner.Leider sei die Geschichte des Löwenhofs heute nicht restlos geklärt. «Wir wissen nicht, wer der Architekt war», sagt Ladner. Im 19. Jahrhundert führte ein Besitzerkonkurs zur praktisch vollständigen Vernichtung der Gründungsakten. Es gebe aber Vermutungen, wer am Bau beteiligt gewesen sein könnte.Alle Informationen dokumentiertIn Zusammenarbeit mit Bau- und Kunsthistorikern habe man einiges herausgefunden und alle Informationen dokumentiert. «Möglich, dass dieses Dokument einmal in Heft- oder Buchformat publiziert wird», sagt Ladner.Nebst dem Löwenhof erhielten in der Region Rorschach zwei Kulturbetriebe finanzielle Unterstützung aus dem Lotteriefonds: Sowohl das «Treppenhaus» in Rorschach als auch das Kultur-Schloss Wartegg erhalten Beträge zu je 20000 Franken.

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