27.05.2022

Loopings über dem Gipfel und den Köpfen

Nach drei Jahren Vorbereitungszeit konnte am Freitag die erste Airshow auf dem Hohen Kasten starten.

Von Viviana Troccoli
aktualisiert am 02.11.2022
Appenzeller Streichmusik ertönt aus den Lautsprechern der Seilbahn in Brülisau. «Willkommen auf dem Hohen Kasten», begrüsst der Fahrer rund zwei Dutzend Gäste. Die Seilbahn fährt los, schon nach wenigen Augenblicken erhascht man eine atemberaubende Aussicht auf die hiesige Umgebung. Auf dem Gipfel angekommen, ist bereits einiges los. Am Verkaufsstand vor dem Drehrestaurant wird noch vor Beginn der Flugshow Kaffee und Cola ausgeschenkt. Die meisten Leute haben ihren Platz schon eingenommen. Bald geht es los.Bunter Mix aus Oldtimern und modernen FliegernBereits vor drei Jahren habe man mit der Planung der Airshow begonnen, erklärt Martin Ebneter, Geschäftsleiter der Seilbahn Hoher Kasten. Die Coronapandemie machte jedoch einen Strich durch die Rechnung. Doch nun sei der Moment gekommen: Während zweier Tage wird ein bunter Mix aus Oldtimern und modernen Fliegern akrobatische Kunststücke in den Lüften präsentieren. Ebneter sagt: «Vom Hobby- bis zum Militärpiloten ist alles dabei.»Das Spektakel sei auf der Rheintaler Seite des Hohen Kastens zu sehen und spiele sich auf St. Galler Gebiet ab. Im Kanton Appenzell Innerrhoden wäre eine Durchführung der Flugshow wegen des dort herrschenden Jagd- und Alpgesetzes nicht möglich. «Wir wollen vermeiden, dass die Tiere dort in Stress versetzt werden», sagt Ebneter. Gespannt warten die Besucher, dass die Show endlich losgeht. «Einige sind schon seit sieben Uhr morgens hier», sagt Ebneter. Erste Hobbyfotografen packen ihre Kameras aus, richten das Objektiv gen Himmel. Eine laute Stimme erklingt aus den Lautsprecherboxen: «Eine Air­show auf Augenhöhe, das gibt es so nur zweimal auf der Welt.» Der Sprecher fährt fort: «Der älteste Flieger vom Fliegermuseum wird die Show eröffnen.» Das Dröhnen der «Boeing Stearman» ist von weitem zu hören. Es wird lauter, schon sieht man den Doppeldecker durch die Schleierwolke, über die Köpfe der Zuschauenden. Rauch kommt aus der Maschine. Mit rund 180 Kilometern pro Stunde prescht der graue Flieger am Berggipfel vorbei und absolviert seinen ersten Looping. Dies sei eine enorme Belastung für den Kreislauf des Piloten, erklärt der Sprecher. «Es drückt ihn jetzt in den Sitz.» Doch wie aus dem Nichts taucht ein unbekanntes Flugzeug auf und durchquert die Sperrzone. Dem Sprecher ist anzuhören, dass dies verboten ist und eine enorme Herausforderung für den Piloten darstellt. Doch gekonnt führt der Pilot seine Akrobatikkünste weiter, dreht sich um die eigene Achse und beendet seinen Auftritt. Dafür erntet er Applaus.Nun ist eine Pilatus PC-7 Solo an der Reihe, ein typisches Schulflugzeug, das die Schweizer Luftwaffe nach wie vor einsetzt. Die Turbine des Fliegers sei die meistgebaute der Welt und werde sogar in Wasserflugzeugen eingesetzt, erklärt der Sprecher. Die PC-7 beginnt mit einer Rolle. Dann dreht sie sich und fliegt kopfüber weiter. Anfangs fliegt die Maschine mit einer Geschwindigkeit von rund 350 Kilometern pro Stunde, verlangsamt dann aber, indem sie das Fahrwerk ausfährt. Weiter geht es mit zwei Fliegern des Typus Pilatus P3 Solo. Es ist die erste Doppel-Vorführung. Hintereinander fliegen sie durch einzelne Nebelschwaden hindurch. «Wichtig dabei ist, genug Abstand zu wahren», sagt der Sprecher. Beim letzten Kunststück kreuzen sie sich und gehen wieder auseinander, der eine Flieger links und der andere Flieger rechts am Berggipfel vorbei.Spontane Änderungen im ProgrammDer letzte Flieger des Vormittagsprogramms: eine moderne «Turbine Legend». Doch von der Maschine ist nur wenig zu sehen, der dichte Nebel versperrt die Sicht. Spontan wird die Vorführung angepasst. Es heisst: «In diesem Fall ist es dem Piloten überlassen, was er vorführen will.» Mehrere Male versucht der Pilot, nahe am Publikum vorbeizufliegen – einmal gelingt es ihm trotz Nebel.Abermals eine Gefahr am Himmel: ein plötzlich auftauchender Helikopter, der durch die Sperrzone fliegt. Doch die Vorführung kann ohne Probleme beendet werden. Die «Turbine Legend» fliegt ein letztes Mal in atemberaubender Nähe über die Köpfe des Publikums hinweg. Mit einem «En Guete» verabschiedet der Sprecher die Gäste in die Mittagspause.

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