24.08.2022

Löhrer sprintet in den EM-Final

Der vorläufige Karrierehöhepunkt des 24-jährigen Leichtathleten Daniel Löhrer bedeutete zugleich die Rückkehr seines Trainers Martin Steger an den Ort seines grössten Erfolges.

Von Andrea Kobler
aktualisiert am 02.11.2022
Daniel Löhrer vom STV Oberriet-Eichenwies schaffte an den European Championships in München mit der 4x100-Meter-Staffel den Einzug in den Final und feierte damit den grössten Erfolg seiner bisherigen Karriere.Dies gelang ihm 50 Jahre, nachdem sein Trainer Martin Steger als Bahnfahrer in der Mannschaftsverfolgung bei den Olympischen Spielen in München 1972 mit dem sechsten Rang ein Olympisches Diplom gewonnen hatte.Das i-Tüpfchen auf eine erfolgreiche Saison«Ich hätte noch letztes Jahr nicht gedacht, dass es möglich ist, einmal an einer Europameisterschaft zu laufen. Deshalb bedeutet es mir sehr viel, dass ich Teil der Schweizer Staffel in München war, die den fünften Rang erreichte», sagt der Eichberger. Die Teilnahme an den European Championships war das i-Tüpfchen auf einer ohnehin erfolgreichen Saison – und gar doppelt emotional.Denn genau vor 50 Jahren gewann sein Coach Martin Steger in München ein olympisches Diplom. Im Team waren damals auch der Oberrieter René Savary und der heute in Chur lebende Altstätter Christian Brunner dabei.Sechs bis sieben Jahre habe er damals daran gearbeitet, an den Olympischen Spielen dabeizusein, sagt Steger. Schon damals sei seine Liebe zur Leichtathletik entflammt und er habe möglichst viele Leichtathletik-Wettkämpfe verfolgt: «Als ich nun ins Olympiastadion zurückkehrte, kannte ich mich sofort wieder aus. Die Erinnerungen kamen hoch und gleichzeitig war ich stolz, dass es Daniel Löhrer hierhergeschafft hat. Es lief mir kalt den Rücken hinunter», sagt Martin Steger.Dabei war noch vor zehn Tagen ungewiss, ob Daniel Löhrer überhaupt an den European Championships auflaufen würde. Erst die Ausscheidungs­rennen im Staffeltraining vom 9. August gegen Sylvain Chuard entschieden für den Athleten des STV Oberriet-Eichenwies. Dabei sprachen die Laufzeit und die Übergabequalität für ihn.[caption_left: Daniel Löhrer zeigte an den European Championships in München als vierte Ablöse der Schweizer 4x100-Meter-Staffel ein sehr starkes Rennen.  Bild: pd]Beim Einlaufen vor dem Vorlauf im Olympiastadion war es definitiv: Daniel Löhrer wird die vierte Ablösung laufen. Dabei gelang ihm ein fast unglaubliches Rennen. Die Schweizer Sprintstaffel mit Pascal Mancini, Bradley Lestrade, Felix Svensson und Daniel Löhrer lief in ihrem Vorlauf auf den dritten Rang. Damit qualifizierten sich die Schweizer für den Final.Daniel Löhrer bewies dabei einmal mehr seine Nervenstärke, er lief zum richtigen Zeitpunkt los und konnte schliesslich seine Gegner noch distanzieren. Auch persönlich war er sehr zufrieden: «Ich konnte umsetzen, was wir trainiert hatten. Bei unserer Übergabe war alles optimal und ich konnte den Erwartungen und dem Druck standhalten», so der in Eichberg lebende Athlet. «Dass die Familie, Trainer Martin Steger und Freunde aus der Leichtathletik-Szene im Publikum sassen und die Schweizer Fans eine derartig gute Stimmung machten, war sehr cool», erzählte Löhrer von seinen Erlebnissen.Staffel läuft Schweizer Rekord ohne LöhrerZiemlich schnell wusste Löhrer aber auch, dass er voraussichtlich im Final nicht laufen würde. Die Devise vor dem Final war klar: Die Staffel wollte mit dem Gedanken an eine Zeit unter 39 Sekunden und einen neuen Schweizer Rekord im Hinterkopf alles riskieren. Mit 38,36 erreichte das Quartett ohne Löhrer beide Ziele.Daniel Löhrer war bis nach der Rekrutenschule Mittelstreckenläufer. «Damals spürte ich auf einmal, dass er über 100 m unglaublich schnell lief», erinnert sich Martin Steger – und auch der Athlet selber hatte auf einmal mehr Freude an den kurzen Distanzen. So bemühte sich Steger darum, dass Löhrer am Gesa-Cup in Altstätten über die Sprintstrecke laufen durfte. Der dritte Rang gab ihm recht. Heute sind Daniel Löhrers Paradedisziplin die 200 Meter. Doch auch über 100 m lief er immer wieder starke Zeiten. Im letzten Herbst kam er in den Staffel-Pool, dem acht bis zehn Athleten angehören. Durch eine Verletzung eines Kollegen kam er im Juni in Ostrava (Tschechien) kurzfristig ins Team und startete erstmals international, und nur einige Tage später sprintete er auch beim Diamond League Meeting in Stockholm mit der 4x100-Meter-Staffel. Im Juli schliesslich konnte er im Meeting de la Gruyère in Bulle mit 10,43 Sekunden den St. Galler Kantonalrekord egalisieren. Der Traum von Olympia ist lebendiger denn jeNach der EM wird Daniel Löhrer die Weichen neu stellen. Der IT Sales Engineer wird ein vierjähriges Teilzeitstudium in Aviatik in Angriff nehmen. Die Leichtathletik wird ein wichtiger Punkt im Leben des Oberrheintalers bleiben: «Es wird sicher noch weitergehen. Der Grossanlass hat mir bestätigt, dass mir mein Sport weiterhin Freude macht und es sich lohnt, auf ein grosses Ziel hinzuarbeiten.» Und sein Trainer ergänzt: «Vielleicht wird wie einst für mich auch für Daniel der Traum von Olympia in Erfüllung gehen.»

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