17.01.2021

Lockdowns sind sinnlos

Leserbrief «Rundumschlag gegen Landwirtschaft», Ausgabe vom 14. Januar

Von Martin Walser, Kriessern
aktualisiert am 03.11.2022
Dr. David Nabarro ist einer von sechs Sonderberichterstattern der WHO, die anlässlich der Corona-Pandemie ernannt wurden. In einem Interview hat er gesagt: «Wir müssen lernen, einen Weg zu finden, mit diesem Virus zu koexistieren und zwar einen, der nicht in grossem Mass mit Leiden und Tod verbunden ist. Das heisst, wir brauchen einen Mittelweg: Das Virus in Schach halten und gleichzeitig die Wirtschaft und das soziale Leben am Laufen zu halten. Wir denken, das ist machbar.»John Ioannidis von der Stanford-Universität ist einer der zehn meistzitierten Wissenschaftler der Welt. Seine Fachgebiete sind Medizin, Epidemiologie, Bevölkerungsgesundheit und biomedizinische Datenwissenschaft und Statistik. Er hat im Januar zusammen mit Co-Autoren eine Studie vorgelegt, welche die Auswirkungen von Quarantäne-Massnahmen und der Schliessung von Unternehmen auf die Verbreitung von Covid-19 untersucht hat. Unter den zehn untersuchten Ländern waren auch Schweden und Südkorea, die beide keinen Lockdown hatten. Ergebnis der Studie: In den Ländern mit harten Lockdown-Massnahmen war die Zahl der Toten oft höher, als in Staaten mit weniger harten Einschnitten.Und in der Schweiz? Im Sommer haben wir die Maskenpflicht im öV eingeführt. Im Herbst haben wir die Maskenpflicht in Schulen und im öffentlichen Leben (Läden, Restaurants etc.) eingeführt. Und was hat’s gebracht? Die Atemwegserkrankungen haben sich wie immer im November verbreitet und eine zweite Welle ausgelöst. Als die Welle vorbei war, hat man die Restaurants geschlossen. Was wird das bringen? Ausser enormen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden, Selbstmorden, Verzweiflung und Elend wird uns das gar nichts bringen. Wann wachen der Bundesrat und unsere sogenannten Experten endlich aus ihrer Fantasiewelt auf und geben zu, dass sie auf dem Holzweg sind? Ausser ständig ändernden Begründungen für die Lockdowns haben unsere Politiker nicht viel zustande gebracht.Ach ja – ich habe vergessen, dass sie in dieser Zeit das Gesundheitssystem auf Effizienz getrimmt haben – mit dem Abbau von Intensivbetten und der Schliessung von Spitälern werden uns in Zukunft noch mehr Betten und Pflegepersonal fehlen.Martin Walser, KriessernWo sind sie, die schönen Blumenwiesen?Man braucht jeweils nicht lange zu warten, bis auf einen kritischen Leserbrief über die Schweizer Landwirtschaft ein paar Tage später ein Bauer zur Feder greift und mit etwelchen Pirouetten seinen Berufsstand ins beste Licht zu rücken versucht. Der Leserbrief von Peter Beyer aus Balgach hat zu Recht verschiedene Punkte aufgezeigt, warum unsere Landwirtschaft seit Jahren auf dem Holzweg ist. Auch wenn sich in den letzten Jahren vieles zum Besseren gewendet, von einer tier-, natur- und umweltgerechten Landwirtschaft sind wir in der Schweiz nach wie vor weit entfernt. Hier ein paar Zahlen, die uns nachdenklich stimmen müssten: Die Ammoniak-Emissionen überschreiten das Umweltziel jährlich um 25 000 Tonnen, und 70 Prozent der stickstoffhaltigen Luftschadstoffe stammen bei uns von der Landwirtschaft.Stickstoff und Phosphor brauchen unsere Pflanzen fürs Wachstum. Unsere Bauern schütten allerdings so viel von diesen Stoffen auf unsere Böden, dass vieles davon in Bächen und an Orten landet, wo es nicht hingehört. 90 Pro-zent der Waldflächen, fast alle Hochmoore sowie ein Drittel aller Trockenwiesen sind mit Stickstoff überdüngt. Die Folgen sind unübersehbar: Schöne Blumenwiesen werden immer seltener, Insekten und Vögel verschwinden still und leise aus unserer nächsten Umgebung. Ich komme den Hof von Heinz Nüesch in Balgach gern mal anschauen, aber nur dann, wenn er mir Ende Mai eine prächtige Blumenwiese zeigen kann, auf der nicht nur Löwenzahn und Hahnenfuss wachsen. Biodiversität erreicht man nicht mit schönen (Leserbrief)-Worten, sondern einzig mit Fakten.Markus Rohner, Altstätten

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