06.11.2020

«Lockdown 2.0» in Europa

Emmanuel Macron, Angela Merkel, Sebastian Kurz und jetzt auch Boris Johnson: Sie alle haben angesichts der massiv steigenden Corona-Neuinfektionen ihre Länder in einen erneuten Lockdown geschickt. Geplant ist zunächst ein Herunterfahren des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens bis Anfang Dezember. Am weitesten gehen Frankreich und England: Dort dürfen fortan nur noch lebensnotwendige Geschäfte geöffnet bleiben, alle anderen müssen schliessen. Des Weiteren sollen die Bürger ihre Wohnungen ganztägig nicht mehr ohne triftige Gründe wie Arbeit, Sport oder Pflege von Angehörigen verlassen. Etwas weniger restriktiv gehen Deutschland und Österreich vor: Hier müssen «nur» Betriebe des Freizeit- und Kulturlebens dichtmachen, ausserdem sind den Bürgern touristische Reisen untersagt. Die Alpenrepublik setzt zudem auf eine nächtliche Ausgangssperre von 20 Uhr bis 6 Uhr. Nebst diesen länderspezifischen Regelungen muss überall die Gastronomie schliessen, es gelten weitreichende Kontaktbeschränkungen, ein striktes Veranstaltungsverbot sowie eine dringende Homeoffice-Empfehlung. Besonders bitter dürfte den Bürgern aufstossen, dass die Politik noch bis vor Kurzem einen erneuten Lockdown praktisch ausgeschlossen hatte. Kurzfristig dürften sich die derzeit rasant steigenden Corona-Fallzahlen mit diesen Massnahmen stoppen lassen, aber der Preis dafür ist hoch: Der wirtschaftliche Schaden wird immens sein. Hatte sich die Konjunktur in Europa über den Sommer hinweg überraschend stark, fast schon V-förmig, erholt, so dürften die neuerlichen Lockdowns diese Dynamik bremsen. Der Arbeitsmarkt sowie Konsum und Investitionen werden massive Langzeitschäden erleiden. Wir gehen daher von einem eher W-förmigen Erholungspfad aus – vorausgesetzt, die Geschichte wiederholt sich nicht noch ein drittes Mal.Die Schweiz lehnt einen flächendeckenden Lockdown derzeit noch ab, die konjunkturelle Erholung verlangsamt sich dennoch zunehmend. Der für die hiesige Industrie berechnete Einkaufsmanagerindex (PMI) ging im Oktober saisonbereinigt um 0,7 Zähler auf 52,3 Punkte zurück. Es ist der erste Rückgang nach zuvor drei Monaten mit steigenden Werten. (pd)Interessiert? Kontaktieren Sie die Experten von Raiffeisen vor Ort. Als ausgewiesene Anlagebank finden wir die passende Lösung für Sie. www.raiffeisen.ch/anlegen.

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