10.05.2018

Lindyhopp ist gut aufgelegt

Eleonora Gamber legte bereits als 15-Jährige Platten auf. Heute ist sie DJane Lindyhopp und hat sich komplett dem Electro-Swing verschrieben.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Ist Eleonora Gamber unter dem Namen DJane Lindyhopp unterwegs, zählen ein paar Stunden lang nur das Mischpult und ihr Publikum.Sie setzt den Kopfhörer auf, bedient die Regler. Ein neues Musikstück beginnt. Die Hände greifen den Kopfhörer und legen ihn um den Hals. Die Augen schweifen über die tanzende Menge. Die Musikerin nimmt die Stimmung auf und weiss, welches Stück sie als nächstes auflegt. Sie wiederholt ihre Handgriffe, mischt den perfekten Übergang zum nächsten Stück und kreiert eine endlos scheinende Abfolge elektronischer, swingender Tanzmusik – Electro-Swing.Erste House-Disco in NürnbergVor etwa sieben Jahren entdeckte Eleonora Gamber den Electro-Swing. Ihre Faszination für das Chicago der 20er- und 30er-Jahre, mit dem damaligen Umbruch der Lebensart, der dazugehörigen Musik und dem Tanz, ermunterten sie, wieder aufzulegen, wieder DJane zu sein.Ohne Weiteres anknüpfen an die Zeit von 1994 bis 2004 konnte die passionierte Musikerin nicht. Sie musste sich in den Swing und die neue Technik einarbeiten, sich ein neues Repertoire aufbauen.Früher befasste sich Eleonora Gamber mit House in international renommierten Clubs. Ein Teilzeitjob liess es zu, im deutschen Nürnberg in Clubs und Bars dauernd aufzulegen. Dort war Techno allgegenwärtig.Die von vielen Schweizern bevorzugten etwas langsameren Beats des House hörten Deutsche kaum. Die im Toggenburg aufgewachsene Schweizerin baute die erste House-Disco bei den Franken auf. Damals agierte sie schon nach dem Prinzip: «Old Fashion» will sie nicht anbieten. Sie bildete sich weiter und gab Workshops für Kinder und Jugendliche. Einmal pro Woche schickte ihr ein renommiertes Plattenlabel hundert Maxi-Singles. Die DJane gab ihre Einschätzung ab, welche Stücke markttauglich sein könnten. Sie hörte jede Single an, etwa sieben nahm sie ins eigene Programm auf.Von House zu E-Swing, von analog zu digitalMehr und mehr verschwanden die Schallplatten vom Markt. Eleonora Gambers Fundus verlor an Wert und ihre DJane-Karriere erlebte einen Schnitt. Im Jahr 2009 kehrte sie in die Schweiz zurück. Zwei Jahre später belebte sie ihre Passion des Auflegens neu, die sie als Teenager entdeckt hatte. Sie erlernte die digitale Technik und spezialisierte sich auf Electro-Swing. Nach etwa zwei Jahren erreichte DJane Lindyhopp das Niveau von damals. Inzwischen dreht sich bei Eleonora Gamber alles um das Genre, «eine Musik, die fröhlich werden lässt, Menschen aller Genera­tionen hören und dazu tanzen». Lindyhopp bereitet sich etwa sieben Stunden vor, um einen Abend lang aufzulegen. Aus ihrem Repertoire von 10000 Stücken kreiert sie ein Set aus 300 Liedern. In Ordnern sortiert sie diese nach Swingtänzen (Dance, Charleston, Club E-Swing, Lindy Hop). «Ich spüre, was im Publikum ankommt und entsprechend sample und mische ich.» Bevor sie eine Playlist live entstehen lassen kann, muss sie die Musik auswendig kennen. Am Ende hat sie an die 150 Lieder aufgelegt. «Ich möchte die Menschen glücklich machen», sagt sie.Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Eleonora Gamber mit Rhythmen und Melodien. In den 1980er-Jahren organisierte sie die jährlichen Frauenmusikwochen im Val Sinestra mit. Dort fand sie zur Bass-Gitarre und in eine Band. «Frauen wurden damals in der Unterhaltungsmusik belächelt und hatten weniger Chancen, gross zu werden.» Dies bewog sie 1993 dazu, mit Ruth Bieri die Musikschule Serpent, die erste Frauenmusikschule in der Schweiz, zu gründen. «Wir unterstützen die Frauen, sich nicht unnötig zurückzunehmen.»Den Namen DJane Lindyhopp leitet Eleonora Gamber ab vom Paartanz Lindy Hop, der Ende der 1920er-Jahre entstand. Einem Mythos nach erinnert der Tanz an Charles Lindberg, der im Mai 1927 im Nonstop-Flug den Atlantik von New York nach Paris überquerte. Zeitungen titelten damals: «Lucky Lindy Hops The Atlantic».Sie plant weitere Projekte, will an Grossveranstaltungen in Wintersportorten, in Dubai oder Moskau auflegen. Auch möchte sie demnächst selbst produzieren, ihren eigenen Stil aufzeichnen und so ihr Profil schärfen. Als DJane Lindyhopp live mit einem Klarinettisten oder einem Schlagzeuger aufzutreten, ist einer von Eleonora Gambers Träumen.Electro-Swing entstand um die Jahrtausendwende. Es bezeichnet die Kombination moderner, elektronischer Tanzmusik mit Swing, einer Stilrichtung des Jazz aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Im Electro-Swing werden Gesang, Instrumentalisierung, typische Rhythmik und Melodien aus dem Swing mit elektronischen Klängen und Beats untermalt und Phrasen wiederholt. Die Tanzbarkeit des Swings wird durch eine elektronische Basslinie verstärkt.(Quelle: Wikipedia)

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