11.08.2019

Lieder einer jungen Frau

Den zweiten Konzertabend «Zur Blauen Stunde» bestritt die junge Rheintaler Mundart-Soulband Karisma.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Zum zweiten Mal lud das Kulturforum Berneck am Freitagabend ins Haus des Weins ein. Zur «Blauen Stunde», das heisst zur Zeit der von blauen Farbtönen beherrschten Dämmerung kurz nach Sonnenuntergang bis zum späteren Einnachten, wie Präsident Beda German in seiner Begrüssung erläuterte. An diesem zweiten Begegnungs-, Genuss- und Musikabend stand mit der im Januar 2017 von Karin Heeb gegründeten Band Karisma Rheintaler Mundart-Soul im Vordergrund. Lieder einer jungen Frau: Sie hat die Songs alle selbst geschrieben. Zum Gesamtwerk arrangiert wurden sie von den Bandmusikern gemeinsam: Simon Meier am Piano, Christian Zünd am Schlagzeug, Christof Schlegel am Bass sowie dem Gitarristen Johannes Eberhard.Nach der Musikmatura an der Kantonsschule Heerbrugg folgte das Gesangsstudium an der Jazzschule St. Gallen und eine Weiterbildung zur integrativen Stimmtrainerin in Deutschland: Heute unterrichtet Karin Heeb Gesang an der Musikschule Appenzell. Auch ihre Mitmusiker sind professionell in der Branche unterwegs.«Ich schreibe in Mundart, weil mir der Schnabel so gewachsen ist. Diese Sprache beherrsche ich und darin kann ich mich am besten und am präzisesten ausdrücken.» Authentisch, unverfälscht, so will die Sängerin verstanden werden. Die Texte, die Gedanken und Gefühle einer jungen Frau stehen im Mittelpunkt der Band Karisma. Schade darum, dass im Haus des Weins die Inhalte akustisch zum Teil nur bruchstückhaft beim Publikum ankamen. Man musste genau hinhören, um wenigstens Fragmente mitzubekommen.Karin Heeb singt von ihren Träumen und Wünschen. Unwillkürlich wird man an Hildegard Knef erinnert: «Für mich soll’s rote Rosen regnen, mir sollten sämtliche Wunder begegnen.» Auch Karin Heeb wünscht sich eine Welt in Freiheit und voller Erfolg, freundschaftlichen Begegnungen und menschlicher Offenheit. Gut, immer geht das wohl nicht. Das weiss sie auch. Aber optimistisch singt sie: «Nöd so schlimm.» Eindrücklich ist ihre Ermahnung an uns alle: «Mach das as hört.» Zum von Drummer Christian Zünd geschaffenen Klangbild von der Bedrohung unserer Welt durch Kriege und Umweltzerstörung fordert sie zum Aufhören und Umkehren auf.Humorvoll überdenkt sie die Emanzipation und ruft den Männern zu: «Nimm die Hendara vöra», während die Frauen die «Ladies Night» geniessen. Gefühle zeigen, echt bleiben, Verantwortung übernehmen, zu sich stehen und an sich glauben. Das sind die zentralen Anliegen, die Sorgen, aber auch die Hoffnungen der jungen Frau. Letztlich bleibt für Karin Heeb dann doch alles «Wunderbar». Das ist der Titel des ersten Liedes des Abends, der Titel der im vergangenen Jahr veröffentlichten ersten CD von Karisma und schliesslich auch die letzte Zugabe am Konzertabend. Der Kreis hat sich geschlossen.Max PflügerHinweisAm Freitag endet das Projekt «Zur Blauen Stunde» mit einem musikalischen Zwiegespräch zwischen Flöte und Akkordeon.

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