21.09.2020

Liebeslieder aus alten Zeiten

Das Altstätter Bettagskonzert begeisterte mit leidenschaftlichen Melodien aus Spätrenaissance und Frühbarock.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
Zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag lud der Altstätter Konzertzyklus zu einem ausserordentlichen Konzert in der evangelischen Kirche ein. Nach der langen coronabedingten Pause waren die Organisierenden am Sonntag dankbar, dieses Konzert überhaupt durchführen zu können. Das sagte Konzertzyklus-Präsident Hanspeter Küng in seiner kurzen Begrüssung. Willkommen heissen konnte er eine stattliche Zahl an Gästen, auch wenn in früheren Jahren mehr Publikum in der Kirche Platz genommen hatte. Die Angst vor einer Ansteckung mag es gewesen sein, die viele Musikfreunde zu Hause bleiben liess.Heft mit spanischenund italienischen TextenZusammen mit dem Lautenspieler Johannes Ötzbrugger und auf dem Cembalo begleitet von Sopie Nawara interpretierte die Sopranistin Alexandra Schmid Lieder von Giulio Romano Caccini (1551 bis 1618), Claudio Monteverdi (1567 bis 1643), Girolama Frescobaldi (1583 bis 1643), Tarquino Merula (1595 bis 1665) und José Marin (1619 bis 1699).Viel zum Verständnis der Lieder trug das Textheft mit den italienischen und spanischen Originaltexten und den deutschen Übersetzungen bei, das die Künstler für das Publikum bereithielten. Die Texte erzählen von der schmerzvollen Sehnsucht nach einem geliebten Partner, von unerfülltem Begehren, von grenzenloser Hingabe: «Geh, oh Liebesbrief, geh zu der, für die ich schweigend sterbe.» «Amor, der du Flügel hast, und damit fliegen kannst, ach fliege schnell dorthin, wo mein Herz ist. Und wenn du den Weg nicht kennst, folge meinen Seufzern.»Herzschmerz vortrefflich wiedergegebenMit ihrer klaren Sopranstimme malte Alexandra Schmid barocke Impressionen der Liebe in all ihren Formen, schmachtend und glücklich, bittersüss und unerfüllt. Sie interpretierte Herz-Schmerz vom Feinsten, ohne in kitschige Sentimentalität abzugleiten. Für ihren Gesang erntete die Sopranistin immer wieder grossen Applaus. Besonders schön erklangen die Zwiegespräche der menschlichen Stimme mit den virtuosen Lautenklängen. Schmeichelnd und einfühlsam hüllte die Cembalistin die beiden Flirtenden in einer harmonischen und gefühlvollen Klangwolke ein. Zwischen den Liedern spielten Sophie Nawara und Johannes Ötzberger Instrumentalwerke von Johann Hieronymus Kapsberger (1580 bis 1651), Johann Jakob Froberger (1616 bis 1687) und Robert de Visée (1656 bis 1732). Mit flinken Fingern liessen die beiden muntere Klangkaskaden durch das Kirchenschiff perlen, vorwiegend fröhliche alte Tanzmelodien, eine Chaconne, eine Passacaglia, eine Toccata. Sophie Nawara brachte aber auch ernste Stimmungen zu Gehör, so zum Beispiel die musikalische Lautmalerei von Johann Jakob Froberger «Tombeau – das Grabmal».

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