Die politischen Konkurrenten hatten sich ebenfalls für eine Neujahrsbegrüssung vorbereitet. Ob FDP, CVP, SP oder Grünliberale – sie alle hatten früh eine klare Vorstellung von ihrer Veranstaltung oder sogar das Programm schon zusammengestellt und einen grossen Raum gebucht. Aber dann kamen die neuen Bestimmungen.Nur die Grünen haben auf ihrer Prioritätenliste sowieso keine Neujahrsbegrüssung. Parteipräsident Meinrad Gschwend sagt, auch ohne Corona fände wohl kein solcher Anlass statt. Es müssten ja nicht alle Parteien das Gleiche machen.Lieber widmeten sich die Grünen mit einem nächsten Anlass einem bestimmten politischen Thema, meint Gschwend. Aus Erfahrung weiss er, dass die Zahl der Teilnehmenden sowieso bescheiden wäre.Vielleicht anderer Anlass im FrühjahrGenerell spricht das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag angesichts der geltenden Schutzmassnahmen nicht unbedingt für die Durchführung einer Neujahrsbegrüssung. Karin Hasler, die Präsidentin der SP Rheintal, sagt denn auch klar: «Wir wollen unseren Anlass von Anfang Jahr lieber auf den Frühling verschieben und dafür möglichst alle Interessierten dabeihaben», falls die Bestimmungen bis dahin wieder gelockert werden. Weil ohnehin eher ältere SP-Mitglieder an einer Neujahrsbegrüssung teilnähmen, blieben einem Anlass zum jetzigen Zeitpunkt wohl zu viele fern, mutmasst Karin Hasler, schon wegen des unguten Gefühls, das manche haben dürften. Lieber setze man auf Planungssicherheit und lade zu einem späteren Zeitpunkt zu einem geselligen Anlass ein.Auch die Grünliberalen im Rheintal haben ihre Neujahrsbegrüssung abgesagt und erwägen die Durchführung eines «etwas anderen Events im Frühling».Referierende haben VorbildfunktionDie FDP Rheintal besucht in aller Regel einen Gewerbebetrieb und lässt Vortragende auftreten. Parteipräsident Peter Nüesch sagt, der Verzichtsentscheid von Ende November sei auch aus Rücksicht auf den gastgebenden Betrieb gefällt worden, dessen Aufwand wegen der Bestimmungen deutlich grösser wäre. Auch hätten angefragte Referenten den Zeitpunkt für einen Auftritt in Frage gestellt, was «völlig verständlich» sei.Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft hätten eine gewisse Vorbildfunktion, so dass ein Auftritt an einer Neujahrsbegrüssung als falsches Signal verstanden werden könnte. Die FDP wird an der Sitzung von Ende Januar erörtern, ob allenfalls in naher Zukunft ein alternativer Anlass stattfinden kann. Die Parteiführung sei sich bewusst, dass die Rückkehr zu einem Alltag mit mehr Begegnungen sehr vielen Menschen ein Bedürfnis sei.CVP befasst sich im März mit ihrem NamenAuch die CVP wolle «kein unnötiges Risiko eingehen», sagt Parteipräsident Sandro Hess. Somit entfällt der von der Ortspartei Oberriet bereits organisierte Sonntagsbrunch im Raum Oberriet, was sehr bedauert wird. Ein nächster besonderer CVP-Anlass ist für März vorgesehen. Dann ist die Änderung des Parteinamens von CVP Rheintal zu Mitte Rheintal das besondere Traktandum. Alle CVP-Kreisparteien sollen dieses Geschäft auf Wunsch der Kantonalpartei bis Ende März vollziehen, weshalb die DV dieses Jahr nicht erst im Mai stattfinden wird.SVP-Präsident bringt Schutzmasken mitDie SVP führt als einzige Rheintaler Kreispartei eine Neujahrsbegrüssung durch, begnügt sich aber mit einer Zusammenkunft im Freien und einem schlichten Rahmen. Ursprünglich habe die Partei ein «pfannenfertiges Programm samt Testcenter vor Ort» geplant, sagt Präsident Markus Wüst.Stattdessen versammelt man sich nun auf dem Eichberger Heiterhof um ein Lagerfeuer – im Beisein der Nationalräte Roland Rino Büchel und Mike Egger. Serviert werden Glühmost und Gerstensuppe, aber diese andere Art von «2G» sei wirklich Zufall, versichert Parteipräsident Markus Wüst und keinesfalls als ironische Anspielung gedacht. Die Einhaltung der geltenden Schutzmassnahmen sei der SVP sehr wichtig, fügt er ernst hinzu. Weil im Kanton St. Gallen noch etwas schärfere Massnahmen gelten würden als vom BAG vorgeschrieben, hätten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Speise und Getränk nicht nur im Sitzen einzunehmen, sondern sich davor und nachher an die Maskenpflicht zu halten. Für die erwarteten ungefähr fünfzig Gäste werde er Masken dabeihaben, sagt Markus Wüst.Auch andere Parteien hatten eine Neujahrsbegrüssung unter freiem Himmel diskutiert, sich aber für einen Verzicht beziehungsweise einen Ersatzanlass zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Sandro Hess sagt: «Wie die SVP es macht, ist sicher auch ein gangbarer Weg.»