Monika von der LindenSeit vielen Jahren ist es selbstverständlich, dass man frühzeitig lernt, in einem Notfall Erste Hilfe leisten zu können. Die Samaritervereine im Rheintal bieten regelmässig Nothelferkurse an. Der Nachweis, einen solchen Kurs absolviert zu haben, ist zum Beispiel obligatorisch, falls man den Führerausweis erwerben möchte.«Es ist aber keineswegs selbstverständlich, dass man sich ebenso auf die zu leistende Unterstützung am Lebensende eines Menschen vorbereitet», sagt Anne Heither-Kleynmans. Das möchte das Palliative Forum RhyCare ändern und bietet Ende März erstmals einen Kurs «Letzte Hilfe» an.«Da zu sein am Lebensende, ist das Wichtigste»Die katholische Theologin ist Seelsorgerin am Spital Altstätten. In ihrer Arbeit trifft Anne Heither oft auf Menschen, die sich mit dem Thema «Sterben und Tod» kaum oder gar nicht befasst haben. «Es ist immer noch ein Tabu», sagt sie.Viele Angehörige vermögen es, einen Sterbenden gehen zu lassen. «Da zu sein am Lebensende, ist das Wichtigste», sagt Anne Heither. Es gebe aber auch Angehörige, die halten die Strategie des Verdrängens bis zum Tod eines vertrauten Menschen durch. «Lässt man jemanden nicht gehen und gibt ihm nicht die Erlaubnis, wird ihm das Sterben sehr schwer.»Die Fachstelle Begleitung in der letzten Lebensphase (Bill) ist die einzige ihrer Art im Bistum St. Gallen und der Reformierten Kantonalkirche. Dort bietet Anne Heither ebenfalls Kurse an: «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie sehr gefragt sind.» Der Bedarf sei sehr gross, sich mit der Begleitung in der letzten Lebensphase auseinanderzusetzen.Der erste Kurs im RheintalDie Idee zum Kurs «Letzte Hilfe» beschrieb Georg Bollig erstmals im Jahr 2008 im Rahmen seiner Master Thesis zum Master of Advanced Studies (MAS) in Palliative Care. Das Konzept wurde in Deutschland und Österreich erprobt. In der Schweiz vermittelt die Reformierte Kirche Kanton Zürich seit einiger Zeit das Basiswissen zur Sterbebegleitung.Anne Heither und Erika Oesch (Pflegefachfrau im Haus Viva) sind zwei der ersten Fachkräfte im Kanton St. Gallen, die sich als Kursleiterinnen ausbilden liessen. Im Auftrag des Palliative Forums RhyCare bieten sie den ersten derartigen Kurs im Rheintal an. «Wir möchten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Angst vor dem Thema nehmen.» Ziel sei es, dazu zu animieren, überhaupt einmal über Sterben und Tod zu sprechen, sich auszutauschen. Mut machen, sich Nahestehenden zuzuwenden und sich der befremdenden Situation zu stellen.Es ist nicht nötig, Vorkenntnisse oder Erfahrung in Pflege oder Betreuung zu haben. «Wir wollen niederschwellig Basiswissen vermitteln, Orientierung bieten und einfache Handgriffe zeigen.»Viele Menschen haben falsche oder veraltete Bilder vom Sterben im Kopf. «Sie stellen sich vor, dass man am Lebensende starke Schmerzen hat und qualvoll stirbt.» Die meisten Menschen aber sterben ohne starke Schmerzen. Dank der Palliative Care können sie meist gelindert oder sogar genommen werden. «Der Kurs soll Anstoss sein, sich zu öffnen und andere zu begleiten, sagt Anne Heither. «Wir sind alle irgendwann Sterbende.»Der Austausch kann aber auch Grundlage sein für eine weitere Auseinandersetzung. Denkbar ist ein ehrenamtlicher Einsatz wie Sterbebegleitung im Hospiz-Dienst oder in der Fachstelle Bill, Besuchsdienste oder auch Nachbarschaftshilfe. «Sich dem Thema gestellt zu haben, vermittelt Sicherheit. Man traut sich eher nachzufragen, wenn ein Angehöriger, Freund oder Nachbar im Sterben liegt», sagt Anne Heither.HinweisDer Kurs «Letzte Hilfe» findet statt am Samstag, 28. März, von 8 bis 14 Uhr im Pfarreiheim Lüchingen. Anmeldungen nimmt Erika Oesch entgegen unter e.oesch@hotmail.com.