21.01.2021

Let’s talk about: MENSTRUATION

Die Menstruation. Ein Thema, worüber wir immer noch nicht offen reden. Selten schreit eine Frau durch die Menge: «Ich habe meine Tage, hat jemand ein Tampon?» Ein Tampon wird diskret überreicht - ähnlich einem Drogendeal - und danach gut in der Faust versteckt. Dabei bekommt ein Viertel der Weltbevölkerung die Periode. Wieso ist das Thema so tabuisiert?

Von at
aktualisiert am 03.11.2022
Dafür gibt es verschiedene Gründe In vielen Religionen gilt die Menstruation als unrein. Dieser Irrglaube hält sich hartnäckig. Im Mittelalter wurde das Blut sogar als Ursache für Krankheiten wie Lepra oder die Pest verantwortlich gemacht. Später kam es zu verschiedenen Thesen, die menstruierenden Frauen Aktivitäten wie Turnen oder Schwimmen untersagten. Bis heute werden menstruierende Frauen in manchen Ländern abgegrenzt, diskriminiert und ausgeschlossen.Langsamer Wandel Oft sprechen Frauen untereinander offen über ihre Periode, doch gesellschaftlich akzeptiert ist das Blut noch lange nicht. So wird beispielsweise in der Werbung Periodenblut mit blauer Flüssigkeit dargestellt. Die Menstruation soll versteckt und nicht beim Namen genannt werden. Synonyme sind verbreitet wie «Erdbeerwoche» oder «die Tage». Ein Wandel ist jedoch sichtbar. Junge Frauen gehen entspannter mit dem Thema um. Dabei spielt Social Media eine grosse Rolle. Online wird diskutiert, informiert und sich ausgetauscht. Zusätzlich steigern Menstruations-Apps, die den Zyklus tracken, das Bewusstsein für die Vorgänge im Körper.Wir haben mit zwei Frauen über das Thema Menstruation gesprochen:Nina, 21, Schüler Kunst PropädeutikumWie gehst du mit dem Thema Menstruation um?  Das Thema beschäftigt mich schon lange. Bereits in der Primarschule habe ich zum ersten Mal meine Tage bekommen, was sehr früh war. Glücklicherweise bin ich mit zwei grossen Schwestern in einem offenen Umfeld aufgewachsen. Auch heute habe ich das Glück, Menschen um mich zu haben, die mit dem Thema Menstruation locker umgehen. Das ist in unserer Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit. Ich habe schon Gespräche mit Leuten geführt, die Menstruation als abstossend betrachten und sich ekeln.Welche positiven Erlebnisse hast du mit der Mens gemacht? Als junges Mädchen und Teenie hatte ich Mühe mit der Menstruation und habe mir oft gewünscht, ein Junge zu sein, der sich nicht jeden Monat mit Schmerzen und Unwohlsein herumschlagen muss. Heute sehe ich das anders. Ich bin sehr dankbar über einen regelmässigen Zyklus, der mir zeigt, dass ich gesund bin. Natürlich machen die Schmerzen keinen Spass, jedoch habe ich gelernt, damit umzugehen. Heute sehe ich die Menstruation als wichtigen Teil, um sich selbst besser kennen zu lernen. Nicht zu vergessen: Der weibliche Zyklus ist einer der Gründe, warum wir alle hier sind.Welche negativen Erfahrungen hast du schon gemacht? Ein schwieriges Thema ist Menstruation bei der Arbeit. Dabei kann ich für mich und sicher für viele Frauen sprechen, die jeden Monat starke Regelschmerzen haben. Entweder gibt man viel Geld für Schmerzmedikamente aus und muss sich mit den Nebenwirkungen zurechtfinden, oder man entscheidet sich dagegen und hält den Schmerz aus. Die körperliche und mentale Leistung kann dadurch stark beeinflusst werden. Oft wird erwartet, jeden Tag gleich zu «funktionieren» - schwache Leistungen bringen dem Arbeitgeber keinen Profit, wodurch wenig bis gar keine Rücksicht auf menstruierende Frauen genommen wird.Ausserdem sind Wegwerf-Hygieneartikel, also Tampons und Binden, nicht ökologisch und obwohl es der Name eigentlich sagt, nicht immer hygienisch. Das Thema ist sehr umstritten und die Meinungen gehen weit auseinander.Was sollte sich in der Gesellschaft ändern? Vieles ändert sich bereits oder bewegt sich zumindest in eine gute Richtung. So soll es weitergehen, denn es gibt viele Verbesserungsmöglichkeiten. Ich fände es schön zu sehen, wenn Arbeitgeber menstruierenden Frauen entgegenkommen würden. Mehr Verständnis, statt blöde Sprüche. «Hat die etwa ihre Tage oder wieso ist sie so zickig?» oder: «Stell dich nicht so an, du bist ja nicht krank!» Darauf können wir verzichten.Lynn, 23 Jahre, PrimarlehrerinWie gehst du mit dem Thema Menstruation um? Ich spreche nicht oft über die Menstruation. Wenn, dann mit meinen engsten Freundinnen. Da wir vertraut sind, empfinde ich bei ihnen kein Schamgefühl und sie wissen genau, wovon ich spreche. Welche positiven oder negativen Erlebnisse hast du mit der Mens gemacht? Als negativ empfinde ich es, wenn ich mir anhören muss, wie eklig die Menstruation ist und dass wir Frauen echt nervig sind während dieser Phase. Positiv finde ich, wenn mir eine Frau verständnisvoll einen rettenden Tampon zusteckt.Was sollte sich in der Gesellschaft ändern? Wir wachsen leider damit auf, die Menstruation zu verstecken und schön zu reden. Oder wieso sollen unsere Tampon-Rettungsaktionen immer noch «topsecret» stattfinden und wieso sollten wir sie «Erdbeerwoche» nennen? Meiner Meinung nach müssen wir davon wegkommen, die Menstruation als Last und Fehler zu sehen. Der weibliche Zyklus kann wunderbares erschaffen.[caption_left: Quellen: tagesspiegel.de, aok-erleben.de, br.de]  

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