Am 1. März stellt Spirig ihr aktuelles Buch «Hinter dem Ladentisch» vor, in dem es um die «Alltagsschweiz» der 1940er- und 50er-Jahre geht. Es erzählt auch die Geschichte der Nuntiatur, spricht die Verbindungen des Vatikans zu Mussolini an und deckt die Machenschaften hoher Prälaten auf.Im Zentrum steht die 1941 geborene Martha Beéry-Artho. Im Kolonialwarenladen ihrer Mutter verfolgt das Mädchen die Verkaufsgespräche und hält den Kundinnen die Tür auf. Sie trägt Waren aus und beliefert die vatikanische Botschaft. Ihr Vater fährt den Nuntius und pflegt den herrschaftlichen Park. Das Mädchen entdeckt kirchliche und gesellschaftliche Widersprüche und stellt sich Fragen wie: Warum zahlt die Nuntiatur für ihren Chauffeur keine AHV-Beiträge? Und wo bleibt die Unterstützung nach dem frühen Tod des Vaters? Wieso dürfen Frauen nicht abstimmen?Das katholische Aufklärungsbüchlein lässt sie ebenso ratlos zurück wie der Blauring, der von den Mädchen Aufopferung verlangt. An den kirchlichen Verkündigungen und gesellschaftlichen Schranken, die Frauen auf den zweiten Platz verweisen, zweifelt sie früh, doch stichhaltige Antworten bleiben aus. «Das meinst du nur», heisst es häufig.