19.01.2019

Lesermeinung: Alle Partner ge­hören an den Tisch

Fünf Leserbriefe zur Einheitsgemeinde Au-Heerbrugg.

Vollmundig, jedoch wenig überzeugend hat sich der Auer Gemeindepräsident Christian Sepin am Montagabend in der Mehrzweckhalle Au, unterstützt vom beauftragten Berater Jean-Claude Kleiner, für die Einheitsgemeinde stark gemacht. Als Vorbild nahm er Diepoldsau, wo er vor seiner Wahl zum Gemeindepräsidenten von Au als Schulpräsident im Gemeinderat Einsitz hatte. Was der Auer Gemeindepräsident mit seinem Gemeinderat jedoch übersah, ist, dass Au nicht Diepoldsau ist. In Diepoldsau sind die Primarschule und die Oberstufe im Dorf und für das Dorf. In Au ist die Oberstufe (OMR) zuständig für die Politischen Gemeinden Berneck, Balgach und Au und damit ein sehr wichtiger Akteur in dieser Frage. Aber der Gemeinderat befand es nicht für nötig, diesen Partner mit ins Boot zu holen und mit ihm zusammen das Thema «Einheitsgemeinde» zu diskutieren. Auch besuchen Kinder aus Heerbrugg, die in den Politischen Gemeinden Balgach oder Berneck leben, die Primarschule in Heerbrugg.Bereits wurden Verträge mit den Gemeinden Berneck und Balgach zur Unterzeichnung vorbereitet, um nach einem Ja bei der Abstimmung vom 10. Februar zur einer «unechten» Einheitsgemeinde vorwärts machen zu können – ohne die OMR. Dieses Vorgehen begründete Sepin so: Man habe keine Zeit gehabt, um weitere Verhandlungen zu führen. Ein Zusammenschluss der Primarschulgemeinde Au mit der Politischen Gemeinde Au wäre der Beginn eines Flickwerks. Das will ich nicht und vermutlich wollen das auch viele andere Stimmberechtigten aus Au nicht. Wenn der Gemeinderat als Vertreter der Bürger von Zukunft spricht, so darf von ihm eine ganzheitliche Analyse erwartet werden und nicht ein Schnellschuss aus Zeitgründen.Wie bereits von Votanten am Info-Anlass geäussert, würde bei einem Ja eine «unechte» Einheitsgemeinde geformt, mit Gemeindepräsident Sepin an der Spitze. Eine echte Einheitsgemeinde holt alle Betroffenen ins Boot, wenn eine nachhaltige Änderung gewünscht ist. Dies auch im Sinne der Schüler von Berneck und Balgach, die in Heerbrugg zur Schule gehen und deren Eltern das Mitbestimmungsrecht in der Schulgemeinde verlieren würden. Sie würden de facto entmündigt.Ich lege mit voller Überzeugung ein Nein in die Urne, weil dieses Vorgehen unprofessionell ist und mehr Schaden als Nutzen bringen würde.Daniel Schilling, Mennweg 2, Au Fusion der Schulen wäre sinnvollIch bin Lehrer an der Oberstufe Mittelrheintal und begrüsse die aufkommenden Diskussionen zu den Einheitsgemeinden in Au und Berneck sowie die Rolle der OMR. Der Lehrplan 21 definiert die zu lernenden Kompetenzen von Kindern für die gesamte Volksschule. Die Übergänge von Primarschule zur Oberstufe sind nicht messerscharf definiert, sondern als Übergangszone definiert. Gewisse Inhalte können in der sechsten Klasse oder aber auch in der ersten Oberstufe behandelt werden. Dies erfordert erhöhte Absprachen der OMR mit den Primarschulen. Seit über drei Jahren arbeitet die OMR mit den Primarschulen im Einzugsgebiet an einem gemeinsamen ICT-Konzept, welches die Nutzung von persönlichen Geräten, die Infrastruktur und deren Support regeln soll. Gerade in diesem dynamischen Bereich sieht der Lehrplan neue Inhalte vor, welche bereits ab Primarstufe geschult werden müssen – und da macht «gemeinsame Sache» durchaus Sinn. Seit etwa einem Jahr arbeitet eine regionale Arbeitsgruppe, drei von vier Schulgemeinden arbeiten unter der Leitung der Pädagogischen Hochschule St. Gallen an einem ICT-Konzept zusammen, das einen roten Faden durch Primarschule und Oberstufe bilden soll. Die Zusammenarbeit der Primarschulen und der OMR nimmt zu. Aus diesen Gründen wäre eine Fusion der Schulen sinnvoll und würde die OMR in ein gesamtes Konstrukt ein­binden.Oliver Morandi, Berneck Es geht auch um die LiegenschaftenWalter Portmann und der Schulrat haben sicher gute Arbeit geleistet. Vor allem Walter Portmann: Er brachte alles, was er wollte, bei den Schulbürgern durch. Mit dem Schulischen habe ich kein Problem, bei den Liegenschaften sieht es anders aus. Ob das Schulhaus Haslach schön ist oder am richtigen Ort steht, darüber kann man sich streiten. Wo ich sicher bin: Die Turnhalle Wees steht am falschen Ort und ist zudem viel zu teuer, um «nur» zu turnen. Das Schulhaus Wees wurde von unseren Vorgängern so gebaut, dass man es aufstocken kann. Darum bin ich mir sicher, dass solche Vorhaben in den Gemeinderat kommen. Das sind Gründe, warum ich Ja stimme.Remo Rech, Rossweg 7, Au UnechtDer Begriff «unechte Einheitsgemeinde» tauchte anlässlich des Info-Anlasses und in der Berichterstattung auf und hat wohl manche zum Nachdenken angeregt. Nun ist jetzt schon einiges «unecht»: Der Zusammenschluss der beiden Primarschulgemeinden Au und Heerbrugg hat dazu geführt, dass in Heerbrugg wohnhafte Balg­acher und Bernecker Schulbürger einerseits in der Primarschulgemeinde Au-Heerbrugg stimmberechtigt sind. Anderseits fehlt ihnen als Balgacher und Bernecker das Stimmrecht in den Primarschulgemeinden von Balgach und Berneck, obwohl sie dort steuerpflichtig sind.Eine echte Einheitsgemeinde könnte nur durch die Fusion der drei Politischen Gemeinden Au, Balgach und Berneck gebildet werden. Dann würden sämtliche Grenzen übereinstimmen, alle Bürger hätten gleichwertige Stimm- und Wahlrechte. Gegenwärtig deutet aber nichts darauf hin, dass eine Fusion der drei Gemeinden politisch machbar wäre. Hingegen könnte die Schaffung von drei Einheitsgemeinden ein Schritt in diese Richtung sein. In Au und Berneck wird demnächst darüber entschieden. Sollte Balgach später diesen Weg auch gehen, könnten drei Einheitsgemeinden über einen Zusammenschluss nachdenken.Wenngleich die Einheitsgemeinde Au-Heerbrugg «unecht» bleibt, breche ich doch eine Lanze für das Modell. Die Erfahrungen in den benachbarten Einheitsgemeinden bestärken mich darin.Die politische Gemeinde spricht mit einer Stimme. Sie bündelt die personellen und ökonomischen Ressourcen. Sie allein verfügt über die Steuer- und Steuerfusshoheit. Dies ermöglicht ihr eine auf lange Sicht angelegte Politik, besonders, was die Investitionen anbelangt.Die Schule ist ein Teil des Ganzen. Sie kann sich auf ihr Kerngeschäft, nämlich die Führung und Organisation der Schule, konzentrieren. Pädagogische Aspekte werden in den Vordergrund rücken. Sie kann Aufgaben, die nicht zum Kerngeschäft gehören, abtreten. Die politische Gemeinde kann sie dort unterstützen, wo Kompetenzen womöglich fehlen.Es muss nicht alles beim Alten bleiben – und nicht alles Neue ist zwingend besser. Aber das Modell «Einheitsgemeinde» hat sich vielerorts bewährt und ist zukunftsweisend.Marcel Sieber, Heerbrugg Liegenschaften sind gut betreutAus der Abstimmungsbroschüre habe ich erfahren, dass die Aufgaben des Liegenschaftsressorts an die politische Gemeinde übertragen werden, sofern der Einheitsgemeinde zugestimmt wird. Die Schulhäuser und Kindergärten der Primarschulgemeinde Au-Heerbrugg sind in einem tadellosen Zustand. Dies Dank dem Ressortverantwortlichen Christoph Sieber und Schulratspräsident Walter Portmann, die kostengünstig und effizient die Leitung dieser baulichen Aufgaben ausgeführt haben. Mir wird es jetzt schon ganz flau im Magen, wenn ich daran denke,dass die Politische Gemeinde Au diese Aufgaben künftig übernimmt. In den letzten Jahren hat es im Bauwesen der Gemeinde einige personelle Aufstockungen gegeben und ich befürchte, dass der Übertrag dieses Ressorts wiederum eine Neuanstellung nach sich ziehen wird. Dies auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Schulgemeinde wesentlich mehr Liegenschaften zu unterhalten hat wie jetzt die politische Gemeinde. Dies ist mit ein Grund, warum ich ein klares Nein in die Urne legen werde.Rosmarie Weiss, Au 

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