24.04.2020

Leserbriefe zur Kritik an Ausländern und zu Spendenbriefen

Kennenlernen hilft«Es liegt am Benehmen mancher Ausländer», Ausgabe vom 18. AprilIch kann Werner Freys Leserbrief in mehrfacher Hinsicht nicht einordnen. Will er allen Ernstes nicht nur billiger Ausländerfeindlichkeit eine Bühne geben, sondern sogar den Aufruf zu menschenverachtender Gewalt schönreden? Und dann fordert er tatsächlich von den so beschimpften, verunglimpften Bevölkerungskreisen noch «gegenseitiges» Verständnis ein?Ich will dazu einfach Folgendes sagen: Ich lebe seit 40 Jahren im Rheintal, davon seit 30 Jahren in Rebstein. Hier wuchsen meine Kinder auf. Ich kenne in Rebstein sehr viele engagierte, fleissige und liebenswürdige Menschen mit Migrationshintergrund, sie sind die Freunde meiner Kinder, sind meine geschätzten Nachbarn, ich treffe sie in der Kirche, in Vereinen, auf der Strasse und im Volg. Sie leben schon viele Jahre hier, viele sind eingebürgert und alle tragen viel zum Wohlstand und Wohlbefinden in unserem Dorf bei. Sie bezahlen die Mieten und Steuern und sind wie wir alle dankbar, in einer so friedlichen Dorfgemeinschaft leben zu dürfen.Übrigens, falls man sich ernsthaft mit der Geschichte unseres Wohlstandes befassen möchte, erkennt man rasch, dass es sehr wohl die Fremden sind und waren, die in den vergangenen Jahrzehnten unter strengen Arbeits- und Lebensbedingungen unseren «Tisch reich gedeckt» haben, um die Wortwahl Werner Freys zu verwenden. Man schaue nur, was heute bei geschlossenen Grenzen passiert, wer unsere Alten und Kranken pflegt, den Bauern hilft und den Müll wegbringt …Ich weiss nicht, wie lange Werner Frey in unserem Dorf wohnt, ob er überhaupt Kontakte zu den Menschen hat, die er öffentlich verunglimpft, oder ob er und seine Gesinnungsgenossen irgendwie einfach einen Sündenbock für Ängste und Unzufriedenheiten im eigenen Leben brauchen und jene dazu auswählen, die sich nicht wirklich zur Wehr setzen können.Jedenfalls lade ich Werner Frey gerne ein, nach Abklingen von Corona, mal bei mir im Garten ein heimisches Bier oder Mineralwasser zu trinken, vielleicht grad zusammen mit ein paar heimischen Migranten, und seine ungute Stimmung in einem offenen Gespräch zu klären. Kennenlernen hilft, versprochen!Esther Beyeler Mattle, Rebstein Bettelaktionen der KinderspitälerIch traute meinen Augen kaum, als ich kürzlich einen Spendenaufruf des Ostschweizer Kinderspitals erhielt und heute gerade auch noch ein Mail des Kinderspitals Zürich mit dem gleichen Anliegen. Da steht unter anderem: «Wir haben klare Vorgaben, wie eine Behandlung zu erfolgen hat und wie viel Zeit für jedes Kind aufgewendet werden darf. Zeit, um auf Sorgen und Ängste einzugehen, ist in diesen Vorgaben nicht vorgesehen. Dabei sehen wir täglich, wie viel Zuversicht, Hoffnung und neuen Mut diese Extrazeit wachruft.» Wir wenden Milliarden für Flüchtlinge, Milliarden für die darbende Wirtschaft, Milliarden für die Hilfe im Ausland auf; Hunderte von Millionen steuern wir in Italien und Deutschland in den Ausbau ihres Schienennetzes bei, aber für unsere Kinderspitäler haben wir zu wenig Geld, um einen Clown oder eine Geschichtenerzählerin anzustellen oder eine Pflegeperson zu bezahlen, die sich mal auf den Bettrand eines kranken Kindes setzt, um ihm Zuversicht zu geben. Unser Gesundheitsminister wird nicht müde, uns alte Leute (ich bin 85) als verletzlich («vulnerabel») zu bezeichnen. Wir sind, mindestens der Grossteil unserer Generation, nicht verletzlicher als andere Leute und auch nicht hilflos. Wir haben unser mehr oder weniger gutes Leben gehabt und sind grösstenteils auch in der Lage, für uns selbst zu sorgen. Verletzlichst hingegen sind die Kinder in den Kinderspitälern, die ihr Leben noch vor sich haben und Hoffnung und Zuversicht brauchen. Anstatt nur noch von Corona zu sprechen, würde sich unser gepriesener Gesundheitsminister Berset besser auch einmal um das Krankenversicherungsgesetz kümmern, das den Kinder­spitälern offenbar zu wenig Freiraum lässt, um die kranken Kinder auch mental zu betreuen. Damit kann er sich allerdings weniger Lorbeeren holen.Ich werde trotz allem spenden, um die «Vulnerabelsten» unter den «Vulnerablen» nach meinen Möglichkeiten zu unterstützen. Ich schäme mich aber für unsere Regierung und die Politik, die solch unwürdige Zustände zulassen.Walter Schedler, Heerbrugg

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.